Sperrstunde? Nicht bei uns:
Kneipen, die die Nacht zum Tag machen

New York soll die Stadt sein, die nie­mals schläft? Von wegen: Auch der Wed­ding kommt nie­mals ganz zur Ruhe. Nacht­bus­se, Taxen, Nacht­schwär­mer crui­sen durch unse­re Stra­ßen. Und man­che Eck­knei­pe macht das “OPEN”-Leuchtschild im Fens­ter nie­mals aus. Doch war­um gibt es in Ber­lin kei­ne Sperr­stun­de? Am 21. Juni 1949, pas­send zur Som­mer­son­nen­wen­de, wur­de in West-Ber­lin die Sperr­stun­de von den West­al­li­ier­ten auf­ge­ho­ben – auch, um dem Osten ein Schnipp­chen zu schla­gen. Wir zei­gen euch, wo ihr im Wed­ding die gan­ze Nacht über eine offe­ne Tür findet. 

Zum Magendoktor

Egal, ob der Wed­ding kom­men soll oder nicht – der Magen­dok­tor war schon immer da. Seit wann genau, dar­an kann sich kein leben­der Mensch mehr erin­nern. Man­che sagen, dass die Knei­pe zumin­dest seit Mit­te der Sieb­zi­ger bis Coro­na nie­mals die Türen geschlos­sen hat­te. Für wenig Geld kann man sich hier betrin­ken. Oder ein­fach mit jeman­dem aus dem bunt gemisch­ten Publi­kum quat­schen. Oder Bil­lard spie­len. Oder ein­fach nichts tun. Inzwi­schen hat der Dok­tor täg­lich von 14 bis 6 Uhr mor­gens geöffnet. 

Magen­dok­tor, Rei­ni­cken­dor­fer Str. 111, tgl. 14 bis 6 Uhr

Soldiner Eck

1978 über­nahm Inge die Knei­pe an der Sol­di­ner Ecke Wrie­ze­ner Stra­ße. Mit ihrem zwei­ten Mann Wil­li Dom­scheit betreibt sie die letz­te uri­ge Knei­pe die­ser Art im gan­zen Sol­di­ner Kiez. In der Nacht des Mau­er­falls stran­de­ten hier die ers­ten Ost­ber­li­ner, die von der Born­hol­mer Stra­ße kamen, und beka­men erst mal ein Bier, das hier noch immer ziem­lich güns­tig ist. Wol­len wir hof­fen, dass die­se Kiez-Insti­tu­ti­on noch lan­ge bleibt!

Sol­di­ner Eck, Sol­di­ner Ecke Wrie­ze­ner Str., täg­lich 24 Stun­den geöffnet

Beim Dicken

Die­se Eck­knei­pe gibt es schon seit gefühlt hun­dert Jah­ren. Frü­her ein­mal ein Ort, an dem Schorn­stein­fe­ger aus­ge­bil­det wur­den. Doch wel­che Knei­pe kann schon von sich behaup­ten, ein­mal der Haupt­dreh­ort eines Films gewe­sen zu sein? Der Wed­ding-Film “Hei­kos Welt” wur­de “beim Dicken” gedreht, und das The­ma Dart­tur­nier hät­te man woan­ders wohl kaum so gut in Sze­ne set­zen kön­nen wir hier an der Bel­ler­mann- Ecke Grün­ta­ler Stra­ße. Die­se Rau­cher­knei­pe hat 22 Stun­den am Tag geöff­net – ihr wer­det also sehr wahr­schein­lich einen Platz im Ter­min­ka­len­der fin­den, um sie ein­mal zu testen. 

Bel­ler­mann­str. 17, tgl. 6.00 – 04.00 Uhr

KneipenKult

So kul­tig wie der Name sug­ge­riert, ist die Eck­knei­pe zwar nicht, aber sie hat alles, was es braucht: 24 Stun­den geöff­net, gemüt­li­che Atmo­sphä­re, Hin­ter­zim­mer, preis­wer­tes Bier und einen rüh­ri­gen Wirt. Frü­her war das Lokal als Uni­on Eck bekannt. Der Name hat­te aber mit Fuß­ball nichts zu tun, son­dern mit der Dort­mun­der Uni­onbraue­rei. In der Ofe­ner Str. Ecke Glas­gower Stra­ße könnt ihr den Kult­fak­tor der Knei­pe ein­fach mal selbst aus­pro­bie­ren – zum Bei­spiel bei einem Schultheiß. 

Knei­pen­Kult, Ofe­ner Str. 14, tgl. 24 Stunden

Leider, leider…

Harald Juhn­ke wür­de sich im Grab umdre­hen: Die 24-Stun­den-Knei­pen sind näm­lich akut vom Aus­ster­ben bedroht. So ist das legen­dä­re Föh­rer Eck an der Föh­rer Ecke Feh­mar­ner Stra­ße vor ein paar Jah­ren ver­schwun­den. Und der Magen­dok­tor und Beim Dicken sind nur noch am Nach­mit­tag, Abend und die gan­ze Nacht über geöff­net. So bleibt viel­leicht bald nur noch die Not­auf­nah­me im Virch­ow, die im Wed­ding 24 Stun­den offen hat.

Lese­tipp: Mei­ne 11 Stun­den im Magendoktor