Ein türkisches Paar aus dem Kiez hat die Eisenkralle in der Swinemünder Straße im Brunnenviertel übernommen. Mit viel Engagement und Liebe führen Serdar und Zülal den Multi-Shop und haben ihn zu einem beliebten Treffpunkt gemacht.
Seit sechs Monaten gibt es außer der Gleim-Oase eine weitere Oase im Kiez: die Eisenkralle in der Swinemünder Straße 86. Und da es dort nicht nur Wasser, sondern (fast) alles gibt, nennt sich der Laden auch Multi-Shop statt Späti.
Schon vor 15 Jahren hatten Serdar und Zülal Kücükömeroglu den Wunsch, den etwas heruntergekommen Eckladen zu übernehmen, um ihn zu einem Ort zu machen, wo sich Menschen wohlfühlen. Als sich endlich die Chance bot, weil der Vorbesitzer sein Geschäft aufgab, sind sie ein hohes Risiko eingegangen. Beide haben ihren Job als Taxifahrer und Arzthelferin gekündigt. Sie haben Tag und Nacht im und für den Laden gearbeitet und Zülals Mutter ist sogar für fünf Monate zu dem Paar ins Brunnenviertel gezogen, um die drei Kinder – zwei, sieben und elf Jahre alt – zu betreuen. Die Kinder, so sagen die beiden Unternehmer, geben ihnen die Kraft, jeden Tag im Laden zu stehen; und sie unterstützen, wo es geht. So gab es zum Beispiel auch kein Gejammer, als die Urlaubsreise ausfallen musste.
Zülal und Serdar Kücükömeroglu merkt man die Energie und Hingabe für den Laden und die Liebe zum Kiez und seinen Menschen an. Sie haben für alle Kunden ein offenes Ohr und nehmen sich gerne die Zeit für ein Gespräch. Neben dem Standardangebot (Lebensmittel, Snacks, Getränke, Kaffee) bieten sie auch Selbstgemachtes an: Backwaren, Torten, Nudelsalat und Frühstück.
Was sie sich wünschen? Noch mehr Hochbeete wie vor ihrem Multi-Shop, damit die Nachbarn dort etwas pflanzen können. Und keine Autos mehr, die am Laden vorbei durch die Swinemünder rasen. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.
Eisenkralle Multi-Shop und Café, Paketshop, Lotto; Swinemünder Straße 86,täglich geöffnet von 6 bis 21 Uhr
Text und Fotos: Jochen Uhländer, Foto historisch: Sammlung Ralf Schmiedecke
Der Text ist im Kiezmagazin „Wünsche für den Kiez“, Ausgabe 4/2019 erschienen. Mehr Text und mehr über die Arbeit der ehrenamtlichen Bürgerredaktion: www.brunnenmagazin.wordpress.com. Der Autor Jochen Uhländer ist Stadtteilkoordinator im Gebiet Brunnenstraße Nord. Sein Büro hat er im Olof-Palme-Zentrum. Dies ist sein erster Beitrag im Kiezmagazin.
Zum historischen Foto:
Die Eisenkralle früher: Im Schaufenster der Swinemünder Straße 86/Ecke Lortzingstraße waren um 1978 die neuesten technischen Produkte des Wirtschaftswunders ausgestellt. Vor dem Fenster üben hier gerade die Westalliierten für den Ernstfall. Es war Kalter Krieg und man befürchtete, dass Westberlin durch die offenen U‑Bahn-Tunnel vom Osten her angegriffen werden könnte. aus: Ralf Schmiedecke: Berlin-Wedding. Eine Zeitreise in alten Bildern, Sutton Verlag 2019
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