Wer von der geologischen Wand im Wedding gehört hat und sie sehen will, der wird lange suchen müssen. Aus dem Volkspark Humboldthain, wo sie einst errichtet wurde, ist sie bereits 1914 weggezogen. Heute residiert sie im Botanischen Volkspark Blankenfelde in Pankow. Dort kann man sie zu den Parköffnungszeiten besuchen und etwas über die Erdgeschichte Mitteleuropas lernen.
Wer die geologische Wand in Pankow gefunden hat, wird sehen: es handelt sich für das ungeübte Auge im Wesentlichen um eine Mauer mit nummerierten Steinchen. Der Gymnasiallehrer und Geologe Eduard Zache hat sie entworfen, zwischen 1891 und 1895 wurde sie gebaut.
Auf 30 Metern Länge und 2,50 Metern Höhe zeigt die Wand anhand 123 verschiedener Gesteine aus fast allen Teilen Deutschlands einen geologischen Schnitt durch die Erdgeschichte Mitteleuropas. Sie stellt einen idealen Schnitt durch die Schichten der Erdkruste Mitteleuropas dar. Die Steine stammen aus Brandenburg, dem Rheinland, Schlesien, Sachsen und Thüringen.
Die Wand ist in 20 Abschnitte eingeteilt. Die Schichten sind mit Zahlen markiert, eine Tafel gibt Auskunft über, um welches Gestein es sich handelt. Wer möchte, kann sich vor Ort in die Materie vertiefen. Doch es geht auch ohne Ausflug nach Pankow. Der Verein „Geowissenschaftler in Berlin und Brandenburg“ hat ein sehr interessantes Faltblatt herausgegeben, das viele detaillierte Fakten zur geologischen Wand liefert. Es kann als PDF angeschaut werden. Die Grün Berlin GmbH, die den Botanischen Volkspark betreibt, hält überdies eine interaktive geologische Wand bereit, deren Betrachtung ebenso lohnt.
Der Anfang der geologischen Wand war jedoch im Wedding. Im Andenken an Alexander von Humboldt bemühten sich die Gestalter des Volksparks Humboldthain seinerzeit, verschiedene Gehölze von verschiedenen Kontinenten anzupflanzen und diese mit Etiketten zu kennzeichnen. Es gab in den Anfangsjahren – der Park wurde 1876 fertig – auch einen botanischen Garten mit Freilandvivarium für einheimische Reptilien und Amphibien und eben die geologische Wand. Diese Einrichtungen sollten der Volksbildung dienen.
Diese Schulgarten-Anlagen genügten aber schließlich den gewachsenen Anforderungen um die Jahrhundertwende nicht mehr. Darüber hinaus führten die benachbarten Industrieanlagen zu Beeinträchtigungen. So wurde 1909 ein neuer Hauptschulgarten in Berlin-Blankenfelde gegründet. 1914 zogen die geologische Wand und das Vivarium dorthin um, bereits 1912 war der Gärtnereibetrieb dorthin umgesiedelt. Dort kann sie noch heute besichtigt werden.
Der Botanische Volkspark Pankow beherbergt aber nicht nur die geologische Wand aus dem Wedding. Auf dem Gelände des einst größten Schulgarten Berlins bietet der Botanische Volkspark Blankenfelde-Pankow auf einer Fläche von 34 Hektar denkmalgeschützte Bau- und Gartenkunst umgeben von wertvollen naturbelassenen Wäldern und Wiesen. Auch die denkmalgeschützten Schaugewächshäuser sind interessant. Ein kleines Café, das Café Mint, ist im Gewächshaus untergebracht und lädt an drei Tagen die Woche zu unglaublich leckerem Kuchen und selbstgemachten Scones mit Clotted Cream und Marmelade ein. Ist nicht Wedding, ok, aber trotzdem schön. Und die geologische Wand gehört zur Geschichte des Wedding einfach dazu.
Geologische Wand im Botanischer Volkspark Blankenfelde-Pankow, Blankenfelder Chaussee 5, Öffnungszeiten: täglich von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, Eintritt: 1 Euro/Kinder bis 14 Jahre frei, Web: www.botanischer-volkspark-pankow.de