Eigentlich darf man es ja niemandem verraten, und wir Eingeweihten wissen es ja sowieso: der Wedding ist das letzte Stück authentisches Berlin, und das sogar noch fast flächendeckend. Mit Shishas, aber ohne Schick; mit Dreckspatzen, aber ohne Eierspätzle; mit Rollator, aber ohne Rollkoffer. Das gute alte Berlin, wie es noch bis Ende der 90er in vielen anderen Teilen der Innenstadt normal war. Hier hat sich, im Schatten der Schicki-Micki-Nachbarn wie Mitte und Prenzlauer Berg oder als südliche Erweiterung des kleinbürgerlichen Reinickendorf noch das alte Westberliner Lebensgefühl erhalten – sozusagen Berlin in Aspik. Im Wedding lebt sich’s entspannter als in hochgejazzten anderen Trendbezirken, und das, obwohl die Medien schon seit Jahren schreiben, der Wedding sei nun wirklich im Kommen. Wirklich zu spüren bekommt man das nur an ganz wenigen Stellen; das Gesamtbild gerät durch solche Ausschläge nach oben jedenfalls nicht ins Wanken.
Martin-Thomas Haase schreibt in der Wochenzeitung Freitag über einen Spaziergang von Mitte in den Wedding: „Gelassen, unverändert, unberührt von all dem eitlen Geprotze und Geprunke, aus dem man gerade kommt. Wedding: schmutzig, besoffen nölend, asozial herzlich – und vor allem: ehrlich.“
Unsere letzte Umfrage zeigt jedoch, dass die ständigen Bewohner und Kenner des Wedding ziemlich genervt sein können vom vielen Dreck auf unseren Straßen. Aber vielleicht leben wir ja im Paradies, und wissen es nur nicht?
Neue Umfrage: Welche Eigenschaften treffen auf den Wedding am besten zu?
In der neuesten Umfrage können die Weddinger ihrem Ortsteil selbst ein paar dieser Etiketten verpassen: welche Attribute passen am besten zum Wedding? Bis zu drei Antworten sind möglich. Wir sind gespannt auf die Ergebnisse!