Meinung Nun ist es raus. Berlin muss bis Mitte nächsten Jahres Straßen für Euro 1–5‑Diesel sperren. Bei der Umsetzung könnte es hapern. Prominentes Beispiel am nördlichen Rand des Wedding: Der Kapweg. 250 Meter lang, Ausfahrt eines Baumarkts, einer Tankstelle und einer Waschanlage. Dank Kapweg spart man sich die 450 Meter Umweg durch Reinickendorf. Genau diese kurze Straße soll nun gesperrt werden, die BVG wird sich freuen, werden doch die Busse an der Ecke Scharnweberstraße nun noch mehr im Stau stehen. Dafür kann man länger Flugzeugen beim Landen zusehen. Hat ja auch was. Unser Autor fragt sich, wie sich das Problem mit den Fahrverboten lösen ließe.
Kommt da noch mehr?
Vielleicht. Zumindest müssen weitere Straßen überprüft werden, das sind zum Beispiel mehrere Bereiche der Müllerstraße, Badstraße, oder auch die Luxemburger Straße. Zwangsläufig gesperrt werden müssen diese nicht, es reicht möglicherweise auch einfach eine Beschränkung auf Tempo 30.
- Luxemburger Str. (zwischen Genter Str. und Müllerstr.)
- Fennstr. (zwischen Bayer-Werk und Müllerstr.)
- Müllerstraße (zwischen Antonstr. und Schulstr.)
- Badstr. (zwischen Buttmannstr. und Pankstr.)
- Müllerstraße (zwischen Amsterdamer Str. und Seestr.)
- Badstr. (zwischen Stettiner Str. und Grüntaler Str.)
- Badstr. (zwischen Bastianstr. und Stettiner Str.)
- Schulstr. (zwischen Maxstr. und Reinickendorfer Str.)
Genaue Infos: Karte und Liste Diese Straßen sind vom Diesel-Fahrverbot betroffen (Berliner Zeitung 09.10.2018)
Geht der Slalom weiter?
Möglicherweise, da es zu neuen Klagen kommen kann, wird eventuell auch der “Flickenteppich” im Wedding und Berlin größer.
Was machen wir im Wedding nun?
Nun, ich gebe zu: Ich habe gar kein Auto. Ich persönlich würde einfach ein generelles Fahrverbot im Ring (die Umweltzone gibt es ja bereits), gepaart mit blauer Plakette, begrüßen – kombiniert mit saftigen Geldstrafen für die Autobauer nach dem Vorbild der USA. Die Wenigsten dürften sich trotz Prämie ein neues Auto kaufen, um die 250 Meter endlich wieder durch den Kapweg fahren zu dürfen. Sie werden Umwege fahren, oder das Verbot ignorieren. Auch weil es finanziell gar nicht anders möglich ist
Am Ende wäre es doch das Schönste, wenn der Autoverkehr trotz allem minimiert wird. Der BER steht gerade voller Autos, weil VW diese dort zwischenparkt. Man könnte stattdessen dort einen Park & Ride-Parkplatz einrichten. Eine S‑Bahn existiert ja schon heute. Mit gesponserten BVG-Tickets durch die Autoindustrie wäre ja auch das kein Problem.
Schon mal um den 1. Mai durch Kreuzberg/Friedrichshain gelaufen? Ein Traum, durch die breiten autofreien Straßen zu flanieren. Oder die Stadt Pondevedra in Spanien, welche seit 20 Jahren den Autoverkehr aus dem Zentrum verdrängt. Ziehen die Leute deswegen weg? Im Gegenteil, es kommen immer mehr.
Nun werden einige sagen: „Ja, ist ja alles eh nicht umsetzbar. Berlin ist ja gar nicht vergleichbar, sagen wir mit Zürich.“ Mag sein, man könnte aber mal versuchen, sich an guten Beispielen zu orientieren und dann individuelle Lösungen auszuarbeiten. Ich kann das nicht, als Hobby-Weddingweiser fehlt mir dazu die Expertise, dafür gibt es ja Stadtplaner. Also liebe Autofahrer, man will euch ja nichts wegnehmen. Es muss sich aber etwas ändern. Schuld haben immer die anderen – da stimme ich sogar dieses Mal zu – aber nur – wenn ihr endlich mitmacht. Denn wo die Gesundheit aller beeinträchtigt ist, muss die Freiheit (des Individualverkehrs) des Einzelnen eingeschränkt werden dürfen - Ausnahmen für Taxen/Krankenwagen/Handwerker sollte es natürlich trotzdem geben. Also lasst uns doch einfach mal gemeinsam Lösungen suchen. Und dann umsetzen. Manchmal sind die utopischsten Ideen doch die besten!