Manchmal muss man auf die Dinge, die den Wedding besonders machen, aufmerksam gemacht werden. Leser Sebastian Trommsdorff schrieb dem Weddingweiser: „Meinen Laden gibt es nun schon seit sechs Jahren im Wedding, wann schreibt ihr mal etwas darüber?“ Und tatsächlich ist sein Séraline de Martinique, ein Rum-Kontor in der Fehmarner Straße, außergewöhnlich. Vielleicht ist es sogar weltweit einzigartig.
Der Rum macht den Unterschied
Wer an Rum denkt, hat Piraten mit Rumfässern vor Augen. Im Roman “Die Schatzinsel” spielt die Spirituose eine große Rolle. Was viele nicht wissen, ist, dass sogar einige karibische Inseln politisch zu Europa gehören. Dazu zählt auch das französische Überseedépartement Martinique. Von dieser Insel, die so groß wie Rügen ist, stammt Sebastians Frau Angéla. Martiniques bekannteste Exportprodukt ist neben Bananen der „Rhum agricole“. Durch Angéla bekam Sebastian Trommsdorff schnell Zugang zu den vielen kleinen Familienbetrieben, die Zuckerrohr anbauen und daraus Rum herstellen.
„Auf der Insel kennt jeder jeden, und so kommt es, dass wir den Rum vieler kleiner Destillen vertreiben können“, erklärt Sebastian Trommsdorff. Im Gegensatz zu herkömmlichem Rum, der aus dem Zucker-Abfallprodukt Melasse gebrannt wird, wird der Rhum agricole aus reinem Zuckerrohrsaft hergestellt. Er erinnert eher an einen Obstler als an weißen Rum. Im französischen Sprachraum ist diese Variante sehr bekannt, aber mit nur drei Prozent weltweitem Anteil an der Rum-Produktion ein absolutes Nischenprodukt. Mit über 300 verschiedenen orten dieser Rum-Art dürfte das Weddinger Rum-Kontor eine in dieser Form wohl einmalige Auswahl bieten. „Eine ganz besondere Spezialität mit hoher Qualität, die bei uns kaum jemand kennt“, so beschreibt der Rum-Händler sein Produkt, das etwa 40 Prozent Alkohol hat.
Neben dem Vertrieb, der den Großteil des Umsatzes ausmacht, ist das Séraline de Martinique aber auch ein hübscher Laden, der so gar nicht karibisch daherkommt. „Ich komme nun mal aus Köln“, erklärt Betreiber Sebastian, „und es soll ja zu mir passen, denn ich stehe total zu Rhum agricole.“ Und so wundert es nicht, dass es im Laden einen Kölschkranz mit Rumgläsern gibt, und auch sonst tummeln sich Souvenirs aus der Domstadt in dem mit vielen dunklen Holzmöbeln gestalteten Kontor. Doch vor allem die vielen schönen und originellen Flaschen in den bis an die Decke reichenden Regalen machen das Séraline zu einem beeindruckenden Ladengeschäft. Eine Flasche Rhum agricole gibt es übrigens ab 15 Euro.
Feinkost und Mittagstisch
Sebastian Trommsdorff wohnt mit seiner Familie seit vielen Jahren im Kiez und legt Wert darauf, dass auch sein Laden mit ungewöhnlichen Produkten eng mit dem Wedding verbunden ist. Schon seit 2012 existiert das Rum-Kontor, das es in dieser Form nur hier gibt. Neben dem Rumvertrieb soll das Séraline aber auch eine Bereicherung des direkten Umfeldes sein. Ein Regal mit Feinkost mit einem karibischen Einschlag ergänzt daher das Rum-Angebot. „Wir bieten originelle Konfitüren aus Martinique und auch exotische Liköre an, teilweise selbst hergestellt“, erklärt Sebastian Trommsdorff. Dazu kommen noch karibische Gewürze aller Art. Und weil das Essensangebot im Kiez zwar breit gefächert ist, aber eine leichte französische Bistrokost fehlte, gibt es vor dem schönen Laden an trockenen Tagen von 11.30 bis 15 Uhr einen Mittagstisch. Quiches, Zwiebelkuchen, Salat und auch Kuchen bieten eine Alternative zu Döner, Pizza & Co.
Séraline de Martinique, Fehmarner Straße 3, Mi-Fr 17–20 Uhr und Sa 16–20 Uhr geöffnet; Mittagstisch in der schönen Jahreszeit 11.30−15 Uhr, Website Séraline de Martinique
.….und der Mann hat das Zeug ein Kiezoriginal zu werden!