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Wedding bekommt ein französisches Viertel

1. April 2018
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Ein Mini-Eiffelturm vor dem Centre Français
Das Cent­re Fran­çais soll das Zen­trum des neu­en Vier­tels werden.

April­scherz Eine über­ra­schen­de Wen­dung gibt es bei der Umben­nung von drei Stra­ßen im Afri­ka­ni­schen Vier­tel. Der Frank­reich­be­auf­trag­te des Bezirks Mit­te hat kurz vor Ostern über­ra­schend  sein Veto  gegen den aktu­el­len Umbe­nen­nungs­be­schluss der Bezirks­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung (BVV) ein­ge­legt. Nach die­sem soll­ten die Lüde­ritz­stra­ße, die Peter­s­al­lee und der Nach­ti­gal­platz neue Namen nach afri­ka­ni­schen Per­sön­lich­kei­ten bekom­men. Der nun vor­lie­gen­de Vor­schlag, der auf brei­te Zustim­mung stößt, will fran­zö­si­sche Namen für alle Stra­ßen im Afri­ka­ni­schen Viertel.

Aus der Mül­lerstra­ße soll die Champs Moulin werden.

“Die Belan­ge fran­zö­si­scher Kul­tur wur­den im Beschluss der BVV zu wenig berück­sich­tigt. Immer­hin war der Wed­ding jahr­zehn­te­lang fran­zö­si­sche Besat­zungs­zo­ne”, sagt der Beauf­trag­te Didier l’A­vant-Hal­ler, der selbst fran­zö­si­sche Wur­zeln hat. Er for­dert nun ein Quar­tier Français. Sein aus­führ­li­cher Vor­schlag, der über ein­fa­che Stra­ßen­um­ben­nun­gen weit hin­aus­geht, hat gute Chan­cen umge­setzt zu wer­den. Quer durch die Par­tei­en war Zustim­mung zum Vor­schlag von Didier l’A­vant-Hal­ler zu hören.

Das Papier des Frank­reich­be­auf­trag­ten liegt dem Wed­ding­wei­ser vor. Es beinhal­tet unter ande­rem die Umbe­nen­nung der Lüde­ritz­stra­ße in Ave­nue Mireil­le Mathieu, die Peter­s­al­lee wird zur Rue Charles Azna­vour. Der Nach­ti­gal­platz wird dem­nach nach dem Spatz von Paris, Edith Piaf, benannt. Doch nach dem neu­en Vor­schlag sol­len nicht nur die­se bis­her in der Dis­kus­si­on befind­li­chen Stra­ßen­na­men aus­ge­tauscht wer­den. Nun sol­len alle Stra­ßen im der­zei­ti­gen Afri­ka­ni­schen Vier­tel neue Namen erhalten.

Beauftragte des Bezirks sind begeistert

Unter­stüt­zung aus der Ver­wal­tung für die­sen neu­en Vor­schlag kommt vom Euro­pa­be­auf­trag­ten, der die wich­ti­gen Bezie­hun­gen zu Frank­reich betont, aber auch von der Gleich­stel­lungs­be­auf­trag­ten: “Im Gegen­satz zum ers­ten Vor­schlag, bei dem nur drei Stra­ßen umbe­nannt wur­den, wer­den nun alle Stra­ßen, auch die ganz kur­zen, umbe­nannt. Somit sind alle Stra­ßen gleich­ge­stellt.” Poli­tisch unter­stützt wird der aktu­el­le Vor­schlag vor allem von den Rent­nern und Pen­sio­nä­ren in der BVV. Hin­ter vor­ge­hal­te­ner Hand freu­en sie sich par­tei­über­grei­fend über die­se Wen­dung. “Ja, das waren noch Zei­ten, als wir in West­ber­lin ein Hauch von fran­zö­si­scher Lebens­wei­se im Wed­ding hat­ten”, sagt ein Lokal­po­li­ti­ker, der nicht nament­lich genannt wer­den möchte.

Geht es nach dem Bezirk, gibt es sie bald an jeder Ecke: Croissants. Foto: Hensel
Geht es nach dem Bezirk, gibt es sie bald an jeder Ecke: Croissants.

Laut des Papiers, das den Akti­ons­plan Quar­tier Français skiz­ziert, soll es auch ein leben­di­ges Denk­mal zur Erin­ne­rung an die fran­zö­si­sche Besat­zungs­zeit geben. Auf dem größ­ten Platz des zukünf­tig Quar­tier Fran­çais genann­ten Stadt­teils wird eine stän­dig bespiel­te Büh­ne ein­ge­rich­tet. Meh­re­re Sän­ger wer­den sich abwech­seln, um Lie­der von Jac­ques Brel und Ser­ge Gains­bourg zu sin­gen. Moder­ne fran­zö­si­sche Musik von Chris­ti­ne and the Queens, Fauve oder Yel­le soll dage­gen aus­drück­lich nicht zu hören sein. Das hat der Ältes­ten­rat der BVV in das Papier hineinverhandelt.

“Aus dem Afri­ka­ni­schen Vier­tel wird ein Erin­ne­rungs­ort fran­zö­si­scher Kul­tur, der in Deutsch­land ein­ma­lig ist”, sagt ein Spre­cher des För­der­pro­gramms Akti­ves Zen­trum Mül­lerstra­ße. So sol­len För­der­mit­tel flie­ßen, damit es in jeder Stra­ße ein Bis­tro gibt. In die­sen wer­de aus­schließ­lich fran­zö­si­sches Früh­stück bestehend aus einem Crois­sant, einem Café und einem Glas Oran­gen­saft verkauft.

Jeden Tag im Kino: La Boum
Plakat
Läuft “La Boum – Die Fete” bald täg­lich im City Kino? Gra­fik: City Kino Wedding

Das Bezirks­amt wird im Haus­halt unter der Num­mer 1981 außer­dem den neu­en Titel “Kino­film­auf­füh­rung” ein­stel­len. Mit die­sem Geld soll im City Kino Wed­ding an der künf­ti­gen Champs Moulin (ehe­mals Mül­lerstra­ße) sie­ben Mal in der Woche der fran­zö­si­sche Kult­film “La Boum” (OmU) gezeigt wer­den. “Ich weiß nicht, ob wirk­lich täg­lich Zuschau­er kom­men wer­den”, sagt Anne Lake­berg vom City Kino, “doch in dem Film ste­cken so vie­le schö­ne Erin­ne­run­gen.” Natür­lich fin­det es die Kino­be­trei­be­rin auch gut, dass es nun bald eine Rou­tes Sophie Mar­ceau in unmit­tel­ba­rer Nähe des Kinos geben wird. Jedes Jahr am 11. Dezem­ber, dem Tag der Erst­auf­füh­rung des Films in Deutsch­land vor 37 Jah­ren, wird Anne Lake­berg die Lein­wand hoch­zie­hen, damit Platz ist für die Band Prag, die dann jeweils nur einen Song spie­len wird: “Sophie Marceau”.

Neben dem Kino wird auch das Cent­re Fran­çais pro­fi­tie­ren. So wird die Volks­hoch­schu­le dau­er­haft in dem mar­kan­ten Haus mit dem Eifel­turm vor der Haus­tür Kur­se zur kor­rek­ten Aus­spra­che fran­zö­si­scher Wör­ter wie Crêpes oder Pâtis­se­rie anbie­ten. So kön­nen die Anwoh­ner die neu­en Stra­ßen­na­men bald mühe­los in ihren All­tag inte­grie­ren. Das wird dann Bun­des­kanz­le­rin Ange­la Mer­kel freu­en. Die Kanz­le­rin hat bereits in Aus­sicht gestellt, mit Emma­nu­el Macron einen Zwi­schen­stopp in der Gour­man­de­rie ein­zu­le­gen, wenn sie ihn dem­nächst vom Flug­ha­fen Tegel abholt. Der nächs­te Staats­be­such des fran­zö­si­schen Prä­si­den­ten ste­he in naher Zukunft auf dem Pro­gramm der Kanz­le­rin. Das Hotel de France im Cent­re Fran­çais hofft, schnell genug eine Eta­ge zu einer Prä­si­den­ten­suite umbau­en zu können.

Bürger sollen bei Straßennamenwahl mitreden

Wel­che Namen im der­zei­ti­gen Afri­ka­ni­schen Vier­tel wel­che fran­zö­si­schen Namen bekom­men wer­den, ist jedoch noch nicht offi­zi­ell beschlos­sen. For­mal ist noch eine Bür­ger­be­tei­li­gung vor­ge­schal­tet. Das Bezirks­amt will sich bei die­sen umfas­sen­den Vor­ha­ben die­ses Mal ins rich­ti­ge Licht set­zen. “Wir wer­den in Kür­ze zu einer Anwoh­ner­ver­samm­lung mit offe­nem Ergeb­nis ein­la­den”, heißt es. “Beginn wird um 19 Uhr sein, so dass mög­lichst vie­le Anwoh­ner teil­neh­men kön­nen.” Der Ver­an­stal­tungs­ort wird das Club­haus in Mai­son­cel­les-en-Brie sein.

Didier l’A­vant-Hal­ler freut sich bereits auf die Ver­än­de­run­gen, die dem Wed­ding bevor­ste­hen. “Das nimmt einen wirk­lich guten Weg”, sagt er nach der durch­weg posi­ti­ven Reso­nanz auf sei­nen küh­nen Umbe­nen­nungs­vor­schlag für die Stra­ßen im Afri­ka­ni­schen Vier­tel. Er sagt: “Dar­auf geneh­mi­ge ich mir ein Stück Käse aus der Pro­vence und ein Glas Bor­deaux. Mer­ci Wedding!”

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Andrei Schnell

Meine Feinde besitzen ein Stück der Wahrheit, das mir fehlt.

3 Comments Leave a Reply

  1. Ein Fran­zö­si­sches Vier­tel neben dem Eng­li­schen – macht Sinn 😉 Aber nur, wenn Pla­sit­que Bertrant jeden Tag in der U‑Bahn sein “Ca plei­ne pour moi” pun­ken darf.

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