Wedding goes East: Bunte Muster auf Kleidern, Blusen und Röcken, aber auch moderne Variationen des Schulmädchenlooks kreiert die Maßschneiderin Marie Schmunkamp in ihrem Atelier Nuno in der Utrechter Straße. Die Verbindung aus deutschem Handwerk und japanischen Designs ist kultverdächtig.Als Geheimtipp in der Lolita-Szene hat sich Marie Schmunkamp schon einen Namen gemacht, nun entdecken auch wir den faszinierenden Modekosmos Japans. Dabei muss man eben nicht aufs Ganze gehen und mit auffälligem Manga ‑Make-up, Schleifchen im Haar und Puppenschuhen durch die Gegend laufen. Ein Lolita-Kleid (ab 150 Euro) mit coolem Alice im Wunderland-Muster kann man auch so kombinieren, das es total alltagstauglich ist. Und natürlich finden wir Durchschnittseuropäer im Atelier Nuno passende Größen – während Importe meist nur kleine Modelle bieten, ist hier von S bis XL alles vorrätig.
Marie Schmunkamp ist ein Ausnahmetalent, von dem wir Berliner nur profitieren können. Schon als Mädchen träumte sie in Dinklage davon, Modedesignerin zu werden. Vielleicht lag es an der Bodenständigkeit ihres Umfelds oder an der Weisheit der Jugend, dass sich Marie entschloss, ihre Karriere mit einer soliden Ausbildung zur Maßschneiderin zu beginnen. Sie überredete eine Freundin mit Meistertitel, sie in die Lehre zu nehmen. Drei Jahre später durfte Marie selbst den Meistertitel tragen und sich darüber hinaus als Dortmunds Beste der Besten bezeichnen – die offizielle Anerkennung verleiht die Handwerkskammer dem Top-Absolventen eines Jahrgangs.
Das ersehnte Modedesignstudium trat Marie dann in Berlin an der HTW an. Noch vor ihrem Abschluss begann sie 2013 nebenher freiberuflich zu arbeiten. In Henning Kroll, der den J‑Store betreibt, fand sie einen Mentor. Kroll hat mit seinem J‑Store ein Pilgerzentrum für die Manga- und Anime ‑Szene erschaffen. Dort hat Marie ihre ersten Modelle ausgestellt und verkauft. Das Feedback war super, der Verkauf lief gut. So konnte sie nach ihrem Bachelor 2017 jetzt einen soften Neustart hinlegen. Das Atelier Nuno ist die Erfüllung des Mädchentraums – in jeder Hinsicht.
Internationaler Hotspot Wedding
Und wieso im Wedding ? Wir könnten jetzt irgendwas an den Schleifen herbeiziehen und Higashiosaka als japanische Partnerstadt des Bezirks ins Spiel bringen… Die Wahrheit aber ist: Das kleine Ladenlokal und die nette Nachbarschaft haben Maries Herz erobert. Und da sie kaum Laufkundschaft hat und meist direkt aufgesucht wird, war der Standort relativ egal. Ab Herbst kannst du die Kollektionen auch online kaufen. Das Sortiment umfasst neben der eigenen Kollektion mit Röcken (ab 60 Euro), Blusen (ab 60 Euro) und anderen It-Pieces, auch passende Kanzashi (Blüten) und selbstgeschneiderte Taschen . Als Bonus gibt es Original-Schultaschen und Süßigkeiten.
Unterstützt wird die Designerin nicht nur weiterhin von Henning Kroll, sondern auch von dessen Frau, einer gebürtigen Japanerin, die bei den Bestellungen hilft. Es ist nämlich gar nicht einfach, das Vertrauen japanischer Stoffhändler zu gewinnen. Im November fährt sie deswegen mit auf eine große Stoffmesse ins Land der aufgehenden Sonne. In Zukunft möchte Marie zusätzlich Meterware zur freien Selbstgestaltung ins Sortiment aufnehmen. Und wer noch immer nicht überzeugt ist von dem Japan ‑Trend: Die Meisterin der Maßschneiderei fertigt nach wie vor von Hand an… Röcke (ab 300 Euro), Kleider (ab 600 Euro) oder Anzüge (dreiteilig ab 2500). Klingt exklusiv, ist aber eine lohnenswerte Anschaffung und der Boa-siehst-du-umwerfend-aus-Effekt ist unbezahlbar.
Atelier Nuno, Utrechter Straße 32, 13347 Berlin
Text: Mareile Morawietz, QIEZ.de
Dieser Text erschien zuerst bei unserem Kooperationspartner QIEZ.de