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Das Jahr aus Sicht der Brauseboys 

12. Dezember 2016

Jede Woche sind die Brau­se­boys mit ihren Tex­ten am Puls der Zeit. Das ver­schafft Über­blick, über das Jahr, über die Welt und den Wed­ding. Exklu­siv für den Wed­ding­wei­ser hier der tra­di­tio­nel­le Wed­ding-Rück­blick der Lese­büh­ne. Wie war das Jahr im Kiez? Was bleibt? Ein paar per­sön­li­che Ein­drü­cke aus 2016:

Frühling

Was der Wed­din­ger nicht kennt
Ein Mann mit Hund steht auf der halb­dunk­len See­stra­ße. Das Tier fut­tert Res­te eines weg­ge­wor­fe­nen Wraps. Der Mann guckt ange­wi­dert. Nicht nur, dass Has­so solch neu­mo­di­sches Zeug über­haupt anrührt – es scheint ihm auch noch zu schmecken!
(Thi­lo Bock)

Sommer

Matsch!

Die Kas­sie­re­rin im Ede­ka an der Mül­lerstra­ße zieht mei­ne Ein­käu­fe über den Scan­ner. Dann stoppt sie kurz und klappt den Eier­kar­ton auf. „Ich guck nur gera­de nach, ob die alle heil sind.“
„Hab ich schon“, sage ich.
„Na“, sagt sie, „sicher ist sicher. Anwei­sung von der Che­fin: soll ja kei­ner Matsch kau­fen hier.“
Dann schließt sie den Eier­kar­ton, zieht ihn über den Scan­ner, und stellt ihn mit Schwung auf die Tüte mit den Johannisbeeren.
(Vol­ker Surmann)

Karl Nazi
Es gibt ein Detail, das mein Ver­trau­en in den Döner mei­nes Ver­trau­ens ein wenig erschüt­tert. Aber manch­mal steht dort nachts hin­ter dem Tre­sen ein Nazi namens Karl. Woher ich weiß, dass er Karl heißt? Ganz ein­fach: Als ich unlängst am „Da Da Döner“ vor­bei­kam und erleich­tert zur Kennt­nis nahm, dass der ver­trau­te Stamm-Döner­mann dort stand, fass­te ich mir nach mei­ner Bestel­lung ein Herz und frag­te: „Sag mal, was ist das eigent­lich für einer, der hier nachts manch­mal her­um­steht und ein biss­chen so aus­sieht wie ein Nazi?“
„Ach, das ist Karl“, sag­te der Döner­mann, „der ist ja auch Nazi.“
„Der ist Nazi? Und dann arbei­tet der bei euch?“
„Ja, ist nicht mehr so ein kras­ser Nazi, ist jetzt nur noch so ein biss­chen Nazi. War frü­her mal rich­tig Nazi, aber dann war Knast, und jetzt ist er nur noch biss­chen Nazi.“
„Er war im Knast?“
„Ja, daher kenn ich ihn ja.“
„Du warst im Knast?“
„Ande­re Geschich­te. Aber da hab ich Karl ken­nen gelernt. Ist ganz OK, ist halt nur n biss­chen gegen zu vie­le Aus­län­der. Hab ich ihm gesagt: Ich bin auch gegen zu vie­le Aus­län­der. Ist nicht gut, wenn hier zu vie­le Aus­län­der sind. Hat er gesagt: Ja, ist nicht gut, wenn hier zu vie­le Aus­län­der sind, aber die Deut­schen, die wol­len ja nicht mehr rich­tig arbei­ten, da ist es ja kein Wun­der, wenn dann die gan­zen Aus­län­der kom­men. Hab ich ihm gesagt: Genau. Willst du nicht in mei­nem Döner arbei­ten? Hat er gesagt: OK. – Knob­lauch­Kräu­ter­Scharf?“ „Knob­lauch.“ Ver­son­nen schau­te ich ihm zu, wie er die Soße in die Brot­ta­sche strich. Es sind unüber­sicht­li­che Zei­ten, in denen wir leben.
(Hei­ko Werning)

Herbst

Kei­ne Experimente

Mei­ne ein­jäh­ri­ge Toch­ter ent­wi­ckel­te zum Ende der rbb-Abend­schau die Marot­te, Per­so­nen auf der Matt­schei­be zu küs­sen, wie die Mode­ra­to­ren und Ulli Zel­le bei der Außen­re­por­ta­ge. Pro­ble­ma­tisch wur­de das nur, als die aktu­el­le Wahl­wer­bung zur Ber­lin-Wahl nach­kam. “Hör auf, nein, NICHT Frank Hen­kel!”, rief ich und stürm­te zum Fernseher.
(Frank Sorge)

Winter

Im moder­nen Fotostudio

„Das wird kei­ne leich­te Auf­ga­be“, sagt der Mann hin­ter dem Tre­sen des Foto­stu­di­os in der Mül­lerstra­ße. Eben hat er mich foto­gra­fiert und jetzt war­te ich auf die Pass­fo­tos. „Da ist ne Men­ge zu machen.“ Eine hal­be Stun­de spä­ter fra­ge ich nach. „Gleich habe ich es geschafft. Ganz ehr­lich, ihr Gesicht bringt Pho­to­shop an die Leistungsgrenze.“
(Robert Rescue)

Brauseboys live

Es ist wie­der so weit! Die Brau­se­boys set­zen an zu ihrer ritu­el­len Jah­res­bi­lanz und wer­fen einen letz­ten Blick auf das Jahr, bevor es unter dem Schlei­er der Geschich­te verschwindet.

Die bes­ten Tex­te und scharf­sin­nigs­ten Betrach­tun­gen von der Wed­din­ger Vor­le­se-Boy­group. Sati­re vom Blatt, Lied­gut vom Kla­vier und Bil­der von der Wand – ein mul­ti­me­dia­ler Jah­res­rück­blick mit Thi­lo Bock, Frank Sor­ge, Robert Res­cue, Vol­ker Sur­mann und Hei­ko Werning.

Vom 14.12. (Pre­mie­re) bei­na­he täg­lich bis 7.1.17´um 20 Uhr im Kooka­bur­ra (Schön­hau­ser Allee 184, U‑Ro­sa-Luxem­burg-Platz). ‚Zwi­schen den Jah­ren’ zusätz­lich mit einer 16 Uhr Vorstellung.

Info & Kar­ten­vor­ver­kauf: www.comedyclub.dewww.brauseboys.de

Gastautor

Als offene Plattform veröffentlichen wir gerne auch Texte, die Gastautorinnen und -autoren für uns verfasst haben.

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