Seit einem Jahr wächst im Wedding ein Baumhaus. Das Projekt hat in der Gerichtstraße 23, unter der Wohngemeinschaft von Scott und Karen Wurzeln geschlagen – direkt gegenüber dem Stattbad Wedding. Während das Gebäude auf der anderen Straßenseite gerade abgerissen wird, eröffnet das Baumhaus an diesem Wochenende. Am Sonntag (25.9.) sind Nachbarn und Projekte aus dem Wedding eingeladen, den neuen Raum im Kiez kennen zu lernen.
Wer genau hinschaut, wird im Baumhaus auch Fliesen und Stühle aus dem Stattbad wieder finden. Die Gründer Scott Bolden und Karen Wohlert finden das sehr passend, denn bei ihrem Projekt steht das Thema Nachhaltigkeit im Zentrum. Sie selbst nennen das Baumhaus einen „Projektraum für Nachbar*innen und Weltverbesserer*innen“. Auf den 140 Quadratmetern soll es ab 1. Oktober ums Netzwerken gehen, um Müllvermeidung, um Essensrettung, um Kleidertausch, um Klimaschutz, um ökologische, kulturelle und soziale Projekte. Karen und Scott betrachten das Baumhaus als eine Art Verlängerung ihrer WG im Obergeschoss, in dem einfach mehr Platz ist für noch mehr Weltverbesserer und ihre Ideen.
Das Auftaktwochenende
Bevor das offizielle Baumhaus-Programm am 1. Oktober startet, findet nun ein Auftaktwochenende statt. Am Samstag (24.9.) sind von 12 bis 19 Uhr Initiativen aus ganz Berlin zu einem Barcamp eingeladen. Im Anschluss gibt es ein Abendessen aus geretteten Bio-Lebensmitteln, bis um 21 Uhr die Party im nahen Panke Club beginnt. Der Sonntag (25.9.) gehört ganz dem Wedding. Ab 15 Uhr ist das Baumhaus für die Nachbarschaft geöffnet. Wer neugierig ist, ist eingeladen. Die Zeit von 16 bis 19 Uhr ist für das Barcamp / Nachbarschaftstreffen reserviert. Projekte, die an einer Zusammenarbeit oder Vernetzung interessiert sind, sind eingeladen, sich kurz vorzustellen. Wer Interesse hat, kann sich per E‑Mail unter [email protected] dafür anmelden.
Das Projekt Baumhaus
Die Idee vom Baumhaus im Wedding ist bereits vor vier Jahren entstanden. „Es gibt so viele Krisen in der Welt. Viele Menschen merken, dass sich etwas ändern muss. Die Stimmung ist so, dass viele Leute aus dieser Erkenntnis heraus etwas machen, in der Nachbarschaft anpacken wollen“, sagt Karen Wohlert, die genau das auch wollte. „Es fehlen Orte für einen positiven Wandel“, ergänzt die Politikstudentin. Zu dieser Einschätzung passt, dass sich seit den ersten Ideen immer mehr Leute fanden, die das Baumhaus-Projekt unterstützten. Fast 400 Menschen waren laut Karen bisher beteiligt. Die Kerngruppe umfasst etwa 15 Aktive, die organisierten und vor allem beim Umbau halfen. Inzwischen wurde ein Verein gegründet, es gibt eine GbR und eben viele Unterstützer.
Bereits seit 2014 wurde der unrenovierte Raum in der Gerichtstraße 23 zwischen genutzt, 2015 begann der Ausbau. Die Gründer haben einen Kredit über 80.000 Euro aufgenommen, um den geplanten Umbau zu finanzieren. Eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne brachte weiter 15.000 Euro. Wenn auch bis zur Eröffnung noch fleißig weitergebaut wird, ist das meiste jedoch fertig. Der Wedding hat damit einen neuen Projekt- und Veranstaltungsraum. Anders als das Stattbad auf der anderen Straßenseite hat das Baumhaus seine Zukunft noch vor sich. Mit dem Vermieter haben Karen und Scott ausgehandelt, dass das Baumhaus mindestens bis 2023 an diesem Ort bleiben kann.
Was sich das Baumhaus wünscht
Aktuell werden vor allem Menschen und Projekte gesucht, die das Programm im Baumhaus mitgestalten möchten. Auch Unterstützer für die letzten Bauarbeiten werden noch gebraucht (keine Vorkenntnisse nötig). Auf der Wunschliste von Karen und Scott stehen außerdem ein Beamer und große Kochtöpfe.
Bereits auf dem Weddingweiser erschienen: Im Wedding wächst ein Baumhaus!
Die Internetseite des Baumhauses: www.baumhausberlin.de
Auch auf Facebook ist das Projekt zu finden: facebook.com/baumhausberlin
Text: Dominique Hensel, Fotos: Scott Bolden, Dominique Hensel
Ich würde sagen, im tiefsten Wedding!