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Das Favourites Film Festival kommt in den Wedding

30. August 2016
Momentaufnahme aus dem Film "Our Mother", dem Eröffnungsfilm des Favourites Film Festival. Foto: Promo.
Moment­auf­nah­me aus dem Film “Our Mother”, dem Eröff­nungs­film des Favou­ri­tes Film Fes­ti­val. Foto: Promo.

Das 2010 gegrün­de­te Film­fest trägt zurecht den Namen Favou­ri­tes Film Fes­ti­val (FFF). Zu sehen gibt es nur Fil­me, die auf ande­ren Fes­ti­vals vom Publi­kum aus­ge­zeich­net wur­den. Es geht also um Fil­me, die es ohne Knut Els­ter­mann und Kol­le­gen in die Her­zen der Leu­te geschafft haben. Nun zieht das FFF von Moa­bit nach Wed­ding. Am 7. Sep­tem­ber geht es los mit dem fran­zö­si­schen Film “D’une pierre deux coups / Our Mother”. Der Film wird als Deutsch­land­pre­mie­re im City Kino gezeigt. Das Pro­gramm des fünf­tä­gi­gen Fes­ti­vals ver­spricht viel Abwechs­lung (Tickets 6 Euro, Pass 30 Euro). Wir spra­chen mit Anna Jur­zik, eine der bei­den Grün­de­rin­nen des Filmfestivals.

Wed­ding­wei­ser: Wer hat das Favou­ri­tes Film Fes­ti­val gegrün­det und wozu?

Anna Jur­zik: Pau­la Syn­ia­wa und ich haben das Favou­ri­tes Film Fes­ti­val 2010 in Ber­lin gegrün­det und im Spät­som­mer 2011 erst­mals ver­an­stal­tet. Wir woll­ten dem Publi­kum beson­de­re inter­na­tio­na­le Fes­ti­val-Fil­me prä­sen­tie­ren, die kaum regu­lä­re Kino­starts erfah­ren – Fil­me, die es auf­grund der gro­ßen Kon­kur­renz schwer haben, ihr Publi­kum zu fin­den und oft erst im Rah­men eines kura­tier­ten Pro­gramms genü­gend Auf­merk­sam­keit erfah­ren. Das Publi­kum stand also von Anfang an in Zen­trum und so war uns schnell klar, dass wir auf unse­rem Fes­ti­val nur Fil­me zei­gen wol­len, die auf ande­ren Fes­ti­vals bereits einen Publi­kums­preis gewon­nen haben.

Organisieren das Favourites Film Festival: Paula Syniawa und Anna Jurzik. Foto: Promo.
Orga­ni­sie­ren das Favou­ri­tes Film Fes­ti­val: Pau­la Syn­ia­wa und Anna Jur­zik. Foto: Promo.

Wed­ding­wei­ser: Heißt das, ihr mögt kei­ne Fil­me, die einen Jury­preis bekom­men haben?

Anna Jur­zik: So ist es nicht gemeint. Wir sind ein­fach von unse­ren Erfah­run­gen als ganz nor­ma­le Besu­cher von Film­fes­ti­vals aus­ge­gan­gen: Zwi­schen den gro­ßen Bran­chen­fes­ti­vals herrscht eine gro­ße Kon­kur­renz um Pre­mie­ren und Fil­me­ma­cher. Fil­me, die kei­nen deut­schen Ver­leih fin­den, und es gibt ein­fach viel zu vie­le tol­le Fil­me, wer­den nach ihrer Deutsch­land­pre­mie­re auf einem Fes­ti­val über­haupt nicht mehr gezeigt. Den Kür­ze­ren zieht dabei das Publi­kum, das nicht die Mög­lich­keit hat, dem jähr­li­chen Fes­ti­val­ka­len­der hin­ter­her zu reisen.

Wed­ding­wei­ser: Das ist aber nett von Euch.

Anna Jur­zik: Mit dem auf das Publi­kum aus­ge­rich­te­ten Kon­zept wol­len wir Men­schen anspre­chen, die sich selbst nicht als Film­nerds oder Cine­as­ten bezeich­nen wür­den, son­dern ein­fach Lust auf emo­tio­na­le, star­ke Fil­me haben. In der Pro­gramm­aus­wahl suchen wir des­halb jähr­lich unter knapp 250 publi­kums­preis­ge­krön­ten Fil­men die­je­ni­gen her­aus, die uns berüh­ren. Fil­me, die es schaf­fen, uns in ihre Wel­ten zu zie­hen, Fens­ter in ein ande­res Leben öff­nen und neue Per­spek­ti­ven zei­gen und die dabei etwas erzäh­len über die gesell­schaft­li­chen Ver­hält­nis­se in dem Land oder dem Milieu, in dem sie spielen.

Wed­ding­wei­ser: Ihr habt in Moa­bit gestar­tet. War­um zieht das Favou­ri­tes Film Fes­ti­val in den Wed­ding ins City-Kino?

Anna Jur­zik: Wir hat­ten fünf wirk­lich wun­der­ba­re Jah­re im Film­rausch­pa­last in Moa­bit. Nur ist unser Fes­ti­val­pu­bli­kum in den letz­ten Jah­ren ste­tig gewach­sen. Wir waren schlicht auf der Suche nach einer grö­ße­ren Alter­na­ti­ve. Das Pro­gramm, das Anne Lake­berg und Wieb­ke Wol­ter seit knapp zwei Jah­ren im City Kino Wed­ding machen, hat uns von Anfang an sehr sehr gut gefal­len und die bei­den waren sofort total offen für die Idee, dem Favou­ri­tes Film Fes­ti­val eine neue Hei­mat zu bieten.

Wed­ding­wei­ser: Auf Eurer Web­sei­te fffberlin.de ist zu lesen, dass Euer Film­fes­ti­val auch in Bre­men zu sehen ist. Warum?

Anna Jur­zik: Es war von Anfang an Teil unse­rer Idee, das Fes­ti­val nicht nur in einer Stadt zu ver­an­stal­ten, son­dern die­se beson­de­ren Fil­me, die wir aus­wäh­len und von denen und jeder ein­zel­ne an Her­zen liegt, direkt zum Publi­kum zu brin­gen, damit so vie­le Men­schen wie mög­lich die Chan­ce haben, sie zu sehen. Seit 2013 gibt es das Favou­ri­tes Film Fes­ti­val auch in Bre­men. Und wir hof­fen in den kom­men­den Jah­ren eine drit­te Stadt hin­zu­neh­men zu können.

Wed­ding­wei­ser: Wer­den Pro­mis auf Eurem Fes­ti­val erwartet?

Anna Jur­zik: Wel­che Fil­me­ma­cher kom­men, steht noch nicht zu 100 Pro­zent fest. Sobald wir Zusa­gen haben, schrei­ben wir dies auf unse­re Web­sei­te www.fffberlin.de und pos­ten es auf Face­book. Auf unse­rer Web­sei­te steht auch das gesam­te Fes­ti­val­pro­gramm mit den zuge­hö­ri­gen Son­der­ver­an­stal­tun­gen mit Dreh­buch-Lesung, Film­quiz, Kurz­fil­men und natür­lich einer Par­ty. Und zu jedem der neun Lang­fil­me steht eine kur­ze Beschreibung.

Klick auf dieses Bild öffnet das Programmheft des Favourites Film Festival. Grafik: Promo.
Klick auf die­ses Bild öff­net das Pro­gramm­heft des Favou­ri­tes Film Fes­ti­val. Gra­fik: Promo.

Wed­ding­wei­ser: Gibt es einen the­ma­ti­schen Schwer­punkt im dies­jäh­ri­gen Programm?

Anna Jur­zik: Deut­li­cher denn je: Fami­lie. Alle neun Lang­fil­me, egal ob aus Korea, dem Liba­non, Vene­zue­la, Frank­reich, Afgha­ni­stan oder Island, erzäh­len von den unter­schied­lichs­ten Fami­li­en­mo­del­len. Es geht um Fami­li­en­ge­heim­nis­se und Fami­li­en­ban­de, um zer­bro­che­ne Fami­li­en, um das Los­sa­gen von der Fami­lie und um das Ankom­men in einer Ersatz­fa­mi­lie, um den Kampf für und gegen die Macht der Fami­lie, um die Ein­sam­keit inner­halb der Fami­lie und um Mut zur Gründung einer eige­nen Fami­lie. Die­ser Schwer­punkt hat sich ganz natür­lich im Lau­fe der Pro­gramm­aus­wahl erge­ben, und wir sind sehr gespannt auf die Reak­tio­nen unse­res Publi­kums! Es wer­den auf jeden Fall auf­re­gen­de fünf Tage ab dem 7. September.

LINKS

Web­sei­te des Favou­ri­tes Film Fes­ti­val und die zuge­hö­ri­ge Face­book-Sei­te.

Web­sei­te des Ver­an­stal­tungs­or­tes City Kino Wed­ding.

Inter­view: And­rei Schnell, Foto: Promo

Nach­trag am Ende des Festivals:

An allen Tagen waren die Fes­ti­val­be­su­cher dazu auf­ge­ru­fen, die Doku­men­tar- und Spiel­fil­me des Haupt­pro­gramms auf Stimm­zet­teln zu bewer­ten. Der ira­ni­sche Doku­men­tar­film Soni­ta erhielt mit 4,7 von 5 mög­li­chen Ster­nen im Durch­schnitt die bes­te Punkt­zahl. Der Film von Regis­seu­rin Roks­areh Ghaem Mag­ha­mi beglei­tet die gleich­na­mi­ge 19-jäh­ri­ge afgha­ni­sche Rap­pe­rin, die als ille­ga­le Migran­tin in Tehe­ran lebt und mit muti­gen Tex­ten für ein selbst­be­stimm­tes Leben kämpft. Die Zuschau­er zeig­ten sich tief beein­druckt und bewegt vom Schick­sal der jun­gen Frau und drück­ten dies nicht nur in Form ihrer Stimm­zet­tel­be­wer­tun­gen, son­dern auch in lan­gen Gesprä­chen im Anschluss an die Vor­füh­rung aus.

Das neue Fes­ti­val­ki­no, das City Kino Wed­ding, wur­de vom Publi­kum begeis­tert ange­nom­men. Erst­mals nah­men auch beson­ders vie­le Geflüch­te­te die Ein­la­dung des Fes­ti­vals wahr, die Vor­stel­lun­gen kos­ten­frei zu besu­chen – ein Ange­bot, das seit dem ers­ten Jahr zum Fes­ti­val­kon­zept gehört.
Ins­ge­samt waren die fünf Fes­ti­val­ta­ge erneut von einer über­aus herz­li­chen, kom­mu­ni­ka­ti­ven Atmo­sphä­re geprägt und sowohl das Film­pro­gramm als auch die Film­ge­sprä­che sind beim sehr diver­sen Publi­kum auf gro­ßes Inter­es­se gestoßen.

Die fran­zö­si­sche Regis­seu­rin Fejria Deli­ba, die zur Fes­ti­val­er­öff­nung die Deutsch­land­pre­mie­re ihres Regie­de­büt­films D’une pierre deux coups / Our Mother prä­sen­tier­te und in Beglei­tung ihres Dar­stel­lers Farid Bou­zenad ange­reist war, zeig­te sich tief gerührt vom Zuspruch des Publi­kums und der beson­de­ren Atmo­sphä­re des Fes­ti­vals: „Was für ein Emp­fang! Ein Fes­ti­val, das von Anna Jur­zik und Pau­la Syn­ia­wa mit gro­ßer Lei­den­schaft gelei­tet wird und die von einem hin­rei­ßen­dem Team mit­ge­tra­gen wird.“

Andrei Schnell

Meine Feinde besitzen ein Stück der Wahrheit, das mir fehlt.

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