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Haus Phönix – ein Zufluchtsort für Drogensüchtige

13. Juni 2016
Klaus Großer vorm Haus Phönix in der Koloniestraße. Foto: D. Hensel
Klaus Gro­ßer vorm Haus Phö­nix in der Kolo­nie­stra­ße. Foto: D. Hensel

Das Haus Phö­nix in der Kolo­nie­stra­ße ist ein Wohn­pro­jekt für Dro­gen­süch­ti­ge. Klaus Gro­ßer weiß aus eige­ner Erfah­rung, was Sucht bedeu­tet. Mit dem Pro­jekt hat der den Aus­stieg geschafft und enga­giert sich heu­te für die Prävention.

Mein Name ist Klaus. Ich bin 47 Jah­re und süch­tig. Ich lebe aber seit meh­re­ren Jah­ren abs­ti­nent und arbei­te seit vier Jah­ren im Haus Phö­nix Mit­te in der Kolo­nie­stra­ße. Seit drei Jah­ren betreue ich von dort aus das Netz­werk „Wir las­sen uns nicht betäu­ben“, das sich mit Dro­gen­prä­ven­ti­on beschäf­tigt. Ein ähn­li­ches Pro­jekt exis­tiert seit 2013 auch in Pan­kow, wo wir zusam­men mit der Poli­zei vom Abschnitt 13 an Schu­len Auf­klä­rungs­ar­beit zu lega­len und ille­ga­len Dro­gen leisten.

Das Haus ist Zufluchtsort für Süchtige

Polizist Peter Jerke (links) und Klaus Großer werben für das Netzwerk "Wir lassen uns nicht betäuben". Foto: D. Hensel
Poli­zist Peter Jer­ke (links) und Klaus Gro­ßer wer­ben für das Netz­werk “Wir las­sen uns nicht betäu­ben”. Foto: D. Hensel

Das Haus Phö­nix ist ein sozia­les, betreu­tes Wohn­pro­jekt für ehe­mals dro­gen­ab­hän­gi­ge Men­schen. Es gibt einen Stand­ort in Pan­kow und einen im Sol­di­ner Kiez. Bei uns fin­den seit 1998 bis zu 75 woh­nungs­lo­se Süch­ti­ge einen Zufluchts­ort, ein soge­nann­tes clea­nes Umfeld – ohne Alko­hol und Dro­gen. Unse­re Bewoh­ner las­sen sich beim Ein­zug auf fol­gen­de Regel ein: Kei­ne Gewalt oder Dro­gen im oder außer­halb des Hau­ses! Dar­über hin­aus ver­pflich­ten sie sich, ein Mal in der Woche an der Eta­gen-Sucht-Selbst­hil­fe­grup­pe teilzunehmen.

Wir haben Räum­lich­kei­ten in unse­rem Selbst­hil­fe­treff in der Kolo­nie­stra­ße 76, wo von Mon­tag bis Sonn­abend Kaf­fee, Tee und wei­te­re alko­hol­freie Geträn­ke, Früh­stück und Mit­tag­essen für wenig Geld ange­bo­ten wer­den. Mitt­wochs in der Zeit von 12 bis 13.30 Uhr fin­det die wöchent­li­che offe­ne Selbst­hil­fe­grup­pe „Anti­pap­pa­la­pap“ statt, die von jedem genutzt wer­den kann, der kei­ne Dro­gen und kei­nen Alko­hol zu sich genom­men hat. Frei­tags ab 18 Uhr fin­det die NA-Selbst­hil­fe­grup­pe statt (Nar­co­tics Anony­mous – Anony­me Süch­ti­ge). Oft wer­den die Räu­me auch von den Nach­barn für Fest­lich­kei­ten genutzt. Seit 2008 wer­den regel­mä­ßig ein­mal im Monat die Tref­fen der Bür­ger­initia­ti­ve „Obe­re Kolo­nie­stra­ße“ ausgerichtet.

Nach einem schwe­rem Brand im Novem­ber 2013 haben wir unser Haus wie­der schnell bewohn­bar gemacht, um unse­re Arbeit am und mit den Men­schen wei­ter­füh­ren zu können.

Eine neue Idee: das Lotsennetzwerk Berlin

Logo des Lotsennetzwerkes Berlin. Foto: Haus Phönix
Logo des Lot­sen­netz­wer­kes Ber­lin. Foto: Haus Phönix

Im Juni 2015 haben wir uns für ein neu­es ehren­amt­li­ches Pro­jekt ent­schie­den, um Hil­fe zu leis­ten für Men­schen, die gera­de den ers­ten Schritt zum dro­gen­frei­en Leben machen. Unser „Lot­sen­netz­werk Ber­lin“ kommt aus der Sucht-Selbst­hil­fe und besteht aus lang­jäh­rig abs­ti­nent leben­den Men­schen, die Betrof­fe­ne in den Ent­gif­tungs­sta­tio­nen der Kran­ken­häu­ser auf­su­chen, um Hil­fe zur Selbst­hil­fe anzu­bie­ten und zur Sei­te zu ste­hen. Oft sind es die klei­nen Din­ge, die am Anfang eines dro­gen­frei­en Lebens ste­hen und die doch so wich­tig sind. Momen­tan haben wir zwölf Lot­sen und Lot­sin­nen, die regel­mä­ßig ver­schie­de­ne Kran­ken­häu­ser und Ent­gif­tungs­ein­rich­tun­gen auf­su­chen und in Vor­stel­lungs­grup­pen für die Betrof­fe­nen gehen. Alle unse­re Lot­sen sind für ihre Auf­ga­be geschult.

Lei­der konn­ten wir für das noch jun­ge „Lot­sen­netz­werk Ber­lin“ bis­her kei­ne Finan­zie­rung für Lot­sen­han­dys, Lots­en­ta­schen, Fahrt­kos­ten und wei­te­res Büro­ma­te­ri­al orga­ni­sie­ren. Die­se Din­ge wer­den aber drin­gend benö­tigt, um einen Stan­dard für die Ehren­amt­li­chen zu gewäh­ren. Wir blei­ben aber dran!

Unse­re Arbeit dient dazu, Hil­fe zur Selbst­hil­fe anzu­bie­ten. Das wird oft miss­ver­stan­den und es kommt die Fra­ge auf: War­um Selbst­hil­fe? Unse­re Ant­wort ist ganz ein­fach: Die Arche Noah wur­de mit Got­tes Hil­fe in Selbst­hil­fe gebaut, die Tita­nic von Fach­leu­ten … Man soll­te auch beden­ken, dass vie­le Men­schen auf der Suche nach neu­en Wegen sind, die sie her­aus­brin­gen aus dem, was bis­her wie ein geschlos­se­ner Kreis wirk­te. Ihnen geht es dabei um eige­ne Inter­es­sen und Vor­tei­le, selbst etwas für sich zu tun. Das ist gut so und dabei wol­len wir Unter­stüt­zung bieten.

Haus Phö­nix, Kolo­nie­stra­ße 76, www.haus-phoenix.de

Der Text ist in der Mai-Aus­ga­be des Kiez­ma­ga­zins Sol­di­ner erschie­nen. Wir sind Koope­ra­ti­ons­part­ner der Bür­ger­re­dak­ti­on, die das Maga­zin ehren­amt­lich vier Mal im Jahr her­aus­gibt. Autor die­ses Tex­tes ist Klaus Gro­ßer. Mehr über die Sol­di­ner-Kiez­re­dak­ti­on unter www.dersoldiner.wordpress.com. Fotos: Domi­ni­que Hensel

Gastautor

Als offene Plattform veröffentlichen wir gerne auch Texte, die Gastautorinnen und -autoren für uns verfasst haben.

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