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7 namhafte Weddinger Unternehmen

10. Juni 2016
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glaskiste exrotaprintDer Wed­ding war nicht nur Wohn­ort von Arbei­tern, son­dern auch ein bedeu­ten­der Pro­duk­ti­ons­stand­ort. Klang­vol­le Namen las­sen sich eben­so mit dem Stadt­teil ver­bin­den wie eher lokal bekann­te Fir­men. Schwer­punk­te der Indus­trie waren im süd­li­chen Teil des Wed­ding, im heu­ti­gen Orts­teil Gesund­brun­nen und an der See- bzw. Oslo­er Stra­ße. Nörd­lich der See­stra­ße gab es hin­ge­gen so gut wie kei­ne Indus­trie. Doch die Zei­ten, in denen es im Wed­ding Arbeits­plät­ze in Hül­le und Fül­le gab, sind vor­bei. Eini­ge weni­ge Bei­spie­le aus einer lan­gen Lis­te – die sich noch fort­set­zen lie­ße – rei­chen aus, um Glanz und Nie­der­gang der Indus­trie im Wed­ding und in Gesund­brun­nen aufzuzeigen:

Maschinenbau und Elektrotechnik

AEG Hussitenstr VoltastrAb 1888 nutz­te die „All­ge­mei­ne Elek­tri­ci­täts­ge­sell­schaft“ das fünf­stö­cki­ge Fabrik­ge­bäu­de an der Ackerstr./Feldstr./Hussitenstraße als Pro­duk­ti­ons­stät­te. Bald expan­dier­te die zum Welt­un­ter­neh­men auf­ge­stie­ge­ne Fir­ma bis an die Brun­nen­stra­ße. Bis 1913 ent­stan­den dort moder­ne Fabrik­ge­bäu­de, das “Beam­ten­tor” an der Brun­nen­stra­ße ist bis heu­te ein Wahr­zei­chen des Kiezes. 1982 ende­te die Pro­duk­ti­on, und im glei­chen Jahr ging der eins­ti­ge „Rie­se“ AEG in die Knie. Nach dem Kon­kurs wur­den ein­zel­ne Spar­ten des Kon­zerns mit Sitz in Frankfurt/Main teil­wei­se unter neu­em Namen an ande­ren Stand­or­ten wie­der­be­lebt. Doch noch heu­te ste­hen vie­le der impo­san­ten Fabrik­ge­bäu­de, die unter ande­rem von der Deut­schen Wel­le und der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät genutzt werden.

Arzneimittel

Bayer FennstrAus der Grü­nen Apo­the­ke von Ernst Sche­ring ging 1871 die “Che­mi­sche Fabrik auf Acti­en vorm. E. Sche­ring” her­vor,  die sich an ihrem Stand­ort an der Müllerstraße/Fennstraße/Sellerstraße zu einem welt­weit bedeu­ten­den Phar­ma­kon­zern mau­ser­te – Sche­ring brach­te als ers­ter Her­stel­ler die Anti­ba­by­pil­le 1961 auf den deut­schen Markt. Bis 1978 wur­de der rie­si­ge Tra­di­ti­ons­stand­ort im Wed­ding zu einem moder­nen Forschungs‑, Pro­duk­ti­ons- und Ver­wal­tungs­ge­län­de mit mehr als 5.000 Beschäf­tig­ten umge­stal­tet. 2006 ende­te die Unab­hän­gig­keit der Sche­ring AG – die Fir­ma wur­de vom Kon­kur­ren­ten Bay­er AG über­nom­men. 2011 ver­schwand der tra­di­ti­ons­rei­che Name ganz – aber immer­hin ist der Phar­ma­st­and­ort bis heu­te mit­ten in Ber­lin erhal­ten geblieben.

Brot

Maxstraße Antonstraße1898 wur­de an der Mül­ler-/Ut­rech­ter Stra­ße eine Hand­werks­fir­ma gegrün­det, aus der spä­ter eine Groß­bä­cke­rei wer­den soll­te. Ab 1928 pro­du­zier­te die Fir­ma Witt­ler-Brot an der Max­stra­ße in einer damals hoch­mo­der­nen und nach neu­es­ten wis­sen­schaft­li­chen Erkennt­nis­sen über Gärung aus­ge­stat­te­ten Fabrik ein Brot nach dem ande­ren. Das wur­de mit mar­kan­ten bor­deaux­ro­ten Lie­fer­wa­gen an die vie­len Ver­kaufs­stel­len in ganz Ber­lin trans­por­tiert. Zeit­wei­se war Witt­ler der größ­te Brot­her­stel­ler Euro­pas – mit 66.000 Bro­ten am Tag und 2.000 Beschäf­tig­ten. 1982 war Schluss, Witt­ler ging in die Insol­venz. Heu­te befin­det sich in dem Fabrik­ge­bäu­de ein Pfle­ge­heim. Am Fas­sa­den­schmuck lässt sich aber noch heu­te erken­nen, was in die­sem Gebäu­de ein­mal her­ge­stellt wurde.

Glühlampen

Groningen Straße

Ab 1904 wur­den im Wed­ding Glüh­lam­pen her­ge­stellt – und zwar in der Fabrik der Berg­mann Elek­tri­tri­ci­täts-Wer­ke AG. 1906 war bereits “Osram” gegrün­det wor­den, wobei der Name ein Kunst­wort aus Osmi­um und Wolf­ram ist. Die­se bei­den Metal­le sind beson­ders für Glüh­fä­den geeig­net, weil sie einen sehr hohen Schmelz­punkt haben. 1935 über­nahm die Fir­ma Osram die Berg­mann-Fabri­ken an der Wed­din­ger See­stra­ße, der Fir­men­sitz ver­blieb im Stamm­werk Fried­richs­hain. Noch bis 1990 wur­den an der See­stra­ße Glüh­bir­nen pro­du­ziert. In den Gebäu­den ist heu­te ein bun­ter Gewer­be- und Büro­mix, und immer­hin erin­nert noch der Name Osram-Höfe dar­an, mit wel­cher einst markt­be­herr­schen­den Mar­ke die­ser Ort ver­bun­den ist.

Sicherheitstechnik

Nicht jede Fir­men­grün­dung führ­te am Ende zu einer welt­wei­ten Repu­ta­ti­on. 1887 grün­de­te ein Schlos­ser­meis­ter im Wed­ding eine Fabrik. Die Irrun­gen und Wir­run­gen der Welt­krie­ge und Wirt­schafts­kri­sen über­stand das klei­ne Unter­neh­men, das bis heu­te in Fami­li­en­hand ist und des­sen Name auf unzäh­li­gen Schlüs­seln in Ber­lin prangt: Fre­se. Heu­te ist die Fir­ma immer­hin das ältes­te Fach­ge­schäft Ber­lins, wenn es um Bau­be­schlag­groß­han­del und Sicher­heits­tech­nik geht. Auch als Schlüs­sel­dienst ist die Wed­din­ger Fir­ma mit Sitz an der Luxem­bur­ger Ecke Gen­ter Stra­ße bekannt.

Druckmaschinen

83-A-090100-Rotaprint GottschedstrEin tech­no­lo­gi­scher Umbruch bricht einer berühm­ten Wed­din­ger Fir­ma an der Gott­sched­stra­ße das Rück­grat. Die Wed­din­ger Fir­ma Rota­print “erlang­te Welt­ruhm mit der Erfin­dung der ers­ten Klein­off­set­druck­ma­schi­ne. 1904 als Deut­sche Maschi­nen­bau- und Ver­triebs­ge­sell­schaft gegrün­det und 1925 in Rota­print umbe­nannt, wuchs die Fir­ma kon­ti­nu­ier­lich. Rota­print expor­tier­te Druck­ma­schi­nen welt­weit. Die Rota­print-Maschi­nen waren uner­setz­li­che Arbeits­mit­tel für Behör­den und Unter­neh­men, aber auch für die lin­ke Gegen­öf­fent­lich­keit der 60er Jah­re. Ende der 70er Jah­re begin­nen neue elek­tro­ni­sche Ent­wick­lun­gen wie der Foto­ko­pie­rer und der Per­so­nal Prin­ter den Klein­off­set­druck zu ver­drän­gen. Rota­print gerät in Schwie­rig­kei­ten, ver­schie­de­ne Ret­tungs­ver­su­che kön­nen den Kon­kurs der Fir­ma 1989 nicht ver­hin­dern.” (Quel­le: http://exrotaprint.de). Eini­ge der mar­kan­ten und auch archi­tek­to­nisch sehr inter­es­san­ten Gebäu­de haben die Zei­ten über­dau­ert und sind heu­te Stand­ort des Stadt­raum­pro­jekts ExRo­ta­print.

Orthopädietechnik

Das Fami­li­en­un­ter­neh­men Hem­pel Gesund­heits­Part­ner wur­de 2016 110 Jah­re alt.
1906 grün­de­ten die Brü­der Wal­ter und Emil Hem­pel die Fir­ma. Im Lau­fe der Zeit ist sie weit über das ursprüng­li­che Kern­ge­schäft der Pro­the­sen­werk­statt hin­aus­ge­wach­sen und hat sich mit ihren inzwi­schen 14 Filia­len und zehn Fach­be­rei­chen zu einer fes­ten Insti­tu­ti­on im Ber­li­ner Gesund­heits­we­sen ent­wi­ckelt. Das Stamm­haus befin­det sich an der Prin­zen­al­lee 84 nahe der Badstraße.

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