Weddinger auf der Suche nach einem Esel, einem Weihnachtsmann oder einem Luftbefeuchter – all das haben wir schon erlebt auf unserer Weddingweiser-Pinnwand Im Dezember fiel uns ein besonderer Post von Nancy auf: “Nehmt doch bitte an der Umfrage meiner Masterarbeit teil. In 10 Minuten werdet ihr zu eurem Liebesleben und eurem Verhältnis zu Schönheit und Sex in der Werbung befragt.” Das Liebesleben der Weddinger? Interessiert uns natürlich auch brennend! Deswegen haben wir mal nach den Ergebnissen gefragt.
Nancy ist 25 Jahre und studiert Medien- und Kommunikationsmanagement. Auf das Thema ist sie gekommen, weil ihr im Fernsehen die vielen neuen Werbespots für Online-Sexshops aufgefallen sind. “Früher befanden sich Sexshops in dunklen Ecken in Bahnhofsnähe. Sie warben in rot und schwarz, mit künstlichen, drallen Blondinen und erotischen Posen”, sagt sie. “Die Sexshops hatten dadurch ein düsteres, devotes Image. Heute laufen ihre Werbespots im Nachmittagsprogramm.” Ihre knallbunte Optik, die Musik und die Protagonistinnen und Protagonisten erinnern an die Werbung von Zalando und Co – sprechen sie damit tatsächlich eine ganz neue Zielgruppe an? Und welche gesellschaftlichen Veränderungen stehen dahinter? Das wollte Nancy wissen. “Ich wollte in meiner Arbeit auch herausfinden, ob sich dieser lockere Umgang mit Sextoys auch wirklich in der Bevölkerung zeigt”, sagt sie. Und konzipierte die Umfrage.
Direkte Fragen, direkte Antworten
Sie enthält sehr direkte und auch intime Fragen: Wie zufrieden sind Sie mit ihrem Sexleben? Sprechen Sie regelmäßig mit Ihrem Partner über Ihre Wünsche und Bedürfnisse? Sind Sie experimentierfreudig im Bett? Welches Sexspielzeug haben Sie bereits probiert? Würden Sie gern Neues im Bett ausprobieren? Außerdem sollen die Befragten Videoclips von Online-Sexshops wie Amorelie.de oder Eis.de bewerten. Sind sie witzig? Anstößig? Langweilig? Geschmackvoll? Geschmacklos?
Ein eindeutiges Ergebnis war: Experimentierfreude und eine positive Einstellung gegenüber Sextoys lassen sich vor allem auf zwei Faktoren zurückführen. Zum einen auf die Zufriedenheit mit dem eigenen Sexleben und zum anderen auf die Offenheit im Umgang mit dem Thema Sex. Wobei diejenigen, die offen über Sex reden generell auch eher zufriedener sind. Eine wesentliche Veränderung zu früher sei auch, dass Sextoys nicht mehr länger nur der Selbstbefriedigung dienen. “Sie sind in den Kontext der Partnerschaft gerückt”, sagt Nancy.
Auffällig sei gewesen, dass sich 75 Prozent der Teilnehmer als experimentierfreudig bezeichneten und 83 Prozent gerne Neues ausprobieren würden – ein hoher Wert. Zweidrittel der Teilnehmer gaben auch an, die Online-Shops besuchen zu wollen, deren Werbeclips Nancy ihnen vorspielte. “Das allgemeine Interesse an Neuem ist also groß.” Einschränkend führt sie noch an, dass die Teilnehmer und Teilnehmerinnen eher jung gewesen seien. 68 Prozent waren unter 30, 88 Prozent Prozent unter 40. Wie es im Vergleich dazu bei einer älteren Gesellschaftsgruppe aussieht, weiß sie nicht zu sagen. “Das liegt sicher auch daran, dass ich die Umfrage über soziale Medien geführt habe.”
Frauen reden lieber über Sex
Interessant ist auch, dass 75 Prozent der Teilnehmer Teilnehmerinnen waren. Frauen haben wesentlich häufiger an der Umfrage teilgenommen als Männer. „Frauen wollen reden, Männer Sex“, zitiert Nancy einen bekannten Buchtitel – und schränkt ein: “Ob nun Frauen nun mehr reden und Männer mehr Sex wollen, konnte und wollte ich nicht beantworten. Allerdings zeigte sich eins: Frauen wollen eher über Sex reden.” Sie erklärt das damit, dass Frauen generell häufiger bereit sind, über emotionale Themen zu reden als Männer. Die einzige Erklärung ist es jedoch nicht. “Denn in Bezug auf die neue Generation von Sexshops zeigt sich, dass der Mann nicht mehr die primäre Zielgruppe ist”, sagt sie. Das seien jetzt die Frauen – und die fühlen sich dementsprechend mehr vom Thema angesprochen.
Was Nancy sehr überrascht hat: dass so viele Leute tatsächlich an ihrer Umfrage teilgenommen haben. “Wegen der Pikantheit des Themas und des großen zeitlichen Umfangs hatten mein betreuender Dozent und ich schon so unsere Bedenken, ob sich viele Leute darauf einlassen”, erzählt sie, “viele Umfragen von Abschlussarbeiten dümpeln wochenlang rum, um überhaupt mit Mühe und Not die geforderten 300 Teilnehmer zu erreichen.” Aber in ihrem Fall war das völlig unbegründet: “Ich hatte schon 24 Stunden nachdem die Umfrage online ging 500 Teilnehmer über soziale Netzwerke erreicht. Und das waren nicht Freunde oder Bekannte, sondern wildfremde Menschen.”
Da freuen wir vom Weddingweiser uns natürlich besonders, dass wir helfen konnten. Inzwischen hat Nancy auch ihre Abschlussnote bekommen: eine 1,0.
Sucht, braucht, wollt, habt Ihr auch was? Dann schaut doch mal auf unserer Weddingweiser-Pinnwand vorbei.
Finde ich gut, dass Du da mal nachgefragt hast! Aber: Die Teilnehmer der Umfrage waren wohl nicht alle Weddinger, oder?