Die Neubaukarte des Weddingweisers zeigt: Innerhalb der Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen wird vor allem im Kiez Brunnenviertel gebaut. Das erste Richtfest im Viertel fand nun statt. 108 Wohnungen hat die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Degewo in der Graun- Ecke Gleimstraße im Rohbau fertig. Es sind vor allem kleinere Wohnungen.“Verbietet das Bauen” schreibt Daniel Fuhrhop in seinem gleichnamigen Buch. Er hat die Nase voll von “bauen, bauen, bauen”, obwohl es noch gar nicht richtig losgeht mit der Verdichtung. Zum Richtfest des Neubaus der Degewo war er nicht eingeladen.
Offizielle Reden
Geladen waren die Vorstandsvorsitzende der Degewo, Kristina Jahn und Senator Andreas Geisel und die beteiligten Architekten. Kristina Jahn sprach etwas nebulös, als sie meinte, dass das “Baurecht das Fundament des Neubaus” sei. Der Senator für Stadtentwicklung, Andreas Geisel, vertrat sein Anliegen klarer: “Die schweigende Mehrheit wird nur dann zur Mehrheit, wenn sie nicht schweigt”. Neubau brauche eine Stimme, sagte er. Er dachte dabei vermutlich auch an die Diskussion um das Bauvorhaben der Groth-Gruppe im zukünftigen nördlichen Teil des Mauerparks. In der sich anschließenden Fragerunde interessierten sich die anwesenden Journalisten dannn auch fast ausschließlich für diese Baupläne – und nicht für den Rohbau der Degewo.
Für das Brunnenviertel ist das Richtfest ein bedeutendes Ereignis. Es ist der Auftakt zu mehreren Fertigstellungen in diesem und im nächsten Jahr. Die Einwohnerzahl wird sich deutlich erhöhen, Schätzungen gehen von einem Anstieg um 10% aus. Und auch die Sozialdaten werden sich mit dem Zuzug markant ändern. Zum Beispiel wird der Stadtteil jünger.
Nachdenken über Neubau
Nicht diskutiert wurde beim Richtfest, ob es wirklich nur die Alternative zwischen privatem Neubau und gefördertem Sozialwohnungsbau gibt. Diese Diskussion kommt einfach nicht in Gang. Dabei gäbe es viele Ideen, wie Wohnungen dauerhaft preisgünstig zu bereit zu stellen wären und nicht bloß für eine Förderperiode von 15 Jahren. Das aktuelle Beispiel Glaskasten zeigt, dass diese befristete Förderform nicht vorausschauend ist.
Fragen, die diskutiert werden müssten, wären: Brauchen wir an der Stelle der Grundsteuer eine Pflicht für Grundstückseigentümer, einige Wohnungen ihres Bestandes günstig anzubieten? Brauchen wir nach dem Vorbild der Krankenversicherung eine Wohnungsversicherung? Brauchen wir statt Bausparen das Baugenossenschaftssparen?
Auch wenn Daniel Fuhrhop am Ende einer solchen Diskussion bei seinem Bauverbot bleiben würde. “Unsere Kinder” (wie es immer heißt, wenn das Wort Zukunft bildhaft gemacht werden soll) würden uns danken, dass wir uns die Zeit genommen haben, einmal richtig nachzudenken.
LINKS
Neubaukarte Wedding und Gesundbrunnen
Daniel Fuhrhops Buch und Blog gegen die Bauwut
Beschreibung des Neubaus in der Graunstraße durch die Degewo
Text und Fotos: Andrei Schnell
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das private Bauträgervorhaben in der Bellermannstr. 95 – 13357 Berlin