Die Weddinger verehren ihren Ortsteil, verteidigen ihn, bewohnen ihn selbstverständlich – und besingen ihn nun auch indirekt. Der Brunnenvierteler Ole von Voßkuhl spielt auf der Gitarre eine eingängige Melodie und freut sich dabei über die Menschen, das kühle Wasser und die Plötzenseeheit.
„Eigentlich habe ich den Text schon vor längerer Zeit geschrieben, weil ich Seen und die Atmosphäre im Sommer so mag“, so der Barde. „Aber der See, dem ich das Lied widmen wollte, den fand ich nicht – bis es beim Plötzensee klick machte.“ Praktischerweise liegt der See im geliebten Heimatortsteil – von Voßkuhl liebt seinen Kiez, in den er aus Velbert-Langenberg vor knapp einem Jahr zog. „Es ist nicht so, dass ich den Wedding nicht verlasse, in Köpenick ist es ja auch schön. Aber ich komme unheimlich gern wieder heim!“
Bald ein Auftritt?
Und dort, daheim, entstehen die Werke des Liedermachers: „Plötzensee“, „Mitten im Leben“, „Geh raus“. Er schreibt und kreiert und veröffentlicht die Stücke in der Sound Cloud, aber auch bei YouTube unter seinem Künstlernamen, mit Videos, die seine Freundin Anette produziert. „Zurzeit arbeite ich an einem Programm, das aus Coversongs und natürlich meinen eigenen Liedern besteht. Einen Auftrittsort habe ich jetzt noch nicht im Kopf, aber eine feine Weddinger Kneipe wäre doch etwas!“ Bühnenfremd ist er ja nicht. Für seinen Freund Mückenfett ist er die Percussionbegleitung, meistens in netten, kleinen Lokalen.
Nächstes Jahr, wenn die Sonne zurück ist, setze ich mich jedenfalls entweder an meinen Plötzensee oder in den Mauerpark, wenn er bis dahin nicht zugebaut ist – die Petition hat er unterschrieben. Denn den Wandel in Stadt und Bezirk verfolgt er aktiv, schreibt darüber auch im neuen Kiezmagazin „Brunnen“. „Wenn der Moment stimmt, wird auch ein Lied aus dem Thema. Meine Inspiration finde ich überall, im Ortsteil, draußen, in der Familie“, erläutert Voßkuhl den Quell seiner Ideen.
Gitarre fürs Leben
Während er in seiner Wohnung so auf seinem Schreibstuhl sitzt und lebendig erzählt, merkt man Ole die Nervosität gar nicht an, die sich breit machte, als der Weddingweiser um ein wohlmeinendes Gespräch bat. Nett ist es im Musikzimmer, wo wir sitzen. Vier Gitarren schmücken die Wand, zwei Xylophone, zwei Darbukas (türkische Trommelinstrumente) stehen auf dem Schrank. In dieser Umgebung gibt er Gitarrenunterricht, die Schüler sind acht bis 80 Jahre alt und schöpfen aus der über 30-jährigen Musikerfahrung des Gitarrenexperten und Orgelversuchers. „Ja, ich habe zunächst zwei Jahre das Orgelspiel gelernt, bis ich dann mit 14 die Gitarre sah und liebte“ – und sich das Spielen mit allen Techniken im Grunde selber beibrachte.
Die Schüler klingeln jedoch an der Tür bei seinem offiziellen Namen. „Ole von Voßkuhl“ ist eine Hommage an gute Zeiten mit Musikerfreunden zu Hause in der Voßkuhlstraße, in Velbert-Langenberg.
Zuhause im Brunnenviertel fragt der Weddingweiser ihn jetzt nach jener Zeit, in der er gerade nicht Lieder schreibt, Gitarre spielt oder das Zupfen auf dieser lehrt. Dann fotografiert er: Haustüren, Augenblicke, Lichtspiele, Abendstimmung – mit geübtem Blick fängt von Voßkuhl schöne Berliner Momente ein. Und dann spielt er wieder auf seinem Haus-und-Hofinstrument.
Der Weddingweiser wird den Auftritt seines eifrigen Lesers pünktlich ankündigen und träumt jetzt jedenfalls von einem Lied ganz für sich selbst …
Text: Simone Lindow
Bild oben: Anette Santo
Bild unten: Ole von Voßkuhl
Vielen Dank alter Freund und Gruß aus Berlin …:)
Ole, Du bist jetzt angekommen und hast es geschafft, was Du immere wolltest. Musik und Freiheit.
Gruß aus dem Kohlenpott.
Dein Kollege Jürgen.