Eine Kirchengemeinde im Wedding braucht Unterstützung bei der Essensausgabe. Gesucht werden auch ein Leiter für eine Seniorentanzgruppe, ein Nachhilfelehrer für Englisch/Französisch und ein Freiwilliger, der Sportangebote in einem Wohnheim für geistig behinderte Erwachsene anbietet. Anna Asfandiar von der Freiwilligenagentur Wedding könnte viel tun für den Wedding. Seit 2006 bringt sie ehrenamtliche Helfer und Kiezinitiativen zusammen. Doch weil die Förderung zum Ende vergangenen Jahres ausgelaufen ist, hat die Agentur kein Geld mehr für Annas Vermittlungsarbeit und steht vor dem Aus.
Gerade hat Tilo Kempfer vom Verein panke.info die Sprechstunde der Freiwilligenagentur besucht, weil sein Verein Helfer für eine Putzaktion an der Panke im April sucht. In der Vergangenheit hat panke.info schon öfter bei der Freiwilligenagentur nachgefragt und Helfer für Aktionen gefunden. „Dank einer Spende von Mitarbeitern der Technischen Universität Berlin ist es möglich, noch bis Ostern zumindest eine Sprechstunde aufrecht zu erhalten“, sagt Anna Asfandiar. Interessenten können sich donnerstags von 13 bis 15 Uhr in der Sprechstunde in der Osloer Straße 12 beraten lassen.
Insbesondere junge Menschen kommen zu ihr, suchen eine sinnvolle Betätigung in der Nachbarschaft. „Viele junge Leute, die zum Studieren in die Stadt gekommen sind und hier wohnen, fragen nach Einsatzmöglichkeiten in ihrer Nähe“, erklärt Anna Asfandiar. Viele bringen bereits Erfahrungen mit ehrenamtlicher Arbeit mit und suchen ganz gezielt nach Aufgaben. „Für andere ist es einfach eine Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und den Kiez kennen zu lernen.“
Die Freiwilligenagentur Wedding unterstützt die Interessenten dabei, eine Aufgabe zu finden. Gleichzeitig hält sie Kontakt zu den Vereinen und Initiativen im Wedding und stellt deren Wünsche nach ehrenamtlichen Helfern in eine Datenbank. So wurden in den fast elf Jahren des Bestehens unzählige Ehrenamtliche vermittelt, 2500 offene Sprechstunden angeboten und 750 Freiwillige persönlich beraten. Dazu kommen nochmal so viele Informationsgespräche per Telefon, auf Märkten und Festen sowie Beratungen per E‑Mail. Über 250 gemeinnützige Einrichtungen und Projekte aus dem Wedding und angrenzenden Stadtteilen wurden in die Vermittlungsdatenbank aufgenommen.
Die Freiwilligenagentur Wedding wurde im April 2004 im Nachbarschaftshaus in der Prinzenallee 58 eröffnet. Anfangs arbeitete die Agentur unter dem Dach eines Trägerverbunds aus Bezirksamt Mitte, NachbarschaftsEtage und Arbeiterwohlfahrt und mit Fördermitteln aus dem Programm „Soziale Stadt“. Heute ist die NachbarschaftsEtage in der Fabrik Osloer Straße alleiniger Träger. Bis Ende vergangenen Jahres wurde die Freiwilligenagentur von der Stiftung Parität finanziert. Diese Förderung ist nun ausgelaufen.
Bisher ist es nicht gelungen, eine Anschlussfinanzierung für die Freiwilligenagentur Wedding zu finden. Dabei werden nur 8000 Euro pro Jahr benötigt, um die Sprechstunden weiterzuführen, die Datenbank zu pflegen und die Kontakte zu den Einsatzstellen zu halten. „Unsere einzige Chance sind nun Spenden von Privatpersonen oder Unternehmen“, sagt Anna Asfandiar. „Die Freiwilligenagentur ist eine tolle Sache und wird so gut angenommen: es wäre schade, wenn jetzt Schluss wäre.“
www.freiwilligenagentur-fabrik.de
Text und Foto: Dominique Hensel