Warum Wedding so besonders ist
Pünktlich zum Jahreswechsel geriet Wedding mal wieder mal in die Negativschlagzeilen. Erst durch einen Knaben, der mit 980 Polenböllern aufgegriffen wurde, dann durch den silvesterlichen Bilanzbericht der Polizei, wonach die Müllerstraße eines der für Mensch und Tier gefährlichsten Berliner Gebiete in der Neujahrsnacht gewesen ist. Nun ja! Dass es in Wedding öfter mal knallt, ist kein Geheimnis. Dass es dazu auch entsprechend Durchgeknallter bedarf auch nicht. Aber so ist es nun mal in einem Stadtteil, der sich dadurch auszeichnet, dass es hier die Berliner Mischung noch gibt: Das Neben- und manchmal auch Miteinander von Arm und Etwas-Besser-Dran, von Abend- und Morgenland, von Spießern und Lebenskünstlern, von Eckkneipe und Edelbar, von den Alkis am Leo und erfolgreichen Unternehmen. Das hat zur Folge, dass unter der Oberfläche eines ganz normalen Alltags eben auch Konflikte brodeln, die sich manchmal in einem mehr oder weniger großen Knall entladen. Das ist tatsächlich nicht schön, mir aber immer noch lieber als das tägliche Rollkoffergeknatter in den von Ureinwohnern weitestgehend „befreiten“ Vierteln dieser Stadt.
Autor: Ulf Teichert
Der Kommentar erscheint ebenfalls jeden Samstag im Berliner Abendblatt, Ausgabe Wedding.