Als Mädchen ist man nicht Fan des Bayern Münchens, sondern man ist Anhängerin von Turbine Potsdam. Ohne Vorbilder geht es auch beim Mädchenfußball nicht. Überhaupt ist eigentlich vieles gleich, beim Fußball der Jungs und bei dem der Mädchen. Ein Unterschied ist höchstens, dass es grundsätzlich zu wenig Trainerinnen gibt. So wie die Turbinen – wie der Fan sagt – von einem Mann trainiert werden (seit 40 Jahren von Bernd Schröder), so suchen auch die Mädchenfußballerinnen im Soldiner Kiez noch eine weitere Trainerin.
Mädchen- und Frauenfußball ist noch ein junges Phänomen, das aber zunehmend eine breitere Aufmerksamkeit bekommt. Der schlichte Titel „Mädchenfußball“ des vom Quartiersmanagement Soldiner Straße mit Mitteln aus dem Programm „Soziale Stadt“ unterstützten Projektes sagt, worum es geht. Zwar werden Trainerinnen, Trikots, Bälle und Hallenzeiten von dem jungen Sportverein SK Rapide e. V. (nicht zu verwechseln mit dem bis 2001 aktiven Verein SC Rapide Wedding 1893) gestellt. Aber der Vereinsvorsitzenden Ute Golombiewski ist wichtig, dass das Angebot zunächst als erster Schritt gesehen wird. Das heißt: Ohne Vereinsmitgliedschaft. Sie hat die Erfahrung gemacht, dass viele Mädchen nicht in einem Sportverein mitmachen dürfen, weil dort auch Jungs trainieren. Deshalb gilt für die Trainingsstunden beim Mädchenfußball: Ohne Ausnahme nur Mädchen.
Es sind zwei Gruppen gewachsen. Die eine Gruppe trainiert in der Wilhelm-Hauff-Grundschule in der Gotenburger Straße (die rote Schule, wie der Weddinger sagt) am Dienstag und am Donnerstag jeweils von 14.30 Uhr bis 16 Uhr. Die zweite Gruppe in der Rudolf-Wissell-Grundschule in der Ellerbeker Straße am Freitag von 14 bis 15.30 Uhr. Die zwei Standorte sind eigentlich nur wegen des Belegungsplanes der Sporthallen entstanden. Aber da Mädchenfußball nah an den Wohnorten sein soll, sind eben nun zwei Gruppen entstanden. Die größeren Mädchen, die die entsprechenden Wege zurücklegen können, haben also Gelegenheit für drei Trainingsstunden.
Obwohl das Projekt Mädchenfußball ohne Vereinsstruktur auskommt, wünschen sich die Trainerinnen von SK Rapide e. V. schon, dass sie mit den zweimal 15 Kindern etwas erreichen. Ziel ist, dass die Mädchen den Schritt zur Vereinsmitgliedschaft beim SK Rapide oder einem der wenigen anderen Mädchenfußklubs in Berlin gehen oder ab der 7. Klasse an einer sportbetonten Schule weitermachen. Zwar spielt das Projekt nicht in einer Landesliga mit, aber Turniere oder die Teilnahme an der Bolzplatz-Liga „Bunt kickt gut“ sollen schon sein, sagt Ute Golombiewski. Auf diese Weise kommen die Mädchen dann auch ganz nah an ihre Stars, wie zum Beispiel an die Spielerin der türkischen Nationalmannschaft Hülya Kaya beim „Mädchen Soccer Turnier“.
Das Mädchenfußball-Projekt wird es für zwei weitere Jahre bis Ende 2015 geben. Probestunden oder Anmeldungen sind für junge Spielerinnen zwischen acht und zwölf Jahren möglich. Telefon: (0172) 6 44 81 88 (Ute Golombiewski)
Der Text wurde uns vom “Soldiner – das Magazin vom Kiez an der Panke” zur Verfügung gestellt. Das Magazin erscheint vier Mal im Jahr. Das Thema des aktuellen “Soldiner” ist “In Bewegung”. Mehr gibt es auf dem Redaktionsblog www.dersoldiner.wordpress.com.
Text: Andrei Schnell, Foto: SK Rapide