Im Mettmann-Kiez in der Tegeler Straße 6 und 7 im Wedding stehen die Bewohner:innen vor einer existenzbedrohenden Situation: Die BAYER AG, seit 1993 Eigentümerin der Wohnhäuser, plant, die Mietshäuser abzureißen, um Platz für eine Baustellenzufahrt zu schaffen (wir berichteten). 22 Mietparteien sind betroffen, viele von ihnen leben seit Jahrzehnten in ihren Wohnungen. In den schon länger zum Abriss vorgesehenen Häusern der Tegeler 2 bis 5 leben nur noch drei Mieter:innen. Der BAYER-Konzern hat Großes mit seinem Gelände vor und will dort auch zahlreiche Arbeitsplätze schaffen.
Verwertungskündigungen überraschen Mieter*innen
Vor wenigen Tagen erhielten die Mietparteien und 14 Gewerbemieter der Tegeler Str. 6 und 7 plötzlich Verwertungskündigungen. Einigen Mietparteien wurden zuvor noch Mieterhöhungen zum Februar 2025 angekündigt, sodass der Zeitpunkt der Kündigungen umso überraschender kam. Eine kurzfristig anberaumte Mieterversammlung am 9. Januar brachte kaum Klarheit – viele Mieter:innen konnten aufgrund der spärlichen Vorlaufzeit nicht teilnehmen. Am darauffolgenden Tag fanden sie die offiziellen Kündigungen bereits in ihren Briefkästen.
Eine betroffene Mieterin schildert: „Das Vorgehen der BAYER AG lässt uns sprachlos zurück. Kurz vor Weihnachten eine Mieterhöhung und nun diese plötzliche Entwicklung – es fühlt sich an wie ein Angriff auf unser Zuhause und unsere Lebensgrundlage.“
Politischer Widerstand und rechtliche Lage
Laut Bebauungsplan ist auf der Fläche bereits seit 1960 kein Wohnen mehr zulässig. Die Linke in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Mitte hatte aber im vergangenen Jahr ein Gutachten vorgestellt, das die Schutzwürdigkeit der Gebäude belegt. Im September 2024 beschloss die BVV auf Initiative der Linksfraktion, das Bezirksamt aufzufordern, den Abriss zu verhindern. Die Erledigungsfrist für eine Stellungnahme des Bezirksamts lief am 5. Januar ab. Am 17. Januar lud die SPD auf Initiative der Abgeordneten Maja Lasic zu einer Demonstration ein. Auch danach blieben viele Fragen offen.
Tegeler Straße 6 und 7
Hintergrund zur Situation
Die Wohnhäuser in der Tegeler Straße befinden sich in unmittelbarer Nähe des traditionsreichen Fabrikgeländes - das wird ihnen jetzt zum Verhängnis. Seit der Übernahme der Schering AG durch BAYER plant der Konzern, das Areal zu einem Life Science Campus zu entwickeln. BAYER investiert 150 Millionen Euro in die Modernisierung einer bestehenden Produktionshalle in der Fennstraße. Zusätzlich plant der Konzern, 170 Millionen Euro in eine neue Produktionsstätte in der Tegeler Straße zu investieren, was über 100 neue tarifgebundene Arbeitsplätze schaffen soll. Diese Investitionen sollen die Position des Standorts stärken und die über 4.000 bestehenden Arbeitsplätze sichern. Standortleiterin Dr. Bettina von Streit betont, dass der Konzern den Auszug der Mieter:innen sozialverträglich gestalten möchte, indem Umzugshilfen und Beratungen angeboten werden. Trotz dieser Maßnahmen bleiben viele Fragen offen, und die betroffenen Mieter sowie Gewerbetreibenden zeigen sich besorgt.
Eine klassische Interessenkollision: Wohnraum versus Arbeitsplätze. Man darf gespannt sein, wie dieser Konflikt am Ende gelöst wird.
Schöner Vorschlag, aber es bringt nichts, wenn die Werksfeuerwehr in Grünheide ist und es im Wedding brennt. 😉
Wohnraum abreissen geht gar nicht!
Gegenvorschlag: Tesla zieht aus, Bayer baut dann dort 🙂