Von außen macht die Fischkajüte einen eher unscheinbaren Eindruck und gliedert sich in die umliegenden Friseur- und Kebabstores nahtlos ein. Nur die Reklame lässt erahnen, dass es sich hier um einen traditionellen Fischladen handelt. Innen geht es dagegen herzlich und familiär zu. Mit Hummerservietten und großem Segelschiffaufkleber an der Wand wirkt es hier im Wedding sogar schon maritim. Im Zentrum des Ladens befindet sich die große hell beleuchtete Fischtheke, hinter der sich Moni, die Ladenbesitzerin, postiert. Das Angebot reicht von hausgemachten Salaten, belegten Brötchen bis hin zu Frischfisch aller Art. Ich habe den Eindruck, dass jeder, der den kleinen Laden betrifft, schon mal hier gewesen ist. Moni scheint durchaus einen Großteil ihrer Kundschaft zu kennen. Sie bestätigt mir, dass viele sie noch aus der alten Müllerhalle (heute Kaufland) kennen würden und ihr die Treue halten. Es gibt sogar Gruppen, die sich hier regelmäßig treffen. So wie heute – ein Stammtisch sitzt direkt neben der Theke, plaudert und man schlürft Kaffee. Manchmal gibt es auch einen Matjes dazu. Moni ist froh, dass sie bis zu 90 % auf ihre Stammkunden bauen kann, denn nach der Schließung der lebhaften Müllerhalle vor zwei Jahren musste sie sich erst mal nach einem neuen Standort umsehen. Das klappte zum Glück in der unmittelbaren Umgebung.
Immer ein offenes Ohr und Tipps parat
Man sieht Moni gar nicht an, dass sie schon über 25 Jahre im Handel tätig ist und dass der Fisch eher zufällig in ihr Leben kam. Sie trägt eine weiße Schürze und ihr rotes Haar dazu kraus. Im Pony eine blonde Strähne, die ihr etwas Jugendliches verleiht. Auffallend ist ihre freundliche Ausstrahlung. So hat sie stets ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Kunden, berät gerne, hat Rezept- oder auch mal Gesundheitstipps parat. Viele Kunden kommen mit Fragen zu gesundheitlichen Problemen zu ihr: „Bei Gicht sollte man zum Beispiel den Matjes weglassen.“, erfahre ich. Fisch hat einen sehr hohen Eiweißgehalt und ist deutlich besser bekömmlich als Fleisch. Dass Fisch gesund ist, hat sich offensichtlich im Kiez rumgesprochen, denn der Laden wirkt gut besucht. Das geht eigentlich schon morgens los, meint Moni, wenn die Jungs von der BSR ihr Frühstück hier einnehmen. Wer möchte, kann dann gern zum täglich wechselnden Mittagstisch kommen: „Heilbutt- oder Zanderfilet mit Beilage” gibt es heute für 10,50 € und die Portion Tintenfischringe mit Salat ab 5,10 €. Entweder nimmt der Kunde den Fisch mit oder verzehrt ihn hier direkt vor Ort. „Alle Fischgerichte werden auch individuell aus der frischen Ware zubereitet“, heißt es. Neben Moni steht meist nachmittags Marina hinter der Theke der Fischkajüte und bedient die Kunden. Am besten verkauft sich in dem kleinen Laden der Brat- beziehungsweise Sahnehering oder der Matjes. Das Angebot ist jedoch reichhaltig: Frischfisch, Süßwasser- oder Meeresfische sowie Aquakulturen, sogenannte gezüchtete Fische.
Die Ware kommt hauptsächlich aus Oldenburg in Holstein oder aus dem Nordost-Atlantik sowie der Süßwasserfisch (zum Beispiel Forellen oder Karpfen) aus dem Umland (Linum). Es scheint, als würde hier in der Fischkajütte ein kleines Stück Heimat entstehen – fern von allen Trends. Deshalb lohnt sich ein Besuch, insbesondere bei saisonalen Highlights wie den Maischollen oder Matjeswochen.
In diesem Sinne: Guten Appetit!
Autorin/Fotos: Julia Hahnke
Moni’s Fischkajüte geschlossen
Müllerstraße 114 (U Rehberge),
13351 Berlin-Wedding
Eine echte Entdeckung. Ich probiere mich seit einiger Zeit durch das Sortiment und bin noch nie enttäuscht worden. Der Sahnehering z. B. ist einfach unschlagbar. Mittlerweile ist ein wöchentlicher Besuch fest eingeplant. Ich kann den Laden nur empfehlen.
Lecker, lecker, lecker. Seit Jahren holen wir dort Fisch, inbesondere Matjes in Dillsosse und Bismark in Remouladensosse
danke für den Tipp, war noch auf der Suche nach einem vertrauenswürdigen Frischfischladen – das klingt sehr probierenswert!
Eine kleine Korrektur kann ich mir als geborenes Nordlicht, das seit 10 Jahren in Berlin lebt, allerdings nicht verkneifen: Holstein ist kein Ort, sondern ein Landkreis, und Oldenburg liegt damit nicht bei, sondern IN Holstein (genau genommen Ostholstein) und gehört zum nördlichsten Bundesland Schleswig-Holstein. 🙂
Ich habe es mir gleich gemerkt, wenn mich das nächste mal der Appetit nach Matjes packt, bin ich dort!