Man geht schnell achtlos an dem Laden mit dem Schriftzug Aleppo Al-Shahba in der Amsterdamer Straße vorbei. Dabei handelt es sich bei diesem Geschäft um die Idee einer umtriebigen Syrerin, die nie aufhört, neue Ideen auszuprobieren und umzusetzen. Und die Geschichte ihrer Geschäftsgründung ist sehr ungewöhnlich. Aber das Wichtigste: Das Essen ist auch ausgesprochen lecker.
In diesen Räumen wird hörbar gearbeitet. Sobald man den Verkaufsraum betritt, riecht es gut nach vielen Gewürzen, überall herrscht emsiges Treiben. Nur zwei Tische passen in den kleinen Verkaufsraum, doch schon an dem gläsernen Tresen sieht man, dass hier leckere orientalische Imbiss-Spezialitäten verkauft werden: Falafel‑, Halloumi-Sandwiches ebenso wie Taboulé-Salat und Manakish-Backwerk. Eigentlich ist es ein Cateringbetrieb, der eine große Bandbreite an veganen, vegetarischen und auch Fleischgerichten aus der reichhaltigen Küche des nordsyrischen Aleppo anbietet. Der Gründerin Muntaha war es nicht in die Wiege gelegt, einen Gastronomiebetrieb zu gründen, denn in ihrem syrischen Vorleben war sie ursprünglich einmal Arabischlehrerin. „Zum Glück hat mir meine Mutter das Kochen beigebracht, und so war es auch immer mein Hobby“, sagt die 55-Jährige. Sie erzählt, dass Aleppo vor dem Krieg eine reiche Handelsstadt war und die Menschen dort immer viel Wert auf gutes Essen und eine hohe Qualität gelegt haben. Dieser Sinn für Kulinarik hat sie geprägt. Durch die Flucht im Jahr 2014 musste sie sich umorientieren. Doch schon am Anfang sagte ihr eine deutsche Freundin, dass sie unbedingt eines Tages ein Restaurant eröffnen müsse, so gut wie sie koche.
Doch der Plan war zunächst ein anderer. Muntaha belegte Deutsch- und Computerkurse und lernte auch Webdesign. Dann sattelte sie noch Grafikdesign-Wissen darauf. „Als Corona kam, baute ich zu Demonstrationszwecken eine Referenz-Website, um zu zeigen, was ich alles gelernt habe“, sagt die gebürtige Syrerin. Als Thema wählte sie „Catering-Aleppo“, und weil sie die Seite suchmaschinenoptimiert baute, bekam sie wie durch ein Wunder bald Aufträge. „Dann wurde aus der Idee ein richtiges Geschäft, und ich mietete mich bei einer Küche ein“, erzählt Muntaha.
Das Catering nahm Fahrt auf, obwohl sie kaum Geld für Investitionen hatte, einfach weil die Website gut gestaltet war und sie ihr eigenes Marketing machen konnte. Auch bestückt sie die Google-Site selbst mit dem Menü und sorgt dafür, dass ihre Website immer ganz oben bei den Suchanfragen auftaucht, wenn es um gutes Catering in Berlin geht.
Kommen wir wieder zum Essen. Probiert habe ich einen Teller mit Kartoffel- und Petersilienpuffer mit Joghurt, Käse-Manakish und mit Spinat gefüllte Teigtaschen. Man merkt, dass hier eine ambitionierte Köchin am Werk ist. Bei allem schmeckt man auch die Gewürze heraus, die Muntaba selbst täglich frisch mahlt. Die genaue Mischung ist natürlich geheim, aber so viel verrät sie schmunzelnd: Neben Kreuzkümmel und Koriander spielt süßer Pfeffer eine große Rolle. Der Imbiss schafft für den Kiez ein preiswertes Angebot, denn wenn sie aufwändige Gerichte beim Catering herstellt, kommen diese nicht in den Straßenverkauf. Aber einmal in der Woche soll es bald ein besonderes Gericht geben, das könnten Kartoffeln mit Fleisch sein, Bulgur, Reis mit Hühnchen, Koba oder Quitten mit Fleisch.
Amsterdamer Str. 4, 13347 Berlin Mo-So 10–20 Uhr