10.09.2019 Am 14. September feiert das City Kino Wedding seinen 5. Geburtstag. Als Weddinger Institution zeigt das Kino an diesem Tag um 20 Uhr einen Film, der vom Titel her einfach naheliegend ist: Wedding. Mit dem jungen Heino Ferch! Regisseur Heiko Schier und Produzent Joachim von Vietinghoff werden über die Dreharbeiten im Jahr 1989 erzählen. Um 17 Uhr können Filmplakate ersteigert werden. Und es gibt Party bis spät in die Nacht. Im Interview mit dem Weddingweiser blickt Macherin Anne Lakeberg auf fünf Jahre City Kino Wedding zurück:
Der Kinosaal wurde nach Sanierung am 11. September 2014 neu eröffnet, am 13. September war die feierliche Einweihung des Saals mit dem französischen Botschaftsrat Emmanuel Suard. Warum feierst du das fünfjährige Bestehen am 14. September?
Anne Lakeberg: Richtig ist, dass die erste Kinovorführung der Film Monsieur Claude & seine Töchter war. Das war am 13. September 2014. Wir feiern aus einem praktischen Grund trotzdem am 14. September. Wegen der Plakatversteigerung ab 17 Uhr wollen wir einen frühen Programmbeginn, da passte der Sonnabend besser als der Freitag.
Frage: Steht das Kino jetzt da, wo du und Wiebke es vor fünf Jahren hinbringen wollten?
Anne Lakeberg: Puh, fünf Jahre sind lang, einerseits. Andererseits ging die Zeit schnell vorbei. Man vergisst im Alltag, sich Zeit zu nehmen, um zu reflektieren. Sicher haben wir es geschafft, das Kino wieder ins Bewusstsein der Leute zu rücken. Wir haben den Raum belebt und uns die Aufmerksamkeit gesichert, die jetzt dazu führt, dass Festivals, Verleiher, Produktionsfirmen auf uns zukommen und fragen, ob wir Spielsätte sein wollen.
Das Interesse hängt natürlich mit den großen Veranstaltungen zusammen wie Berlinale Goes Kiez, die eine große Reichweite erzielen. Es liegt aber auch daran, dass Wiebke und ich beide gut vernetzt sind in der Filmbranche und uns auskennen, einerseits durch die Weiterbildung als Filmtheatermanagerinnen, bei der wir uns kennengelernt haben, andererseits, weil wir selber lange in Kinos gearbeitet haben.
Vor fünf Jahren, als wir mit dem Kino begonnen haben, wussten wir beide nicht exakt, wo wir hin wollten. Wir hatten einfach sehr viel Lust auf Kinomachen, ein Programm zu gestalten und das immer mit Blick auf unseren Standort und unsere Gäste. Und wir brannten dafür, einen Ort zu schaffen, an dem sich die Leute wohl fühlen.
Was waren Deine persönlichen Highlights?
Anne Lakeberg: Highlights waren sicher Berlinale Goes Kiez und die Gäste, die dadurch kamen. Zum Beispiel der Kameramann Michael Ballhaus kurz vor seinem Tod. In diesem Jahr kam die berühmte Schauspielerin Charlotte Rampling. Ein großer Moment war der Anruf vom Rundfunk Berlin Brandenburg (RBB), ob wir eine Tatortpremiere machen wollen. Zu der kamen Meret Becker und Mark Waschke. Wir hatten Margarete von Trotta zu Gast und die französische Regisseurin Claire Denis. Katja Riemann war da und viele andere Regisseurinnen und Regisseure.
Höhepunkt sind für mich die Menschen. Deshalb freuen wir uns auch über das ältere Ehepaar, das seit Beginn immer am Sonntag um 14 Uhr aus der Nachbarschaft kommt. Solche Stammgäste sind Highlights. Wir merken, es gibt Leute im Kiez, die sich in unserem Kino wohlfühlen und uns so vertrauen, dass sie einfach immer um 14 Uhr kommen.
Wiebke Thomsen verlässt als Macherin das City Kino Wedding. Warum?
Anne Lakeberg: Ich führe das Kino seit August als Einzelunternehmerin. Wiebke und ich waren uns einig, dass sie neben ihrem neuen Projekt, einem Kino in Hannover, zu wenig Zeit hat, um sich für das City Kino Wedding vollumfänglich zu engagieren. Wir haben in den zurückliegenden fünf Jahren so etwas wie eine geschäftliche Fernbeziehung geführt. Sie lebte in Hannover und ich habe vor Ort alles organisiert. Sie hat die Dinge erledigt, die man auch remote machen kann: die Homepage, Facebook, Pressearbeit.
Trotzdem haben wir das Kino zusammen aufgebaut und es ist fast ein kleines Wunder, wie toll das lief, wir kannten uns ja kaum, als wir mit dem Kino angefangen haben. Aber wir hatten sehr ähnliche Vorstellungen von dem, was wir aus dem Ort machen wollten: ein Kiezkino, nah an den Leuten, schon Arthouse, aber nicht zu elitär, mit Unterhaltungskino, mit vielen Sonderveranstaltungen, mit Gästen.
Wir sind beide traurig, dass die Zusammenarbeit nun vorbei ist. Aber wir glauben beide, dass es die richtige Entscheidung war.
Frage: Ihr seid Gastgeber zahlreicher Festivals. Welche Filmfestivals passen besonders gut in euer Haus?
Anne Lakeberg: Puh, das ist eine schwierige Frage. Ich beginne mal mit den vier Festivals, die schon lange bei uns sind: das Favourites Film Festival und das Jüdische Filmfestival Berlin&Brandenburg. In diesem Jahr finden sie zum vierten Mal bei uns statt. Aber auch das Arabische Filmfestival Berlin, das Spirituelle Filmfestival, Achtung Berlin – New Berlin Film Award, die British Shorts sind schon lange bei uns.
Seit letztem Jahr sind wir Gastgeber für das Furora Film Festival. Das ist ganz neu und legt seinen Fokus auf die Vernetzung von Frauen in der Filmbranche und veranstaltet auch Workshops und Seminare. Ich bewundere, dass dieses Festival bereits im ersten Jahr ziemlich erfolgreich war. Ganz neu kommt in diesem Jahr das Human Rights Film Festival Berlin dazu. Das freut mich sehr, weil ich deren Arbeit wichtig finde. In diesem Jahr zum ersten Mal dabei waren auch die Latin American Shorts.
Ehrlich gesagt, ich möchte keines der vielen Festivals missen. Vor allem, weil die Zusammenarbeit mit den Jahren immer schöner wird. Man kennt sich, ist eingespielt und schließt die jeweiligen Macherinnen und Macher richtig ins Herz.
Frage: Vor fünf Jahren habt ihr zunächst alle zwei Wochen Filme gezeigt, jetzt zeigt ihr täglich mehrere Filme. Wie umfangreich wird euer Programm in fünf Jahren sein?
Anne Lakeberg: Ich teile den Kinosaal weiterhin mit dem Centre Francais, das ihn selbst für Veranstaltungen nutzt oder tagsüber für Theaterproben, Jugendprojekte, Künstlerresidenzen vermietet. Dadurch wird das kulturelle Angebot des Ortes diverser. Es gibt nicht nur Kino, sondern auch Theater, Musik, Zaubershows und vieles mehr.
Aber ich plane mittelfristig, da wo es geht, das Programm auszuweiten. Zusätzlich am Sonntag um 12 Uhr eine Matinee oder samstags eine zuätzliche Vorstellung um 15 Uhr wären toll.
Frage: Ihr feiert das Jubiläum fünf Jahre City Kino mit dem Film Wedding von 1989. Was bedeutet der Wedding für dich?
Anne Lakeberg: Als ich vor acht Jahren nach Berlin kam, bin ich direkt in den Wedding gezogen, an die Pankstraße. Der Wedding ist meine persönliche Berliner Heimat. Durch das Kino, habe ich den Wedding immer besser kennengelernt, sei es durch das Verteilen der Flyer, durch Leute, die ich kennengelernt habe, durch Projekte. Und – Wiebke und ich sind vor fünf Jahren angetreten, um Kino zu machen mit dem Slogan Kiezkultur Reloaded.
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Andrei Schnell feiert mit, wenn das City Kino fünf Jahre alt wird.