Dass mit AEG, Rotaprint oder OSRAM international bekannte Firmen im Wedding produzieren ließen, ist allseits bekannt. Schließlich verdankt der Wedding sein enormes Wachstum vor und nach der Wende zum 20. Jahrhundert auch den zahlreichen Fabriken, die sich teilweise mitten in den Wohngebieten befanden. Doch manche früheren und heutigen Produkte aus unserem Stadtteil sind einer breiteren Öffentlichkeit weniger geläufig. Wir bringen ein wenig Licht ins Dunkle.
Flugzeuge
Rohrbach Metallflugzeugfabrik
Auf dem Gelände des heutigen Sprengelparks zwischen der Sprengel- und der Kiautschoustraße befanden sich einst eine Fabrik, in der zwischen 1924 und 1945 Flugzeuge gebaut wurden. Eine Halle diente 1928 als Produktionsort für den „Romar“, eines der größten Flugboote, die in Deutschland gebaut wurden. Am Parkeingang in der Sprengelstraße wurde eine Erinnerungsstele in Flugzeugform errichtet, die sich auf diese Tatsache bezieht.
Tresore
S.J. Arnheim
1890 siedelte sich an der Panke die Tresorfabrik S. J. Arnheim an. Für den Bau der Produktionsgebäude musste 1891–92 der nördliche Arm der Panke zugeschüttet werden. Die Fabrik S. J. Arnheim war der größte Hersteller von Geldschränken und Tresoren in Deutschland. Die Maschinenhalle wurde 1983 abgerissen. Die 1897–98 erbauten erhalten gebliebenen Fabrikhallen beherbergen heute eine Bildhauerwerkstatt und beeindrucken durch ihre gleichmäßig aufgereihten Sheddächer. Markant ist auch das Wohnhaus für Arbeiter und Angestellte der Fabrik an der Badstraße.
Die Pille
Schering
1961 brachte das Weddinger Pharmaunternehmen Schering (heute: Bayer AG) die erste Antibabypille namens „Anovlar“ auf den deutschen Markt. In der zweiten Hälfte der 1960er Jahre nahm die Geburtenrate in Deutschland dramatisch ab – ob’s wirklich an der Pille lag, ist bis heute umstritten.
Hollywood-Effekte
Kryolan
Das vielleicht erfolgreichste Produkt aus dem Wedding hat wohl jeder Theater- und Kinogänger schon einmal gesehen. Zigtausende Liter Kunstblut für die Filmbranche und Theaterschminke – auch das sind Produkte aus dem Wedding, aus dem Hause des Traditionsunternehmens Kryolan in der Papierstraße. Das hauptsächlich aus Gelatine und Glyzerin bestehende Kunstblut kam auch in namhaften Hollywood-Produktionen zum Einsatz. Damit dürfte die nach dem Zweiten Weltkrieg gegründete Firma die ungewöhnlichste Fabrik des Wedding sein.