Aprilscherz Eine überraschende Wendung gibt es bei der Umbennung von drei Straßen im Afrikanischen Viertel. Der Frankreichbeauftragte des Bezirks Mitte hat kurz vor Ostern überraschend sein Veto gegen den aktuellen Umbenennungsbeschluss der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) eingelegt. Nach diesem sollten die Lüderitzstraße, die Petersallee und der Nachtigalplatz neue Namen nach afrikanischen Persönlichkeiten bekommen. Der nun vorliegende Vorschlag, der auf breite Zustimmung stößt, will französische Namen für alle Straßen im Afrikanischen Viertel.
“Die Belange französischer Kultur wurden im Beschluss der BVV zu wenig berücksichtigt. Immerhin war der Wedding jahrzehntelang französische Besatzungszone”, sagt der Beauftragte Didier l’Avant-Haller, der selbst französische Wurzeln hat. Er fordert nun ein Quartier Français. Sein ausführlicher Vorschlag, der über einfache Straßenumbennungen weit hinausgeht, hat gute Chancen umgesetzt zu werden. Quer durch die Parteien war Zustimmung zum Vorschlag von Didier l’Avant-Haller zu hören.
Das Papier des Frankreichbeauftragten liegt dem Weddingweiser vor. Es beinhaltet unter anderem die Umbenennung der Lüderitzstraße in Avenue Mireille Mathieu, die Petersallee wird zur Rue Charles Aznavour. Der Nachtigalplatz wird demnach nach dem Spatz von Paris, Edith Piaf, benannt. Doch nach dem neuen Vorschlag sollen nicht nur diese bisher in der Diskussion befindlichen Straßennamen ausgetauscht werden. Nun sollen alle Straßen im derzeitigen Afrikanischen Viertel neue Namen erhalten.
Beauftragte des Bezirks sind begeistert
Unterstützung aus der Verwaltung für diesen neuen Vorschlag kommt vom Europabeauftragten, der die wichtigen Beziehungen zu Frankreich betont, aber auch von der Gleichstellungsbeauftragten: “Im Gegensatz zum ersten Vorschlag, bei dem nur drei Straßen umbenannt wurden, werden nun alle Straßen, auch die ganz kurzen, umbenannt. Somit sind alle Straßen gleichgestellt.” Politisch unterstützt wird der aktuelle Vorschlag vor allem von den Rentnern und Pensionären in der BVV. Hinter vorgehaltener Hand freuen sie sich parteiübergreifend über diese Wendung. “Ja, das waren noch Zeiten, als wir in Westberlin ein Hauch von französischer Lebensweise im Wedding hatten”, sagt ein Lokalpolitiker, der nicht namentlich genannt werden möchte.
Laut des Papiers, das den Aktionsplan Quartier Français skizziert, soll es auch ein lebendiges Denkmal zur Erinnerung an die französische Besatzungszeit geben. Auf dem größten Platz des zukünftig Quartier Français genannten Stadtteils wird eine ständig bespielte Bühne eingerichtet. Mehrere Sänger werden sich abwechseln, um Lieder von Jacques Brel und Serge Gainsbourg zu singen. Moderne französische Musik von Christine and the Queens, Fauve oder Yelle soll dagegen ausdrücklich nicht zu hören sein. Das hat der Ältestenrat der BVV in das Papier hineinverhandelt.
“Aus dem Afrikanischen Viertel wird ein Erinnerungsort französischer Kultur, der in Deutschland einmalig ist”, sagt ein Sprecher des Förderprogramms Aktives Zentrum Müllerstraße. So sollen Fördermittel fließen, damit es in jeder Straße ein Bistro gibt. In diesen werde ausschließlich französisches Frühstück bestehend aus einem Croissant, einem Café und einem Glas Orangensaft verkauft.
Jeden Tag im Kino: La Boum
Das Bezirksamt wird im Haushalt unter der Nummer 1981 außerdem den neuen Titel “Kinofilmaufführung” einstellen. Mit diesem Geld soll im City Kino Wedding an der künftigen Champs Moulin (ehemals Müllerstraße) sieben Mal in der Woche der französische Kultfilm “La Boum” (OmU) gezeigt werden. “Ich weiß nicht, ob wirklich täglich Zuschauer kommen werden”, sagt Anne Lakeberg vom City Kino, “doch in dem Film stecken so viele schöne Erinnerungen.” Natürlich findet es die Kinobetreiberin auch gut, dass es nun bald eine Routes Sophie Marceau in unmittelbarer Nähe des Kinos geben wird. Jedes Jahr am 11. Dezember, dem Tag der Erstaufführung des Films in Deutschland vor 37 Jahren, wird Anne Lakeberg die Leinwand hochziehen, damit Platz ist für die Band Prag, die dann jeweils nur einen Song spielen wird: “Sophie Marceau”.
Neben dem Kino wird auch das Centre Français profitieren. So wird die Volkshochschule dauerhaft in dem markanten Haus mit dem Eifelturm vor der Haustür Kurse zur korrekten Aussprache französischer Wörter wie Crêpes oder Pâtisserie anbieten. So können die Anwohner die neuen Straßennamen bald mühelos in ihren Alltag integrieren. Das wird dann Bundeskanzlerin Angela Merkel freuen. Die Kanzlerin hat bereits in Aussicht gestellt, mit Emmanuel Macron einen Zwischenstopp in der Gourmanderie einzulegen, wenn sie ihn demnächst vom Flughafen Tegel abholt. Der nächste Staatsbesuch des französischen Präsidenten stehe in naher Zukunft auf dem Programm der Kanzlerin. Das Hotel de France im Centre Français hofft, schnell genug eine Etage zu einer Präsidentensuite umbauen zu können.
Bürger sollen bei Straßennamenwahl mitreden
Welche Namen im derzeitigen Afrikanischen Viertel welche französischen Namen bekommen werden, ist jedoch noch nicht offiziell beschlossen. Formal ist noch eine Bürgerbeteiligung vorgeschaltet. Das Bezirksamt will sich bei diesen umfassenden Vorhaben dieses Mal ins richtige Licht setzen. “Wir werden in Kürze zu einer Anwohnerversammlung mit offenem Ergebnis einladen”, heißt es. “Beginn wird um 19 Uhr sein, so dass möglichst viele Anwohner teilnehmen können.” Der Veranstaltungsort wird das Clubhaus in Maisoncelles-en-Brie sein.
Didier l’Avant-Haller freut sich bereits auf die Veränderungen, die dem Wedding bevorstehen. “Das nimmt einen wirklich guten Weg”, sagt er nach der durchweg positiven Resonanz auf seinen kühnen Umbenennungsvorschlag für die Straßen im Afrikanischen Viertel. Er sagt: “Darauf genehmige ich mir ein Stück Käse aus der Provence und ein Glas Bordeaux. Merci Wedding!”
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Ein Französisches Viertel neben dem Englischen – macht Sinn 😉 Aber nur, wenn Plasitque Bertrant jeden Tag in der U‑Bahn sein “Ca pleine pour moi” punken darf.
April April 😀
Nein! Doch! Ohh! 😉