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Lompscher bleibt bei Wiesenburg zweideutig

23. Juni 2017
Besprechung
Sena­to­rin Kat­rin Lomp­scher, links, schweigt. Robert Bitt­ner, vorn, argu­men­tiert. Foto: And­rei Schnell

“In mei­ner Brust schla­gen zwei Her­zen”, bekann­te Kat­rin Lomp­scher bei einem Besuch der Wie­sen­burg am 13. Juni. Die Sena­to­rin sag­te: “Ich bin eben auch für Woh­nen zustän­dig.” Dem­nach hat sie grund­sätz­lich auch Sympha­thie für einen geschütz­ten Kul­tur­ort. Aber Neu­bau ist ihr  eben­falls wich­tig – und davon viel. Die Wie­sen­bur­ger wol­len die neu­en Woh­nun­gen zwi­schen Wie­sen­stra­ße und Pan­ke nicht mas­siv und vor allem nicht hoch. Hin­ter dem Wunsch behut­sa­men Neu­bau auf dem Gelän­de steht: “Die Wie­sen­burg soll als ein beson­de­rer Ort erhal­ten blei­ben”, so Robert Bittner.

Robert Bitt­ner, im Vor­stand des Wie­sen­burg e.V., kri­ti­siert, dass der sie­ben­ge­schos­si­ge Neu­bau das his­to­ri­sche Are­al gewis­ser­ma­ßen erdrü­cken wür­de. Ins­be­son­de­re will er und sein Ver­ein, ein Zusam­men­schluss von Künst­lern auf der Wie­sen­burg, einen mas­si­ven Wohn­rie­gel ver­hin­dern. Aber auch ande­re Vari­an­ten des geplant­ne Neu­baus sind ihnen zu mas­siv und mit sie­ben Stock­wer­ken zu hoch.

Katha­ri­na Mey­er, für die Lin­ke in der BVV, kri­ti­sier­te beim Rund­gang am 13. Juni den Ablauf des aktu­el­len Werk­statt­ver­fah­ren. So wür­den unfai­re Bedin­gun­gen her­schen. Die Geschäfts­ord­nung gebe den Wie­sen­bur­gern aus­schließ­lich am Ende der Dis­kus­sio­nen ein Rede­recht. Also dann wenn bereits alle ande­ren gespro­chen haben. Und mit zwei Ver­tre­tern sei der Wie­sen­burg e.V. im Ver­fah­ren unter­re­prä­sen­tiert. Die anwe­sen­de Pres­se­spre­che­rin Isa­bel­la Cani­sius muss­te ihren ver­hin­der­ten Chef, Vor­stand Chris­toph Beck, ver­tre­ten. Sie spiel­te Unver­ständ­nis: “Die Wie­sen­burg ist doch ver­tre­ten”, sag­te sie.

Lompscher hält sich noch bedeckt

Menschen
Gro­ße Run­de beim Rund­gang. Foto: And­rei Schnell

Mit kla­ren Wor­te hielt sich Sena­to­rin Kat­rin Lomp­scher (Die Lin­ke) bei dem Rund­gang über die Wie­sen­burg zurück. Robert Bitt­ner zeig­te der Sena­to­rin Ate­liers, Werk­stät­ten, Musik­stu­di­os und die mit Mit­teln der Sozia­len Stadt aus­ge­bau­te Tanz- und Kul­tur­hal­le. Er hoff­te bei die­sem Rund­gang offen­bar auf eine Aus­sa­ge, die Unter­stüt­zung für sei­ne For­de­run­gen erken­nen lässt. Doch dem aktu­ell lau­fen­den Werk­statt­ver­fah­ren will Lomp­scher nicht vor­grei­fen. “Jetzt war­ten wir erst ein­mal die Ergeb­nis­se ab.” Das kann als klas­si­sche Rede­wen­dung gemeint sein, mit der Zeit gewon­nen wer­den soll. Doch sie sag­te auch: “Und dann bewer­ten wir das.” Spielt die Sena­to­rin mit dem Gedan­ken, das Ergeb­nis des Werk­statt­ver­fah­rens nach­träg­lich zu ändern? Oder steckt hin­ter dem Nach­satz kei­ne wei­te­re Absicht? Klar ist nur, die Sena­to­rin will sich noch nicht öffent­lich fest­le­gen, ob es noch Chan­cen gibt, den Umfang und Höhe des Neu­baus zu verringern.

Wiesenburg
Die Wie­sen­burg ist ein Kul­tur­stand­ort mit Ate­liers gewor­den. Foto: And­rei Schnell

Offen­bar woll­te sie das Gebiet, das sie aus den Plä­nen kann­te, sich tat­säch­lich ein­mal mit eige­nen Augen anse­hen. Zwar ließ sie sich gedul­dig von Robert Bitt­ner durch Ton­stu­di­os, Imker­gär­ten und Thea­ter­stu­di­os füh­ren. Doch dann woll­te sie es end­lich wis­sen: “Und wo ist nun der Bereich, wo Woh­nungs­neu­bau ent­se­hen soll?” Sie wirk­te über­rascht als eine unschein­ba­re Holz­tür geöff­net wur­de und die Sena­to­rin sich in einem Urwald wiederfand.

Verschwindet das ehemalige Frauenasyl?

Danach beug­te sich sich noch ein­mal über die Plä­ne, die zei­gen, dass einem lang­ge­streck­ten Gebäu­de (Wohn­rie­gel) das ehe­ma­li­ge Frau­en­asyl geop­fert wer­den muss. Von die­sem hin­te­ren Teil der Wie­sen­burg, der vor rund 100 Jah­ren für obdach­lo­se Frau­en reser­viert war, exis­tie­ren heu­te nur noch die Außen­mau­ern. Die Wän­de mit den gro­ßen Glas­fens­tern sind vom Spiel­platz Kol­ber­ger Stra­ße und von einer schma­len Holz­brü­cke über der Pan­ke zu sehen. Zeit, um das ehe­ma­li­gen Frau­en­asyl selbst in Augen­schein zu neh­men, hat­te die Sena­to­rin nicht mehr, da die ange­setz­te Stun­de für den Besuch bereits über­zo­gen war.

Lompscher Pläne
Sena­to­rin Lomp­scher schaut dann doch noch ein­mal in die Neu­bau­plä­ne. Foto: And­rei Schnell

Übri­gens zei­gen alle aktu­ell dis­ku­tier­ten Plä­ne einen öffent­li­chen Fuß­weg ent­lang der Pan­ke. Die Wie­sen­burg wird sich dem­nach auf für Spa­zier­gän­ger öffnen.

Das Grund­stück, auf dem die Wie­sen­burg steht, gehört der lan­des­ei­ge­nen Woh­nungs­bau­ge­sell­schaft Dege­wo. Die­se wird die als Obda­chen­lo­sen-Asyl gebau­ten Back­stein­häu­ser sanie­ren. Tei­le des Gelän­des wer­den von der Dege­wo mit Neu­bau ver­se­hen. Der Wie­sen­burg e.V. ver­tritt die zahl­rei­chen Künst­ler, die Mie­ter von Ate­liers sind. Sie wün­schen sich, die Wie­sen­burg als Ort der Kunst und der Künst­ler zu erhalten.

Zum Weiterlesen

Text und Fotos: And­rei Schnell

Andrei Schnell

Meine Feinde besitzen ein Stück der Wahrheit, das mir fehlt.

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