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Kinderclub sagt: Auf Wiedersehen, Kinder!

13. Dezember 2016
Soldiner Straße 5. Hier war 13 Jahre lang der Kinderclub. Foto: Andrei Schnell
Sol­di­ner Stra­ße 5. Hier war 13 Jah­re lang der Kin­der­club. Foto: And­rei Schnell

Heu­te, am 13. Dezem­ber ver­ab­schie­den sich die Mäd­chen, am 15. Dezem­ber die Jun­gen. Und dann wird Caro­la Knauft den offe­nen Frei­zeit­la­den in der Sol­di­ner Stra­ße 5, der unter dem Namen Kin­der­club im Sol­di­ner Kiez bekannt war, für immer schlie­ßen. Es gibt meh­re­re Grün­de für die Schlie­ßung. Kin­der­club-Lei­te­rin Caro­la Knauft mag auf die Fra­ge nach dem War­um kei­ne ein­fa­chen Ant­wor­ten nen­nen. Und schon gar nicht öffent­lich. Ein Grund war aber, dass „wir in den letz­ten drei Jah­ren gemerkt haben, dass die Bedürf­tig­keit zurück­geht“. Das Wort „die Bedürf­ti­gen“ kommt dem einen oder ande­ren aus der Bibel bekannt vor. Und es ist kein Zufall, dass Caro­la Knauft die­ses Wort wählt. Denn „wir haben das Ange­bot vor fast 13 Jah­ren aus christ­li­cher Moti­va­ti­on her­aus geschaf­fen“, sagt sie und legt gleich­zei­tig Wert dar­auf, dass der Kin­der­club immer über­kon­fes­sio­nell und offen für Kin­der aller Kul­tu­ren und reli­giö­sen Hin­ter­grün­de gewe­sen ist.

Carola Knauft hat den Kinderclub mit gegründet und war lange Leiterin der Einrichtung. Foto: Dominique Hensel
Caro­la Knauft hat den Kin­der­club mit gegrün­det und war lan­ge Lei­te­rin der Ein­rich­tung. Foto: Domi­ni­que Hensel

Den Ver­ein Kin­der­club e.V. hat Caro­la Knauft vor 13 Jah­ren mit­ge­grün­det. Sie arbei­te­te von Anfang an in dem offe­nen Frei­zeit­la­den, spä­ter dann auch als Lei­te­rin des Clubs. Damals sei es dar­um gegan­gen, „die Kin­der, die sich auf der Stra­ße auf­hal­ten, durch ein päd­ago­gi­sches Ange­bot anzu­spre­chen“. Sie kann­te den Kiez und sei­ne Kin­der gut, weil sie zuvor beim Spiel­mo­bil des dama­li­gen Bezirks Wed­ding gear­bei­tet hatte.

Die Kin­der, die auf der Stra­ße gespielt haben, konn­ten durch den Kin­der­club drin­nen und am Tisch spie­len. Von der Stra­ße holen, hieß es damals. „Wir waren eigent­lich ein Spiel­platz, nur drin­nen“, beschreibt Caro­la Knauft den Kin­der­club rück­bli­ckend. So war der Kin­der­club viel­leicht so etwas wie ein Wohn­zim­mer, ist zwi­schen ihren Wor­ten her­aus­zu­hö­ren. Eine gute Stu­be, wo es ruhi­ger zugeht, aber nicht weni­ger inten­siv. So haben die Kin­der Caro­la Knauft und ihren Kol­le­gen manch­mal Zeich­nun­gen geschenkt. Sie erin­nert sich, dass die Eltern damals die Kin­der­zeich­nun­gen schon mal als Müll betrach­tet hätten.

Hausaufgabenhilfe war sehr gefragt

Zum Ange­bot des Kin­der­clubs gehör­te es auch, mit den Kin­dern Haus­auf­ga­ben zu machen. Gekom­men sind auf die­ses Ange­bot hin vor allem Grund­schü­ler der Wil­helm-Hauff-Grund­schu­le und der Rudolf-Wis­sell-Grund­schu­le. Manch ein Kind woll­te sogar über sei­ne Grund­schul­zeit hin­aus in den Club gehen, weil es ihm dort so gut gefal­len hat. Aber der Kin­der­frei­zeit­la­den war aus­schließ­lich für Kin­der da – nicht für Jugendliche.

Gemein­sam wur­de gespielt und gebas­telt. Auch Grup­pen­aus­flü­ge zu den Spiel­plät­zen in der Umge­bung gehör­ten dazu. „Wir haben Kin­der ver­schie­de­ner Her­kunfts­re­gio­nen zusam­men­ge­bracht – über das Spiel“, sagt Caro­la Knauft. Es wur­de immer deutsch gespro­chen, damit nie­mand hin­ter dem Rücken des ande­ren reden konn­te und damit immer alle auch alles ver­ste­hen. Ein respekt­vol­ler Umgang gehör­te zu den wich­tigs­ten Regeln im Club, Gewalt war in jeder Form tabu.

Die Kinder sagten zum Abschied danke

Die Haus­auf­ga­ben­hil­fe sei ein wich­ti­ger Teil der Arbeit gewe­sen. Des­halb freut sich Caro­la Knauft, dass die Leh­rer der Rudolf-Wis­sell-Grund­schu­le ihr zum Abschied gedankt haben. Die Leis­tun­gen der Schü­ler und Schü­le­rin­nen hät­ten sich auch wegen der Haus­auf­ga­ben­hil­fe ver­bes­sert. Für Caro­la Knauft selbst ist es aber der größ­te Dank, dass die groß­ge­wor­de­nen Kin­der aus den ers­ten Jah­ren sie immer noch ken­nen und grü­ßen. Da sie nicht im Wed­ding wohnt, wird sie im Dezem­ber auch von die­sen Kon­tak­ten Abschied nehmen.

Die Kin­der­club-Lei­te­rin selbst dankt den vie­len Spen­dern und För­der­ge­bern. Auch den unbe­kann­ten Spen­dern, die durch manch über­ra­schen­de Über­wei­sung am Jah­res­en­de das Fort­be­stehen für das nächs­te Jahr ermög­licht hat­ten. Denn wäh­rend der Club in den ers­ten fünf Jah­ren sei­nes Bestehens mit För­der­mit­teln aus dem Pro­gramm „Sozia­le Stadt“ vom Quar­tiers­ma­nage­ment unter­stützt wur­de, finan­zier­te er sich am Ende allein mit­hil­fe von Spen­den, Spon­so­ren und ehren­amt­li­chen Helfern.

Der Text wur­de von And­rei Schnell geschrie­ben. Er ist zuerst im Kiez­ma­ga­zin Sol­di­ner, Aus­ga­be Dezem­ber 2016 erschie­nen. Mehr über unse­ren Koope­ra­ti­ons­part­ner, die Bür­ger­re­dak­ti­on im Sol­di­ner Kiez, gibt es auf dem Redak­ti­ons­blog www.dersoldiner.wordpress.com

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