Wen die Weddinger in ihr großes Herz geschlossen haben, den lassen sie nicht so leicht wieder ziehen. Ein bekannter Marktstand aus der alten Müllerhalle – wer erinnert sich nicht an ihren rauen Charme – ist durch den Abriss und Neubau der Markthalle als Einkaufszentrum heimatlos geworden. In der neuen Müllerhalle sind keine geeigneten Gewerbeflächen für ein solches Angebot vorhanden. Anfangs hat der Bauer Heiko Reppin aus der Altmark noch auf dem Bürgersteig vor der Müllerhalle Eier und Kartoffeln verkauft. Später gehörte sein Gemüsestand vier Jahre lang zum Inventar der schummrigen Einkaufshöhle, bis das legendäre Gebäude im Jahr 2012 seine Pforten für immer schloss. Doch die Stammkunden, überwiegend ältere Kiezbewohner des nördlichen Wedding, trauerten „ihrem“ Bauern nach. Für sie muss es kein Biogemüse sein, kein Wohlfühlambiente geben, keine Treuepunktaktion für die Bindung sorgen – sie wünschen sich einfach nur die bewährte Qualität aus der Region, ein freundliches Gespräch mit der Verkäuferin und verlässliche Preise.
Die Wünsche der Weddinger Käufer blieben nicht unerhört, denn der Landwirt ließ sich nicht so einfach vom Handelsriesen Kaufland unterbuttern. In der Lüderitzstraße 20, fast an der Ecke Kameruner, kam er als Zwischennutzer eines leerstehenden Ladens unter. Seit März kommen die treuesten Weddinger Kunden wieder, im Moment nur am Dienstag, Donnerstag und Samstag. Morgens um neun bringt der Bauer zuverlässig drei Sorten Kartoffeln, Eier und Saisongemüse aus der Gegend um Stendal vorbei. Vor allem Kohl in vielen Varianten ist im Moment angesagt, aber je nach Jahreszeit sind auch Tomaten, Zwiebeln, Äpfel und Birnen im Angebot. Für den schmalen Weddinger Geldbeutel sind die Erzeugerpreise sowieso eine Wohltat, da kein Konzern mitverdient.
Das Einfache, Provisorische, aufs Wesentliche Reduzierte sieht man auch dem Laden an. Die Verkäuferin, eine Weddingerin, die schon in der Müllerhalle mit dabei war, sorgt für den Wiedererkennungswert bei den alten Kunden. Ansonsten beschränkt sich die Werbung auf handgemalte bunte Pappschilder, und statt einer Einrichtung ziehen nur die nebeneinander drapierten Kartoffelsäcke und Kohlköpfe jede Aufmerksamkeit auf sich. Hier werden die wenigen saisonalen Produkte eines Bauern aus der Region verkauft, nicht mehr und nicht weniger. Kein professionell auf Hochglanz poliertes Geschäftsmodell kann das so glaubwürdig leisten. Und uns bleibt zu hoffen, dass das große Weddinger Herz seinen Liebling auch weiterhin nicht vergisst.
Der Kartoffelladen
Lüderitzstr. 20
Mo – Mi 9 – 17 Uhr, Do/Fr 9 – 18 Uhr, Sa 9 – 14 Uhr
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[…] von 10 – 17 Uhr, eine gute Anlaufstelle. In der Lüderitzstraße verkauft der Altmärker Bauer Reppin seine saisonalen Produkte ebenfalls direkt in einem kleinen Laden , drei Mal in der Woche. […]
[…] vom Bauern kommen auch die Erzeugnisse im Laden von Bauer Reppin in der Lüderitzstraße und auf dem Ökomarkt Leopoldplatz. Außerdem gibt es mit Dickes Bee auch […]