Voll peinlich, in der Ringbahn lauthals loszulachen. Und das ausgerechnet am Bahnhof Westend. Schuld daran: Heiko Werning, Schriftsteller, Liedermacher und Reptilienforscher.
Lebensmittelpunkt: Die Frittenbude auf der Mittelinsel Seestraße Ecke Müllerstraße. Die Assoziation zu Wernings Lieblingstiergattung sei gestattet: Einer, der quasi unsichtbar und unmerklich in seine natürliche Umgebung eingepasst einen Rundumblick hat für feinste Bewegungen. Der, sobald ein Objekt seine Aufmerksamkeit auf sich lenkt, es blitzschnell und treffsicher einfängt und es dann in Form deftiger Kurzgeschichtenhappen verdaut. Leicht zu verdauen sind seine Texte keinesfalls. Da wird weder beschönigt noch beschuldigt, sondern haarscharf beobachtet. Werning – „das ist doch Heimat, wenn einen die Lieferservice-Boten namentlich auf der Straße grüßen – versteht es, ganz pragmatisch durchs Weddinger Leben zu treiben und es auf seine ureigene Art zu interpretieren: Mal packt er seinem Sohn den Pausendöner in die Butterbrotdose, mal schimpft er die Autonomen samt ihrer prophylaktischen Molotowcocktailparties als die eigentlichen Wegbereiter der Gentrifizierung.
Sein neues Buch „Im wilden Wedding – Zwischen Ghetto und Gentrifizierung“ stellt er heute Abend um 20:30 Uhr im LaLuz in den Osram-Höfen in der Oudenarder Straße vor. Mit dabei bei der Buchpremiere sind Jakob Hein, die Weddinger Songwriter Jan Koch, Doc Schoko und Tito Maffay sowie die Brauseboys Paul Bokowski, Robert Rescue und Frank Sorge.