Sie sind auch im Wedding gar nicht mehr zu übersehen: die weiß-blauen Smarts mit dem car2go-Logo oder die flotten Minis von DriveNow. Dass all diese Fahrzeuge inzwischen als ganz alltäglich im Straßenverkehr wahrgenommen werden, liegt an einem Trend, der längst zur Massenbewegung nicht nur in Berlin geworden ist: Carsharing. Galt das Teilen von Autos noch bis vor wenigen Jahren als Öko-Tripp von wenigen und der eigene Wagen als Statussymbol, gilt es heute regelrecht als hip, sich mal schnell einen Wagen zu organisieren, um den vierköpfigen Besuch vom Flughafen abzuholen, am Wochenende an den See zu fahren oder einfach nur das Taxi zu sparen.
Zwei Betreibermodelle
In Berlin ist die Idee des Carsharings entstanden. Kein Wunder, dass es in der Hauptstadt auch die größte Auswahl an Anbietern gibt. Dazu gehören neben Privatpersonen, die Plattformen wie www.autonetzer.de oder www.tamyca.de nutzen, große Autofirmen wie Daimler, BMW oder Citroen, die Deutsche Bahn (Flinkster) und Autovermieter (Hertz, Europcar), aber auch unabhängige Firmen wie Cambio oder Stadtmobil, die eine Vielzahl von Fahrzeugen in unterschiedlichsten Klassen und zwei unterschiedlichen Betreibermodellen anbieten. Dabei setzen die einen auf mehr oder weniger große Geschäftsgebiete, innerhalb derer die genutzten Wagen im öffentlichen Parkraum angemietet und auch wieder abgestellt werden können. Der Wedding und Gesundbrunnen gehören vollständig zum Geschäftsgebiet von car2go und DriveNow. Die große Mehrheit der Anbieter (unter anderem Ubeeqo*) setzt aber auf das “klassische Carsharing” mit übers Stadtgebiet verteilten Stationen, an denen die Fahrzeuge abgeholt und am Ende der Mietzeit auch wieder abgestellt werden müssen. Während erstere Variante eher für Einweg- und/oder Spontanfahrten genutzt wird, sprechen Anbieter, die auf Stationsbetrieb setzen, eher Menschen an, die ihre Fahrten etwas länger im Voraus planen und deren Start- auch wieder der Zielpunkt ist.
Bequeme Nutzung
Diversen Untersuchungen zufolge fahren Nutzer stationsbasierter Angebote insgesamt weniger Auto als vor ihrer Zeit als Carsharing-Teilnehmer. Anders dagegen die sogenannten Free-Float-Anbieter mit ihren im Stadtraum verteilten Fahrzeugen. Hier gibt es laut Bundesverband Car-Sharing (bcs) Hinweise darauf, dass Nutzer von car2go oder DriveNow oft aus Bequemlichkeit eher den Carsharing-Wagen nutzen als den Öffentlichen Personennahverkehr. In diesem Zusammenhang warnte sogar schon der ADAC davor, dass dieser durchs Carsharing “nicht kannibalisiert” werden dürfe.
Vorher informieren
Wer sich für eine Teilnahme am Carsharing interessiert, sollte also vorher schon genau überlegen, ob er eher der Spontan- oder der planende Fahrer ist. Sinnvoll ist, sich bei verschiedenen Anbietern anzumelden. Das allerdings bedeutet, sich durch die unterschiedlichsten Tarif- und Gebührenmodelle durchzuarbeiten. Je mehr Fahrzeugklassen zum Beispiel ein Anbieter hat, desto mehr Tarifoptionen bietet er demzufolge auch an. Andere wiederum verlangen Registrierungsgebühren, wieder andere verrechnen monatliche Grundgebühren mit den Fahrkosten. Wichtig zu wissen ist auch, wie genau abgerechnet wird. Während einige Firmen dies minütlich tun, beschränken sich andere auf eine halb- oder viertelstündliche Taktung.
Inzwischen gibt es aber auch im Internet diverse Portale, die helfen, sich vor der inzwischen problemlosen Anmeldung umfassend zu informieren.
Autor: Ulf Teichert
Dieser Artikel ist zuerst im Berliner Abendblatt erschienen. Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors.
* Ubeeqo hat in vielen Weddinger Kiezen mindestens ein Fahrzeug, z.B. im Afrikanischen Viertel (Kameruner Straße) oder im Brüsseler Kiez (Stand: Juli 2018)
[…] über Carsharing-Anbieter im […]
Heute im Tagesspiegel:
http://www.tagesspiegel.de/auto/mobilitaetsprojekt-carzapp-teilen-und-schuetzen/9346520.html
https://www.carzapp.net/
@ Helmut:
Eine These wäre jedoch auch, dass Carsharing gerade bei jungen Menschen den (gesellschaftlichen und praktischen) Druck mindert, ein eigenes Auto anzuschaffen. Eine Verringerung der Anzahl von für den exklusiven Gebrauch gekauften Autos schont die Umwelt wiederum. Auch die Parkplatzsituation wird schon mittelfristig vom Carsharing profitieren, wenn es als Alternative zum Eigen-PKW bestehen kann.
Das Verhältnis beider Wirkungen auf das Konsumverhalten wird entscheidend sein.
Hmm – man sollte bei diesem Thema auch einmal durchaus kritisch die gesamte Situation hinterfragen!
Sicher ist es eine schöne und bequeme Sache, wenn man nahezu überall ein Auto zur Verfügung hat. Jedoch steigt (auch bei uns im Sprengel-Kiez zu beobachten) der tägliche Parkplatzdruck. Viele Mitbewohner (v.a. Studenten?) nutzen die Gelegenheit, mit einem Car-Sharing-Auto irgendwohin zu fahren – Touren, die sie früher möglicherweise mit “den Öffentlichen” gemacht hätten.
Schlussfolgerung: Die ohnehin bereits vorhandenen Autos werden nicht (oder nur zu einem kleinen Teil) durch Car-Sharing-Autos ersetzt, sondern Personengruppen, die früher keine Gelegenheit hatten, fahren nun auf einmal Auto. Ob das im Sinne des Umweltschutzes und der ohnehin schon chronisch verstopften Straßen ist??
Nachtrag.
2 Anbieter wurden bereits im Artikel genannt.
Die professionellen Anbieter beginnen allerdings die ” Konkurrenz ” zu spüren, siehe auch:
http://www.spiegel.de/auto/aktuell/mietwagenfirmen-klagen-gegen-carsharing-plattform-a-926938.html
Und wer ein privates Rad mieten will geht in Berlin auf:
https://www.spinlister.com/search?utf8=%E2%9C%93&q=Berlin
Zur Ergänzung:
Es gibt auch privates car-sharing:
http://www.autonetzer.de
http://www.nachbarschaftsauto.de
http://www.rent-n-roll.de
http://www.tamyca.de