Der Wedding verfügt über drei Freibäder in einer Entfernung von maximal zwei Kilometern vom Leopoldplatz. Wer sich dort umschaut, lernt auch noch Interessantes über die Weddinger Geschichte.
Einst eine Militärbadeanstalt
Das älteste noch in Betrieb befindliche Freibad des Wedding liegt am Plötzensee und kann sich auf den Begründer der Berliner Badetradition Ernst von Pfuel berufen. Eine der von ihm errichteten Militärbadeanstalten, meist aus Pfählen im Wasser gebaut und mit hohen Wänden als Sichtschutz, befand sich am Ostufer des Plötzensees. Zu dieser Zeit wurde das gefrorene Wasser des Sees im Winter geschnitten und durch die dortigen “Norddeutschen Eiswerke” vertrieben, während der Dünensand als Baumaterial oder Zusatz zu Scheuermitteln im Handel Absatz fand. Das in den 1920er Jahren errichtete und heute denkmalgeschützte Strandbad verdankt sich auch den 1925 aufgrund des katastrophalen bakteriologischen Zustandes geschlossenen 18 Berliner Flussbadeanstalten. Allerdings auch den veränderten Moralvorstellungen, denn seit dieser Zeit war es nicht mehr notwendig, den Körper vor den Augen des anderen Geschlechtes komplett zu verhüllen oder zu verstecken. Heute bietet das Strandbad neben dem Strandkorbvergnügen in einer bewachsenen Dünenlandschaft weite Liegewiesen mit schattigen Plätzen.
Im Schatten des Bunkers
Als vier Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg die ersten Badegäste im Sommerbad Humboldthain ihre Runden drehten, konnten sie zusehen, wie der von italienischen Arbeiter im Krieg zwangsweise errichtete und militärisch völlig unnütze Flakbunker nun mit Trümmerschutt verfüllt und begrünt wurde. Da stellte sich manchem die Frage, ob die Architekten des Wiederaufbaus ihre Pläne bereits in den Bombennächten des Krieges gezeichnet hätten. Von der einstigen Fünfziger-Jahre-Architektur mit der romantisch klingenden Gaststätte “Lido” ist heute allerdings nichts mehr zu erahnen, hier herrscht der Chic der 1980er. Dafür gibt es mit dem “Tropez” jede Menge Kunst im Sommer.
Funktional und beliebt
Im selben Flair erstrahlt auch das dritte Weddinger Badeanstalt, das Kombibad Seestraße. Es ist so funktional gestaltet, dass die Kabinen des Bademeisters mit dem Wachturm eines modernen Gefängnisses verwechselt werden könnten. Das Bad bildet mit anderen Freizeiteinrichtungen eine städtebauliche Barriere zwischen dem gewachsenen Altbaukiez um die Malplaquetstraße einerseits, und andererseits dem vorstädtischen Siedlungsgebiet der 1960er Jahre mit seinen liebevoll gestalteten Vorgärten und sauberen Straßen. Mit bis zu 8.000 Besuchern, die bei sonnigen Tagen hier eine Abkühlung suchen, entwickelt sich das Badevergnügen hier manchmal eher zu einer Stehparty im Pool.
Wer es entspannter haben möchte, setzte sich an die seit Sommer 2012 wieder betriebene erste Berliner Kinderplansche an der Schillerpark-Siedlung aus den 1920er Jahren. Bildungshungrige finden in einer 1915 im Jugendstil errichteten Bedürfnisanstalt eine Ausstellung über die Siedlungen der klassischen Moderne in Berlin. Kalte Erfrischungsgetränke mit und ohne Alkohol sind in der Schilleroase (und der Schlüssel zur Ausstellung) auf der anderen Seite des Pavillons zu bekommen.
Autor: Eberhard Elfert
[…] Wer lieber auf funkelnde Wasserflächen schaut, kommt im Wedding ebenfalls auf seine Kosten. An der Südspitze des Plötzensees führt ein abschüssiger Weg zu einer kleinen Aussichtsplattform mit Blick auf die benachbarte Fischerpinte mit ihren Booten und das Seeufer mit dem Freibad. […]
[…] grünes Stück vom Wedding. Sport- und Tennisplätze, das Jugendgästehaus Nordufer und das Freibad Plötzensee weisen darauf hin, dass es in dieser idyllischen Randlage eher um Freizeit geht. Weiter […]
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