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Montagehalle Berlin: Der Stoff, aus dem Weddinger Mode ist

20. Juni 2012
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Die Mon­ta­ge­hal­le ist ein hel­ler, freund­li­cher Ort – irgend­wie auf­ge­räumt, aber doch gemüt­lich. Es gibt raue, weiß ver­putz­te Wän­de, eine Regal­wand mit künst­le­ri­schen Gra­fi­ken. Da sind far­ben­fro­he Tücher zu bewun­dern und Jer­sey-Schlan­gen in (fast) allen Regen­bo­gen­nu­an­cen, die berühm­ten „Früh­lings­röll­chen“. Etli­che Klei­der­pup­pen und ‑stän­der prä­sen­tie­ren Shirts, Röcke und Roben von leuch­tend bunt über flip­pig mit Stem­pel­dru­cken bis dezent und edel.

Der Name „Mon­ta­ge­hal­le Ber­lin“ ist einer­seits das Label der gemein­sa­men Kol­lek­ti­on von Annet­te Hauß­knecht und Suse Stock, ande­rer­seits der Name ihres Geschäf­tes in der Togo­stra­ße 79 a in Ber­lin-Wed­ding. Es ist gleich­zei­tig Ver­kaufs­stät­te und Arbeits­platz für zwei Mode­schaf­fen­de und eine Gra­fi­ke­rin, eine Krea­tiv­werk­statt eigent­lich. So gese­hen ist die „Hal­le“ im Namen wohl mit einem Augen­zwin­kern gemeint.

Im weißen Kittel geheiratet

Eine Kundin in der "Montagehalle"
Eine Kun­din in der “Mon­ta­ge­hal­le”

„Kit­tel, damit fing es bei mir an. Prak­ti­sche Klei­dungs­stü­cke mit Taschen für allen mög­li­chen Krims­krams soll­ten es sein“, erzählt Suse Stock, die Mode­de­sign stu­diert hat. Dass ihre Kit­tel nichts mit jenen zu tun haben, die Oma frü­her prak­tisch Tag und Nacht getra­gen hat, davon kann man sich in der Mon­ta­ge­hal­le Ber­lin über­zeu­gen. Sie wer­den – wie alle Klei­dungs­stü­cke der Kol­lek­ti­on – maß­ge­schnei­dert. Es gibt unter ande­rem Vari­an­ten aus Jeans oder Sei­de, mal sport­lich, mal ele­gant. Sogar alte OP-Kit­tel kom­men, kom­plett umge­ar­bei­tet, zu ganz neu­en Ehren. „Der Stoff ist wun­der­bar weich, weil er unzäh­li­ge Male gewa­schen wur­de“, so Suse Stock.

Wie zum Beweis, dass sie von ihrer Geschäfts­idee über­zeugt ist, erzählt die gebür­ti­ge Düs­sel­dor­fe­rin:  „Ich selbst habe sogar in einem wei­ßen Sei­den­kit­tel gehei­ra­tet. Als Gag war eine klei­ne grü­ne Ziel­schei­be mit Pfeil dar­auf appli­ziert. Mein Mann trug die Glei­che am Anzug.“

“Wir verdrehen uns nicht!”

 Annette Haußknecht (links) und Suse Stock
Annet­te Hauß­knecht (links) und Suse Stock

Annet­te Hauß­knecht, die ursprüng­lich Archi­tek­tin war und eher zufäl­lig in die Mode­bran­che gekom­men ist, erklärt, dass jede von ihnen ihre eige­nen Sachen pro­du­zie­re und die Arbeits­sti­le sehr unter­schied­lich sei­en. „Suse zeich­net Skiz­zen und sucht danach die Stof­fe aus. Ich hin­ge­gen mache das frei Schnau­ze. Ich habe einen Stoff und über­le­ge mir dann, was ich draus mache”, erklärt die 42-jäh­ri­ge. So ent­ste­hen aus­schließ­lich Uni­ka­te, die eine eige­ne Hand­schrift tra­gen: “Bal­lon­rö­cke sind bei­spiels­wei­se eine Spe­zia­li­tät von mir”, sagt Annet­te Hauß­knecht, die eben­falls aus dem Rhein­land stammt. „Wir inspi­rie­ren uns gegen­sei­tig, ler­nen von­ein­an­der. Trotz­dem ver­dre­hen wir uns nicht, blei­ben, wie wir sind.“ ergänzt Suse Stock. Weil das gut klappt, gibt es auch eine gemein­sa­me Kollektion.

Immer auf der Suche nach dem besonderen Stoff

Hand­ge­macht und ein­zig­ar­tig: Frau­en­mo­de in der Montagehalle

Was bei­de Frau­en beson­ders ver­bin­det, ist die Lie­be zum „Roh­stoff“ ihres Schaf­fens. Oft bege­ben sie sich gemein­sam auf die Suche, nach den beson­de­ren Stof­fen, nach den klei­nen, aber fei­nen Char­gen. Und als logi­sche Kon­se­quenz ver­ar­bei­ten sie die sorg­fäl­tig gewähl­ten Tex­ti­li­en auch auf ganz beson­de­re Wei­se. So wer­den zum Bei­spiel Web­kan­ten als opti­sches Stil­mit­tel in Sze­ne gesetzt oder aus Pro­be­dru­cken vom Anfang eines Stoff­bal­lens ent­ste­hen T‑Shirts mit kla­ren gra­phi­schen Mustern.

Auf die Fra­ge, wie hand­ge­mach­te Mode sogar im Wed­ding funk­tio­niert und wie es dazu gekom­men ist, ant­wor­tet Annet­te Hauß­knecht: „Wir sind bewusst im Wed­ding, auch, um den Ort auf­zu­wer­ten. Wir woh­nen hier, daher arbei­ten wir auch hier.” Die bei­den Mode­ma­che­rin­nen wis­sen, dass ihr Geschäft ein­zig­ar­tig im Wed­ding ist. “Anfangs war ich scho­ckiert, wenn die Leu­te nicht an uns glaub­ten. Wenn sie hier her­ein­ka­men und uns ihre Zwei­fel mit der teil­wei­se rau­en Ber­li­ner Art rüber­brach­ten”, erin­nert sich Annet­te Hauß­knecht.  Inzwi­schen ist es anders:  man ist bekannt, man wird erkannt.

Hochwertig und einzigartig

Von außen prä­sen­tiert sich die Mon­ta­ge­hal­le Ber­lin sehr exklu­siv, fast mini­ma­lis­tisch. Hoch­wer­tig sind die Sachen von Suse Stock und Annet­te Hauß­knecht gewiss, kei­nes­wegs jedoch teu­er. Die bei­den bie­ten maß­ge­schnei­der­te Frau­en­klei­dung zu ech­ten Wed­din­ger Prei­sen. Ände­run­gen sind (fast) immer machbar.

Es lohnt sich, ein­zu­keh­ren und zu stö­bern. Herz und Zen­trum der Mon­ta­ge­hal­le Ber­lin bil­det ein gro­ßer Tisch; gleich­zei­tig Arbeits­platz für zwei, manch­mal Zwi­schen­stopp für den Nach­wuchs zwi­schen Schu­le und daheim, immer auch Bera­tungs­ort. Annet­te Hauß­knecht meint: „Ich bin abso­lut über­zeugt von Sus­es Sachen und sie von mei­nen. Wir ste­cken so viel Herz­blut in die Arbeit, dass wir uns freu­en, wenn die Kun­den gezielt zu uns kommen.“

Autorin: Bir­git Wahle

Mon­ta­ge­hal­le Berlin

Togostr. 79a
13351 Berlin

Tel. 03081 70 55 12
info(at)montagehalle-berlin.de

Aktu­el­le Öff­nungs­zei­ten: Mo und Mi 15–18, Di und Do 9–12 Uhr
und immer wenn die wei­ße Fah­ne drau­ßen hängt

 

Gastautor

Als offene Plattform veröffentlichen wir gerne auch Texte, die Gastautorinnen und -autoren für uns verfasst haben.

8 Comments Leave a Reply

  1. […] Den Anlass bil­det die Ver­öf­fent­li­chung des neu­en “Mül­ler-Tipp” mit dem Titel „Die Mül­lerstra­ße zieht an“. Die „Mon­ta­ge­hal­le“ prä­sen­tiert schlich­te, Ton in Ton gehal­te­nen Ober­tei­le, der Blick soll auf die Bei­ne und deren fas­set­ten­rei­che Beklei­dung gerich­tet sein.  Wer die Desi­gne­rin­nen in Ihren Räu­men besucht, kann mit etwas Phan­ta­sie die­se Schnit­te und Schnitt­mus­ter erken­nen und bestau­nen. Die “Mon­ta­ge­hal­le” hat sich zu einem klei­nen Kraft­zen­trum des Afri­ka­ni­schen Vier­tels im Bereich der Kame­ru­ner Stra­ße ent­wi­ckelt, dort wo sich im Lau­fe der Zeit wei­te­re Manu­fak­tu­ren ange­sie­delt haben. Gemein­sam hat man sich beim Gebiets­fonds bewor­ben und die Jury der Stadt­teil­ver­tre­tung mit Inno­va­ti­on und Geschick für die eige­nen Anlie­gen begeis­tern kön­nen. Die nächs­te Akti­on, auf der hoch­wer­ti­ges Hand­werk bestaunt wer­den kann, steht im Novem­ber auf dem Pro­gramm. Nicht ver­ges­sen wer­den darf der schon tra­di­tio­nel­le “Togo-Basar”, zu dem im Dezem­ber ein­ge­la­den wird. Nur für die Her­ren ist in der “Mon­ta­ge­hal­le” lei­der noch nichts zu fin­den. Aber viel­leicht ist ja die Hosen-Kol­lek­ti­on der ers­te Schritt, der dann auch Män­ner in den anspre­chend gestal­te­ten Laden-und Arbeits­räu­men zum Ein­kau­fen ver­führt… Hier steht mehr über die Montagehalle. […]

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