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SOS-Kinderdorf Wedding feiert 20-jähriges mit Pomp und leisem Servus

1. Dezember 2016
Kirsten Spiewack vom SOS Kinderdorf Wedding zieht es nach Moabit. Foto Andrei Schnell.
Kirs­ten Spie­wack vom SOS-Kin­der­dorf im Wed­ding zieht es nach Moa­bit. Foto: And­rei Schnell

Da war gro­ßer Jahr­markt im SOS-Kin­der­dorf im Wed­ding. Die SOS-ler fei­er­ten mit vie­len wich­ti­gen Leu­ten das Jubi­lä­um “20 Jah­re Berufs­aus­bil­dungs­zen­trum”. Der Aus­spruch “Kin­der wie die Zeit ver­geht” hät­te gut das Mot­to der Fei­er sein kön­nen. Gleich­zei­tig war es viel­leicht auch ein Abschieds­fest des SOS-Kin­der­dorf vom Wed­ding. Wesent­li­che Tei­le des Stand­or­tes zie­hen nach Moa­bit um, wo eine “Bot­schaft für Kin­der” gebaut wird. Umzie­hen wird auch die Aus­bil­dungs­kü­che Ros­si, die der­zeit noch im vier­ten Stock­werk ihre Gäs­te bewirtet.

Seit 20 Jah­ren bil­det das SOS-Kin­der­dorf im Wed­ding benach­tei­lig­te Jugend­li­che aus. Die Fei­er des Jubi­lä­ums geriet ein wenig zwie­späl­tig. Zum einen woll­te sich das SOS-Kin­der­dorf in der Oude­nar­der Stra­ße selbst auf die Schul­ter klop­fen und das in 20 Jah­ren Erreich­te fei­ern. Auf der ande­ren Sei­te muss SOS-Kin­der­dorf mit der Zeit gehen und ist dabei, sei­nen Wed­din­ger Able­ger zu ver­klei­nern. Also eher ein Abschiedsfest?

Große Feier für 20 Jahre SOS Kinderdorf im Wedding. Foto Andrei Schnell.
Gro­ße Fei­er: 20 Jah­re SOS-Kin­der­dorf im Wed­ding. Foto: And­rei Schnell

Die Alten und der Blick nach vorn

Für das Alte stand Burk­hard Schä­fer auf der Büh­ne. Er hat den Stand­ort in den Osram­hö­fen von Beginn als Lei­ter auf­ge­baut und 18 Jah­re lang geführt. 2015 ging er in Ren­te. Das Fest war auch eine Fei­er sei­ner Leis­tung. Burk­hard Schä­fer, mit Ber­li­ner Mund­art und in Jop­pe geklei­det, klag­te dar­über, dass die Berufs­aus­bil­dung für Jugend­li­che viel weni­ger als frü­her geför­dert wird. Da klang der Leit­spruch des Hau­ses “Ver­gesst die Jugend nicht” fast ein wenig ver­schnupft. Er muss nun glück­lich sein, dass wenigs­tens Tei­le sei­ner Arbeit über­dau­ern: Das Aus­bil­dungs­re­stau­rant Ros­si wird mit­um­zie­hen nach Moa­bit in die Lehr­ter Stra­ße 66.

Für den Blick nach vorn stand Schä­fers Nach­fol­ge­rin Kirs­ten Spie­wack auf der Büh­ne. Sie hat vie­le Jah­re lan­ge für SOS-Kin­der­dorf das Haus in der Wald­stra­ße in Moa­bit gelei­tet. Dass die Stand­or­te Moa­bit und Wed­ding zusam­men­ge­legt wur­den und nun ein neu­es gemein­sa­mes Haus bezie­hen wer­den, fin­det sie nicht schlecht. Zwar wer­den eini­ge Pro­jek­te wie zum Bei­spiel eines mit “schul­di­stan­zier­ten Jugend­li­chen” im Wed­ding zurück­blei­ben. Doch die meis­ten der auf aktu­ell drei Eta­gen ange­mie­te­ten Räu­me wer­den auf­ge­ge­ben. “Wir zie­hen von Miet­räu­men in Eigen­tum”, freut sich die Lei­te­rin auf den Neu­bau, der im Som­mer 2017 in der Lehr­ter Stra­ße 66 fer­tig wird. “Bot­schaft für Kin­der” wird das neue Haus hei­ßen. Es wird ein Hotel beher­ber­gen, in dem zur Hälf­te Men­schen mit Behin­de­run­gen arbei­ten wer­den. Und eine Info-Eta­ge zur natio­na­len und inter­na­tio­na­len Arbeit von SOS-Kin­der­dorf ist geplant.

Ein Fest mit Pomp für die Alten

Johannes Münder von SOS-Kinderdorf Deutschland. Foto Andrei Schnell.
Johan­nes Mün­der von SOS-Kin­der­dorf Deutsch­land. Foto And­rei Schnell.

Das Line Up der Jubi­lä­ums­fei­er- oder ein­fach die Red­ner­lis­te – liest sich wie ein Who is Who der Bran­che. Vor allem jedoch ist es ein Who is Who der Alten in der Jugend­hil­fe. Auf der Büh­ne stan­den bei der Jubi­lä­ums­fei­er der Ver­eins­vor­sit­zen­de von SOS-Kin­der­dorf Deutsch­land, Johan­nes Mün­der. Er wird im nächs­ten Jahr in Ren­te gehen. 61 Jah­re alt ist die Ber­li­ner Staats­se­kre­tä­rin für Jugend und Fami­lie, Sig­rid Kleb­ba. Sie lob­te auf der Büh­ne die Erfol­ge des Berufs­bil­dungs­zen­trums in der Oude­nar­der Stra­ße. Auch sie konn­te sich noch gut an die alten Zei­ten erin­nern. Zum Bei­spiel wuss­te sie noch wie es war als das SGB VIII ein­ge­führt wur­de. Im Saal nick­ten die alten Hasen, sie ver­stan­den, wor­auf ange­spielt wur­de. Kleb­ba wies aber auch deut­lich dar­auf hin, dass es nach wie vor För­der­gel­der gibt, die hel­fen, dass benach­tei­lig­te Jugend­li­che eine Aus­bil­dung fin­den. Nur funk­tio­niert heu­te eben vie­les anders als in den 1990er Jah­ren. Mitt­ler­wei­le schon 78 Jah­re alt ist die Vor­stands­vor­sit­zen­de des Ber­li­ner Pari­tä­ti­schen Wohl­fahrts­ver­bands, Bar­ba­ra John. Eini­gen (älte­ren) Ber­li­nern ist sie bekannt aus über 20 Jah­ren Arbeit als Aus­län­der­be­auf­trag­te (wie man damals sag­te) des Ber­li­ner Senats. Sie lob­te, dass bei den Ber­li­ner SOS-lern “immer alles Hand und Fuß hatte”.

Über SOS-Kinderdorf

Dieses Schild in der Oudenarder Straße 16 ist bald veraltet. Foto Andrei Schnell.
Die­ses Schild in der Oude­nar­der Stra­ße 16 ist bald ver­al­tet. Foto: And­rei Schnell

SOS-Kin­der­dorf wur­de 1951 in Tirol in Öster­reich von Her­mann Gmei­ners gegrün­det. Das ers­te SOS-Kin­der­dorf ent­stand 1955 in Bay­ern. Ursprungs­idee der Kin­der­dör­fer war es, Wai­sen “ein neu­es Zuhau­se in einem fami­liä­ren Umfeld” zu geben. Heu­te gibt es SOS-Kin­der­dör­fer welt­weit. In Deutsch­land hat SOS-Kin­der­dorf sei­ne Tätig­keit auch auf die Unter­stüt­zung von Men­schen mit Behin­de­run­gen, auf die ambu­lan­te Jugend­hil­fe, auf Jugend­wohn­grup­pen und eben auf Berufs­aus­bil­dungs­zen­tren ausgeweitet.

Text und Fotos: And­rei Schnell

Andrei Schnell

Meine Feinde besitzen ein Stück der Wahrheit, das mir fehlt.

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