Wer hier geboren und aufgewachsen ist, dessen Kindheit war meist nicht auf Rosen gebettet. Trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen – wurde das Talent vieler Künstlerinnen und Künstler, Sportler oder Politiker, die aus dem Wedding stammen, dann doch irgendwann entdeckt. Bei manchem würde man die Herkunft aus dem Arbeiterkiez nicht vermuten. Wieder andere haben im Wedding nur Station gemacht oder sind erst als Promis in den Wedding gezogen. Aber seht selbst: Das sind die bekanntesten Töchter und Söhne des Wedding.
Harald Juhnke
Als der spätere Schauspieler und Entertainer in der Stockholmer Straße 29 das Licht der Welt erblickte, war der Wedding ein Arbeiterbezirk. Juhnkes Vater war als Verwaltungsangestellter eine Ausnahme in der Nachbarschaft, auch dadurch, dass er in der Wirtschaftskrise überhaupt noch Arbeit hatte. Doch die Juhnkes blieben auch nach der Geburt ihres einzigen Kindes im preisgünstigen Kiez. Auf dem Fordoner Platz erinnert seit 2005 eine Gedenkstele an diesen berühmten Sohn des Soldiner Kiezes.
Thomas Häßler
Eine nicht immer geradlinige Biographie, wie so typisch für viele Weddinger Pflanzen: Der 1966 geborene Thomas “Icke” Häßler, ein Schulabbrecher, der beim BFC Meteor 06 anfing und es bis zum Fußballweltmeister 1990 und Europameister 1996 gebracht hat. Er kann auf eine vielseitige Spieler- und Trainerkarriere zurückblicken. Zuletzt trat er 2017 noch einmal beim RTL-Dschungelcamp in Erscheinung.
Adel Tawil
Der Ex-“Ich & Ich”-Sänger kommt aus dem Wedding. “Wenn der Wedding eine Frau wäre, hätte sie eine schwarze Jeans an, ein freches Oberteil und wäre sehr anschmiegsam”, sagte er dem Stadtmagazin Zitty. Dem Blatt B.Z. sagte er: “Wenn du hier einen auf dicke Hose machst, bist du ganz schnell raus. Das geht in Prenzlauer Berg, im Wedding bist du dafür am falschen Ort.”
Eberhard Diepgen
Dem Rechtsanwalt und konservativen Politiker würde man eine Herkunft aus dem roten Wedding gar nicht zuschreiben. Dem CDU-Mann war eine beachtliche Politikerkarriere beschieden. Aufgewachsen in der Gartenstadt Atlantic, schaffte er es, mit einer kurzen Unterbrechung zwei Mal Regierender Bürgermeister zu sein. Und nicht nur das, er hatte auch die längste Amtszeit aller Bürgermeister der Nachkriegszeit.
Otto Nagel
Ein bedeutender Künstler, am 27. September 1894 in der Reinickendorfer Straße 67 geboren: Otto Nagel malte seine Heimatstadt im Zweiten Weltkrieg, als sie zerstört wurde. Seine Ölbilder beschönigen nichts, sind alles andere als romantisch. Wie der Wedding eben. 1967 starb der spätere Direktor der Akademie der Künste in Ostberlin.
Cornelia Froboess
Wenn auf jemanden der Begriff Kinderstar zugetroffen hat, dann auf die junge Cornelia “Conny” Froboess. Zur Schule ging sie in der Gotenburger Straße. Sie wuchs in der Gottschalkstraße im Soldiner Kiez auf und landete mit dem von ihrem Vater komponierten “Pack die Badehose ein” 1951 ihren ersten großen Hit. Später war sie als Schlagersängerin erfolgreich, widmete sich aber dann der Schauspielerei. In eher ernsten Theaterrollen spielte sie jahrzehntelang an den Münchner Kammerspielen. Bis heute lebt sie in Bayern.
Kevin-Prince Boateng
Von einem Bolzplatz in der Travemünder Straße aus kickte sich einer der drei millonenschweren Fußballbrüder in die Bundesliga. Wolfgang Bleimling, sein Klassenlehrer an der Wilhelm-Hauff-Grundschule, erinnert sich an einen guten Schüler. Zu den besten fünf seiner Klasse habe Kevin-Prince gehört, verriet der der B.Z. Seine Profikarriere begann bei Hertha BSC.
Roland Kaiser
Seine leiblichen Eltern lernte er nie kennen, die Pflegemutter putzte die SPD-Zentrale in der Müllerstaße. Roland Kaiser, Jahrgang 1952, wuchs im Wedding auf und leitete nach seiner kaufmännischen Ausbildung die Werbeabteilung eines Autohauses. Mit seinem Hit „Sieben Fässer Wein“ machte der geborene Ronald Keiler 1977 sein Hobby zum Beruf und seine 67 Auftritte in der ZDF-Hitparade verhalfen ihm zum Kultstatus. Doch der bekennende Sozialdemokrat kann mehr als nur eingängige Schlagerhymnen schreiben und singen. Als Karl Dall ihn 1986 in einer Talkshow provozierte, zeigte er Rückgrat und verließ unter Pfiffen und Buhrufen die Sendung. Dass sich Roland Kaiser für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche und im Bereich Organtransplantation einsetzt, ist eher unbekannt. Unabhängig, ob man seine Musik mag oder nicht, macht ihn das zu einer Weddinger Persönlichkeit, auf die man stolz sein darf. So sei es ihm auch verziehen, dass er die letzten Jahre, abgesehen von einem Zwischenstopp in Berlin-Zehlendorf, in Münster verbracht hat.
Nico Kovac
Wie auch George Boateng hat Nico Kovac seine Wurzeln im Arbeiterbezirk Wedding. Beide wuchsen nur wenige Straßen voneinander auf und beide können auf eine gemeinsame Zeit bei Hertha BSC zurückblicken. Als Teil einer kroatischen Einwanderfamilie wuchst Kovac in der Turiner Straße auf und spielte in seiner Jugend bei Rapide Wedding. Gekickt wurde auf der Schillerwiese, wo der Kroate bis zum Abendgrauen Ecken und Freistöße übte. Mittlerweile ist Nico Kovac ein gefragter Fußballtrainer, der in der Saison 2017/2018 mit der Eintracht aus Frankfurt/Main den DFB-Pokal gewann. Sympathiepunkte verlor Kovac durch die frühzeitige Vertragsauflösung bei den Hessen. Doch welches Arbeiterkind würde ein Angebot des erfolgreichsten deutschen Bundesligavereins, den FC Bayern München, leichtfertig abschlagen? Eines ist gewiss: In der bayerischen Metropole wird Kovac erneut auf einen weiteren Führungsspieler aus der Boateng-Familie treffen. Konnte er sich in seiner Frankfurt-Zeit auf die Offensiv-Qualitäten von Kevin Prince verlassen, steht ihm bei FC Bayern mit Jeromé einer der besten Abwehrspieler der Welt zur Verfügung.
Alexander Bojcan/Kurt Krömer
Alexander Bojcan, 1974 in Neukölln geboren, ist zeitweise im Wedding aufgewachsen. Vor allem dank seiner Kunstfigur Kurt Krömer ist er einem breiten Publikum bekannt. D
DJ Tomekk
Mitte der 80er als Kind aus Polen in den Wedding gekommen, ging Tomasz Kuklic an die Gesundbrunnen-Grundschule. Er lebte mit seinem Vater in der Bastianstraße und trat erstmals im Jugendklub Badstraße auf. Nach dem Tod des Vaters ging es ins Kinderheim am Nordufer, und dann startete er unter dem Namen DJ Tomekk seine musikalische Karriere, die mit einem Aufenthalt in den USA Fahrt aufnahm. DJ Tomekk ist für die HipHop-Szene in Deutschland gewissermaßen ein Pionier – vom Wedding zu Skyline könnte man schon fast sagen.
“Sido” Paul Würdig
Sido ist vielleicht der bekannteste Sohn des Märkischen Viertels, doch was nicht viele wissen: Der Rapper, der anfangs nur mit einer Maske aufgetreten ist, siedelte als Kind mit seiner Mutter aus der DDR über und kam zunächst in einer Notunterkunft im Wedding unter. DJ Tomekk präsentierte Sido das erste Mal einem breiteren Publikum
Weitere Persönlichkeiten, die im Wedding geboren bzw. aufgewachsen sind
Karin Baal, Erich Mielke, Zeichner “Oskar”, Hardy Krüger, Hanne Sobek, Leni Riefenstahl, Sängerin “Manuela”, Martina Hill, Maren Gilzer, Vartan Bassil
Im Wedding gewohnt haben bzw. wohnen
Norbert Blüm, Rainer Maria Woelki, Takt32, Lucas Vogelsang, Dr. Motte, Ulrike Folkerts
Horst Buchholz kennt Ihr gar nicht mehr…(???)
Der hatte mit dem Wedding nichts zu tun, außer dass er dort im Stadtbad den Film Die Halbstarken gedreht hat.