Vom 25. bis 27. September fand im Kulturquartier Silent Green die erste Transferale statt. Ein Festival für den Transfer von Hochschulwissen in Unternehmen und frei nach dem Motto “Raus aus der Uni, rein in den Kiez”. Fünf Berliner Hochschulen präsentierten ihre aktuellen Forschungsergebnisse aus den Bereichen Klima, Nachhaltigkeit, Gesundheit und Resilienz, um Lösungen für die Herausforderungen Berlins zu entwickeln.
Ein buntes Programm für alle Generationen
Die Veranstaltung bot auch allen Bürger:innen eine einmalige Gelegenheit, mit Wissenschaftler:innen und Expert:innen ins Gespräch zu kommen und innovative Lösungsansätze für die Zukunft zu entdecken. Ein besonderes Erlebnis sicher auch für die ca. 200 Schulkinder, die das abwechslungsreiche Programm am 3. Festivaltag exklusiv erfahren durften.
Die Transferale punktete mit einer breiten Programm-Vielfalt, die von interaktiven Workshops und Reallaboren über Schreibwerkstätten bis hin zu Vorträgen, Science Slams und einem Science Quiz reichten.
Prof. Dr. Stefanie Molthagen-Schnöring, Projektleiterin und Vizepräsidentin der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW Berlin), möchte Wissenschaft so transparent wie möglich gestalten. Die Herausforderungen der Bürger*innen und kleinen Unternehmen sollen in die Forschung mit einbezogen werden, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. “Transfer ist wichtig, weil es einseitig nicht funktioniert und man die Verbindung zueinander nicht verlieren möchte”, betonte Molthagen-Schnöring.
Vielfältige Highlights: Zukunftstechnologien und kreative Ansätze
Besucher:innen der Transferale konnten sich unter anderem im Maker’s Space Glasbox ausprobieren, einer offenen Werkstatt, die auch jeden Mittwoch auf dem Gelände der Berliner Hochschule für Technik (BHT) von 14–18 Uhr zugänglich ist. Von 3D-Druckern über CNC-Fräsen bis hin zu Stick- und Nähmaschinen: Dieser Raum steht allen Interessierten zur Verfügung, die eigene Projekte verwirklichen möchten. Rat und Maschinen sind vorhanden, nur das eigene Material dafür sollte mitgebracht werden.
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Besonders beeindruckend war die Vorstellung von empathischen Robotern, wie Pepper, Neffy oder Furhat, die in der Pflege eingesetzt werden, um Atemübungen zu unterstützen oder Lernprozesse mit Studierenden zu begleiten. Die Fähigkeiten der bemerkenswerten Prototypen sind zwar noch in der Entwicklung, werfen aber weitere spannende Fragen über das zukünftige Zusammenleben von Mensch und Maschine auf.
Auch das Format “Lego Serious Play©” fand großen Anklang beim spielerischen Entdecken von Visionen zur Pflege im Jahr 2045. Dieser kreative Zugang, der von der Evangelischen und der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin (EHB und KHSB) organisiert wurde, ermöglichte es, komplexe Zusammenhänge zu entwickeln und strukturiert zu diskutieren. Auch leiseren Stimmen wurde hier Raum gegeben, um ihre Ideen für die Zukunft der Pflege zu teilen.
Technische Innovationen und urbane Zukunft
In der Kuppelhalle des Kulturquartiers wurden an verschiedenen Forschungsständen technische Lösungen für eine nachhaltige Zukunft präsentiert. Von Frachtdrohnen für den urbanen Transport über Augmented Reality und Virtual Reality im öffentlichen Raum, Vertical Gardening zur Fassadenbegrünung bis hin zu einem nachhaltigen Escape-Room – die Innovationskraft der Berliner Hochschulen war in voller Vielfalt zu erleben. Mit CO2-Messgeräten ermitteln die „CO2-Detektive“ der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) die wahren Energieverbrauchs-Monster in öffentlichen Gebäuden.
Der Freitagnachmittag war speziell den Kiezbewohnerinnen gewidmet. Ziel war es, die Begeisterung für urbane Zukunft und innovative Technologien zu wecken. Formate wie „Meet the Scientists“, ein Science Slam und Infostände von Weddinger Akteurinnen boten Gelegenheit zum Austausch und zur Beteiligung. Ein Beispiel für bürgerschaftliches Engagement ist der “Tag des Guten Lebens”, bei dem im Brüsseler Kiez regelmäßig Straßen gesperrt werden, um Nachbar*innen an langen Tischen zusammenzubringen – ein Zeichen für die starke Gemeinschaft im Viertel.
Fazit: Eine gelungene Premiere mit Potenzial für mehr Bürger*innen-Nähe
Zum Abschluss der Veranstaltung wurde in einer offenen Gesprächsrunde (u.a. unter Beteiligung des Quartiersmanagements Brunnenstraße und dem Rat für zukunftsweisende Entwicklung) die Bedeutung der Bürgerbeteiligung betont. Berlin sei eine Hauptstadt des Ehrenamtes und es sei “wichtig, von den engagierten Bürger*innen zu lernen und mit ihnen im Austausch zu bleiben”, so Prof. Dr. Molthagen-Schnöring. Dementsprechend öffnete sie das Gespräch für das Publikum, um Bilanz zu ziehen und Anregungen für die nächste Transferale zu sammeln. Ein älteres Ehepaar wünschte sich etwa mehr Werbung im Kiez und eine übersichtlichere Programmgestaltung, während andere Teilnehmerinnen vorschlugen, einige Programmpunkte direkt in Stadtteilzentren, Cafés oder anderen Treffpunkten im Kiez stattfinden zu lassen, um die Bürger*innen noch besser einzubinden.
Die erste Transferale im Wedding hat gezeigt, dass Wissenschaft und Forschung erfolgreich in den Kiez gebracht werden können, wenn alle gemeinsam für Vorschläge offen bleiben – und diese umsetzen. Die Berliner Hochschulen überzeugten mit einem breiten Spektrum an technischen, nachhaltigen und sozialen Innovationen und demonstrierten ihr Engagement, den Dialog mit den Bewohnerinnen zu suchen. Für die nächste Ausgabe, die in zwei Jahren stattfinden soll, wird bereits an weiteren Verbesserungen gearbeitet, um den Zugang zu Forschung und Wissenschaft noch niederschwelliger zu gestalten. Das lässt auf eine spannende Fortsetzung hoffen.