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Wedding-Jahresrückblick Dezember 2014: Komm mit ins Weddinger Abendland

30. Dezember 2014

Alle zwei Tage öff­net sich hier im Wed­ding­wei­ser ein sati­risch-lite­ra­ri­sches Monats­tür­chen in das ver­gan­ge­ne Jahr mit der Wed­din­ger Lese­büh­ne Brau­se­boys. Alle Tex­te wer­den nach Erschei­nen auf der Sei­te “Wed­ding­rück­blick” gesam­melt.

DEZEMBER 2014 

Komm mit ins Wed­din­ger Abend­land (von Hei­ko Werning)

Die Frie­dens­be­we­gung steht jetzt Seit’ an Seit’ mit Anti­se­mi­ten, Rechts­po­pu­lis­ten und Ver­schwö­rungs­spin­nern als Quer­front, Frie­dens­win­ter und vor allem natür­lich bei Mon­tags­de­mos vor dem Bran­den­bur­ger Tor her­um, um die Aus­füh­run­gen von Ken Jeb­sen zu beju­beln: „Mein Vor­bild ist die Natur! Im Wald gibt es kei­nen Krieg, der Wald pro­du­ziert kei­nen Müll! Und die Zug­vö­gel, die schaf­fen es jedes Jahr nach Afri­ka! Wenn die das demo­kra­tisch orga­ni­sie­ren wür­den, kämen sie nur bis Sylt! Nein, die kom­men bes­tens ohne Demo­kra­tie zurecht.“

Vor einer Meu­te am Bran­den­bur­ger Tor mit Hang zur Natur­sym­bo­lik gegen die Demo­kra­tie het­zen – das zeigt ja immer­hin ein gewis­ses Tra­di­ti­ons­be­wusst­sein. Aber ande­rer­seits: Im Wald gibt es kei­nen Krieg? Das wür­de ja noch nicht mal die west­li­che Lügen­pres­se behaup­ten! Die Natur als Vor­bild, so, so. Dabei muss man nur ein­mal gucken, was Igel, Uhu und Mar­der da mit Eich­horn, Maus und Nackt­schneck ver­an­stal­ten. Ich fürch­te, die­ser Jeb­sen ist auch wie­der nur so eine vom Welt­fi­nanz­ju­den­tum fern­ge­steu­er­te Mario­net­te, um uns kri­tisch den­ken­de Bür­ger in den Wahn­sinn zu treiben.

Herr­jeh, ihr „besorg­ten Bür­ger“! Pegi­da, Hoge­sa, Dügi­da, Dabad­a­du und Palim, palim – jetzt dre­hen wirk­lich alle durch. Und da neh­men sie schon die bescheurts­ten Namen, die man sich über­haupt aus­den­ken kann – und in Mar­zahn sind sie sogar dazu zu blöd. Zu kom­pli­ziert wahr­schein­lich, die Sache mit den vie­len ver­schie­de­nen Anfangs­buch­sta­ben. Soll ja auch kein Aka­de­mi­ker­pro­test sein. Da gehen sie lie­ber auf eine – Ach­tung, Über­ra­schung! – „Mon­tags­de­mons­tra­ti­on“.

Über­frem­dung total: Im Tier­park Fried­richs­fel­de sind die deut­schen (!) Wild­schwei­ne abge­schos­sen wor­den, um Platz zu schaf­fen für irgend­wel­che afri­ka­ni­schen (!) Busch­schwei­ne. Hal­lo, Anwoh­ner? Höchs­te Zeit für eine Mon­tags­de­mo! Gegen die Isla­mi­sie­rung des deut­schen Schweinestalls!

Mon­tag­abend, ein ein­sa­mer Mann steht auf dem Leo­pold­platz im Wed­ding. Nein, die WEGI­DA-Bewe­gung kann an die Erfol­ge in Mar­zahn und Dres­den nicht anknüp­fen. Zwar man­gelt es auch hier nicht an voll­trun­ke­nen Deut­schen, aber statt über Aus­län­der schimpft man lie­ber über das Wet­ter oder die „Olle“ aka „Schlam­pe“. Nur Peter G. hält tap­fer sein Schild gegen die Isla­mi­sie­rung des Wed­ding in die Höhe. Nie­mand beach­tet ihn. Tar­kan Ö. vom Imbiss gegen­über bekommt Mit­leid, bringt ihm einen Becher Tee und klopft ihm freund­schaft­lich trös­tend auf die Schul­ter. Peter G. wärmt sei­ne klam­men Hän­de an dem Becher, stellt sein Papp­schild in die Ecke, und gemein­sam zie­hen die bei­den anschlie­ßend ins Wed­din­ger Abend­land aus Spiel­ca­si­nos, Spät­kaufs und Shoar­ma-Buden. Es gibt durch­aus noch Hoffnung.


Vom 11.12. bis 10.1. des neu­en Jah­res prä­sen­tie­ren die Her­ren Paul Bokow­ski, Robert Res­cue, Vol­ker Sur­mann, Frank Sor­ge und Hei­ko Wer­ning außer­dem an über 20 Ter­mi­nen ihre tra­di­tio­nel­le Jah­res­bi­lanz “Auf Nim­mer­wie­der­se­hen 2014″ im Come­dy­club Kooka­bur­ra (Schön­hau­ser Allee 184). Schau­en Sie auch dort hin­ein und hel­fen den Wed­din­ger Vor­le­sern dabei, den Prenz­lau­er Berg zu “degen­tri­fi­zie­ren”.

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