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Friseur Ware:Schönheit – Die Geschichte eines Salons im Sprengelkiez

15. Dezember 2016
2016 – Ali­na Rie­del (rechts) mit ihrer Ange­stell­ten. Im Spie­gel: Jut­ta Mamet und Eve­lyn Ohletz (rechts)

Gibt es Orte, die ihre Tra­di­ti­on wie eine Aura aus­strah­len? Bereits 70 Jah­re lang wohnt der Tege­ler Stra­ße 32 der Zau­ber der Schön­heit inne: Seit 1945 fin­det man unter die­ser Adres­se Fri­seur­sa­lons. Seit 2014 führt Ali­na Rie­del die­se Tra­di­ti­on mit ihrem Fri­seur­sa­lon Ware:Schönheit fort.

Ali­na leb­te bereits eini­ge Jah­re im Spren­gel­kiez und war frü­her schon häu­fig am Fri­sör­sa­lon  an der Ecke Tege­ler und Spren­gelstra­ße vor­bei­ge­gan­gen. Hier, in ihrem Lieb­lings­ki­ez, konn­te sie sich den Schritt von der Ange­stell­ten zur selb­stän­di­gen Fri­sör­meis­te­rin vor­stel­len. Im Stadt­teil lag Ver­än­de­rung in der Luft. Ali­na war zu rich­ti­gen Zeit am rich­ti­gen Ort: Die Besit­ze­rin des Eck­la­dens war auf der Suche nach einer Nach­fol­ge­rin. Seit­dem lei­tet Ali­na den Fri­sör­sa­lon und beschäf­tigt bereits eine Angestellte.

Beim zwei­jäh­ri­gen Jubi­lä­um von Ware:Schönheit 2016 sind Ver­gan­gen­heit und Gegen­wart auf­ein­an­der getrof­fen. Ali­na fei­er­te den Erfolg ihres Ladens und stieß dar­auf mit ganz beson­de­ren Gäs­ten an: Eve­lyn Ohletz, die den Fri­sör­sa­lon in der Tege­ler Stra­ße 32 von 1970 bis 1994 führ­te, und deren ehe­ma­li­ge Ange­stell­ten, Jut­ta Mamet. Auf Stell­wän­den hat­te Ali­na die Geschich­te des Ladens seit 1945 anhand alter Fotos doku­men­tiert. Die Fotos stam­men von Eve­lyn Ohletz, die mich auf eine Rei­se in die Ver­gan­gen­heit mitnahm.

Viel­leicht begann alles bereits 1933, als in der Spren­gelstra­ße 9 der Fri­seur­sa­lon Ment­zel eröff­ne­te: Er gehör­te Eve­lyns Onkel Kurt Ment­zel und sei­ner Frau Anni. Ihre Mut­ter war dort ange­stellt und Eve­lyn, 1936 gebo­ren, war schon als Kind häu­fig im Laden.

1945 zog der Salon in die Tege­ler Stra­ße 32, weil das Gebäu­de in der Spren­gelstra­ße abge­brannt war. Eve­lyn begann 1951 selbst eine Leh­re als Fri­sö­rin und wur­de mit 23 Jah­ren die jüngs­te Fri­sör­meis­te­rin in Ber­lin. 1964, mit 27 Jah­ren, eröff­ne­te sie ihr ers­tes eige­nes Geschäft am Hohen­zol­lern­damm 5. Hin­zu kam der Laden des Onkels in der Tege­ler Stra­ße, den sie 1970 kaufte.

Sie bau­te den Salon Eve­lyn um und moder­ni­siert ihn, die leuch­ten­den Far­ben und Mus­ter der 70er-Jah­re hiel­ten Ein­zug. 1994 ver­kauf­te sie den Laden in der Tege­ler Stra­ße. Seit­her wech­sel­te er mehr­fach die Besit­ze­rin, bis Ali­na ihn übernahm.

Das Erschei­nungs­bild des Salons hat sich mehr­fach ver­än­dert, auch Ali­na hat ihn umge­stal­tet und modern ein­ge­rich­tet. Sie hat das Kon­zept des Ladens ange­passt, nicht alle Kun­den sind geblie­ben, ande­re sind dazu­ge­kom­men. Ali­na fin­det: „Schön­heit liegt im Auge des Betrach­ters. Ware:Schönheit auch. Die Aus­strah­lung des Ladens spricht man­che Men­schen mehr an als ande­re.“ Statt Cut & Go setzt Ali­na auf Ter­min­ver­ein­ba­run­gen. Kaum noch bie­tet sie Dau­er­wel­len an, was frü­her das Haupt­ge­schäft war. Weil sie Jazz­fan ist, hört man in ihrem Laden meist sanf­te Jazz­mu­sik. Sie kennt die ande­ren Fri­sö­re im Kiez, jeder hat einen ande­ren Stil. Das viel­fäl­ti­ge Ange­bot belebt das Geschäft, fin­det sie. „Zum ers­ten Mal seit 15 Jah­ren habe ich so einen bun­ten Strauß an unter­schied­li­chen Kun­den, weil auch im Kiez eine sol­che Viel­falt herrscht.“

Ali­na unter­streicht ihre sanf­te Stim­me mit aus­drucks­star­ker Ges­tik und einem Leuch­ten in den Augen, wenn sie mit Begeis­te­rung von ihrer Arbeit spricht. Sie fin­det, eine Fri­sur soll­te den indi­vi­du­el­len Typ der Kun­din­nen und Kun­den unter­strei­chen. Ali­na selbst hat von Natur aus hell­blon­de Haa­re mit einem leicht gol­de­nen Schim­mer und mag es, wenn durch Tönung unter­schied­li­che Refle­xe sicht­bar wer­den. Je nach Licht­ein­fall schei­nen ihre Haar mal in zar­ten Rot‑, Rosa- oder Kup­fer­tö­nen. Nicht nur der Laden sieht zeit­ge­mäß aus, auch die Fri­su­ren sol­len es sein.

Wie wird sich der tra­di­ti­ons­rei­che Stand­ort in der Tege­ler Stra­ße in den nächs­ten Jah­ren wei­ter­ent­wi­ckeln? Die­ses Stück Geschich­te schrei­ben wir alle gemeinsam.

Tege­ler Stra­ße 32, 13353 Ber­lin, Tele­fon: (0151) 649 649 88, E‑Mail: [email protected], facebook.com/WareSchoenheit

Öff­nungs­zei­ten: Di-Do 10–17 Uhr, Frei­tag 13–21 Uhr, Sams­tag 10–15 Uhr, Ter­min-Wün­sche per Whats­App, E‑Mail, Face­book oder SMS

Text: Sig­run Wet­zel, Fotos: Sig­run Wet­zel, Eve­lyn Ohletz

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