Seit über 100 Jahren gibt es die Fischerpinte am unteren Ende des Plötzensees. Der wahr gewordene Traum von einer Kneipe direkt am Wasser – im Wedding.
Und genauso lange schaukeln hier die Boote im lauen Wind und gleiten über das Wasser wie gut geölte Yachten, nur eben in klein. Denn neben Fanta, Bierchen und Fischbrötchen ist die Fischerpinte vor allem ein Bootsverleih. Zugegeben, die Tretboote quietschen ein wenig, geraten manchmal in Schieflage und die Ruderboote sehen nicht aus wie aus dem Jahr 1920, aber von knapp danach, aber so soll es hier sein.
An der Pinte angekommen, muss man sich entscheiden: Tretboot oder Ruderboot. Kann man das Quietschen des Tretbootes noch dem Alter zuschreiben, sieht es beim Rudern schon anders aus. Allzu oft sind hier Gruppen (maximal 4) im Boot zu bestaunen, die nach erfolgreichem „Leinen los“ erst einmal minutenlang im Kreis fahren. Rückwärts rudern, Spitze nach hinten. Rückwärts rudern. Eben noch voller Zuversicht ins Boot gestiegen, ist die Ratlosigkeit schon von weitem zu erahnen. Nicht selten endet es mit Applaus vom Steg, wenn das System endlich durchschaut ist. Volle Kraft voraus also.
Dann kann es losgehen. Vorbei am dicht bewachsenen Ufer, links das Strandbad. Rechts die Steintreppe. Selbst an einem heißen Sommertag, wenn einem die Sonne auf den Kopf knallt, bietet die Berliner Luft des Plötzensees die richtige Abkühlung, auch ohne ins Wasser zu springen. Einerseits ist das verboten, andererseits kommt man kaum wieder ins Boot und das Team der Fischerpinte, mit Megafon bewaffnet, hat einen Blick auf den See. Weiter geht es am grünen, satten Ufer entlang, das sich farblich mit dem Wasser vermischt, völlig losgelöst und abgelenkt vom Lärm der Großstadt, keine 100 Meter entfernt.
Besonders schön ist es, wenn die Sonne langsam Richtung Horizont sinkt und der Himmel sich blau-rot färbt. Wer fast bis zum Ende des Sees oder rudert oder radelt – sofern das der richtige Begriff für Tretbootfahren ist -, hat auch die Chance, Schildkröten zu sehen.
Meistens sind sie im Möwensee um die Ecke zu finden, aber ab und zu verirren sich einige direkt in den Plötzensee und nehmen auf Ästen Platz, die aus dem Wasser ragen.
Rudert man zurück in Richtung Fischerpinte, wieder vorbei am quirligen Strandbad, die frische Luft einen umwehend, dann macht sich mit etwas Glück auch einer der Fischreiher vom Ufer aus auf den Weg und fliegt majestätisch über das kleine Paradies von Boot. Erreicht man dann wieder den Steg der Fischerpinte, sieht man mit etwas Glück wieder den nächsten seine Kreise ziehen. Doch eines gilt für alle: „Nicht in die Badeanstalt und nicht zu nah ans Ufer! Und nicht ins Wasser!“ So bleibt am Ende nur die Überlegung: Noch ein Bier oder eine Brause am schönsten Platz im Wedding? Oder zurück in den Lärm der Großstadt? Wo die Berliner Luft zwar auch weht, aber hier, an der Fischerpinte ist sie kühler, riecht besser und schmeckt immer.
Es ist noch gar nicht so lange her, als sich im Weddingweiser aufgemacht wurde, die Fischerpinte vor einem Abriss zu bewahren. Großes mediales Echo, großes politisches Echo und Stand jetzt: Erfolg. Alles könnte und kann bleiben, wie es ist, auch in der Zukunft – zumindest ungefähr. Und da das Ganze mit Pacht/Miete/Neuausschreibung schon verwirrend genug ist, hier der Verweis zum damaligen Artikel.
Schade, sehr geehrter Herr Hahn, dass Sie die Gelegenheit nicht nutzen, die interessierten Leser über die Zukunft der Fischerpinte aufzuklären !
Man liest ihren – vor Begeisterung schon fast ausufernden – Bericht über die Schönheit des Bötchenfahrens auf dem Plötzensee und bekommt am Ende des Textes einen Verweis auf einen Uralt-Artikel!
Und nun? Wie geht es weiter? Muß die Fischerpinte dichtgemacht werden? Gibt es eine Zukunft für die Lokalität?
nun, vllt hilft dieser Artikel weiter:
https://weddingweiser.de/kommt-die-umwelt-bildungs-pinte/
Was nicht heißt, dass es weniger verwirrend sein muss.
Abriss: Nein – nicht mehr geplant.
Weiterbetrieb: ja
Weiterbetreieb ohne Lücke “im Betriebsbaluf”: hängt von ungefähr 1000 Punkten ab, die zu einem bestimmten Zeitpunkt nahtlos ineinander Übergehen müssen.
Hmmm – gestern in der RBB-Abendschau war die Reporterin live in der Fischerpinte und da hieß es, der Laden würde definitiv geschlossen/abgerissen werden, wenn der Pachtvertrag nach dem Tode ausläuft!
Wissen Sie mehr?
sagen wir mal so. die BVV-Entscheidung kam nicht allen so wirklich an.
es heißt:
Gleichwohl besteht ein breiter zivilgesellschaftlicher und politischer Wille, die „Fischerpinte“ mitsamt Bootsverleih als authentische Weddinger Institution zu erhalten. Das Bezirksamt versucht bei seinen
weiteren Planungen, beide Aspekte zu berücksichtigen.
Drucksache – 0409/VI
Das war damals die Antwort von Frau Dr Neumann. Gleichzeit gab es die Abstimmung “Bootsverleih Düring am Plötzensee erhalten!” welche in der BVV einstimmig mit “Ja” beantwortet wurde.
Nun kommt es aber trotz aller JA’s nicht nur auf Stadträtin an, die es nicht mehr gibt, sondern auch auf die Behörde selbst. So verwirrend das auch ist.
“Das Umwelt- und Naturschutzamt plädiert daher aus fachlicher Sicht eindeutig dafür, keinen weiteren Betrieb zuzulassen. Aus meiner Sicht
wiederum kann ich mir einen Weiterbetrieb dann vorstellen, wenn die Umwelt- und Naturschutzbelange hinreichend berücksichtigt werden und durch Auflagen abgesichert werden. Ich würde daher noch einmal in eine fachliche Prüfung gehen wollen, um auszuloten, inwieweit die verschiedenen Interessen hier nicht doch auch bei einem Weiterbetrieb in Einklang gebracht werden können.” So Frau Neumann im November 22.
2023 gab es noch einen Antrag:
Das Bezirksamt wird ersucht, den Beschluss der BVV (Drucksache 0409/VI – „Bootsverleih Düring am Plötzensee
erhalten!“) ohne Abweichungen umzusetzen. Ggf. nötige Voraussetzungen zur Erhaltung des Bootsverleihs und dazugehöriger Gastronomie seitens des Bezirkamtes sind umgehend zu
schaffen. Unterstützt von CDU/FDP/LINKE.
Der wurde aber bis heute scheinbar nicht bearbeitet.
Möglicherweise haben Sie recht. es wird Zeit wieder Druck aufzubauen. Auch ist es dem Bürger nicht erklärbar, wenn die Stadträtin so entscheidet, ihre Parte ebenfalls, aber das Amt dahinter es ganz anders sieht.
Sehr geehrter Herr ahn,
besten Dank für ihre Bemühungen, den gordischen Knoten aufzulösen.
Ich persönlich empfinde es beim Umrunden des Sees wesentlich schlimmer, in welchem Maße die abgesperrten Uferzonen durch Wildbader (und deren Hunde) hemmungslos zerstört werden. Dagegen ist der Betrieb der Fischerpinte geradezu ein ökologisches Musterstück!
Bitte bleiben Sie am Ball!