Für viele Kinder waren sie ein großes Glück für kleines Geld, die erste selbst gekaufte Süßigkeit. Für andere sind Kaugummiautomaten nur noch eine Abstellfläche für leere Flaschen und alles andere. Immer mehr Automaten verschwinden aus dem Stadtbild. Jetzt gibt es ein Berliner Start-Up, das die roten Kästen retten will.
An vielen Häuserwänden im Wedding sieht man sie noch: Die roten oder gelben Blechkästen, aus denen man sich für 20 ‑50 Cent mit einem Dreh eine bunte Kugel Kaugummi ziehen kann. Und wenn man Glück hat, funktioniert der Automat auch noch. Und wenn man noch mehr Glück hat, ist der Kaugummi so gut, dass man damit Blasen machen kann, die dann so schön platzen. Bubble Gum ist eine amerikanische Erfindung, die mit den US-Soldaten nach West-Berlin kam. Ab einem Euro gibt es daneben meist durchsichtige Kugeln, die wie Überraschungseier eine Figur, ein Spielzeug oder einen Gummi-Flummi enthalten. Aber man muss schon lange suchen, um noch einen Automaten zu finden, der gefüllt ist und funktioniert. Mehr als 150 funktionierende Automaten zählte der Weddingweiser noch vor neun Jahren. Vor allem in den Nebenstraßen von Müller‑, Soldiner- oder Badstraße gab es viele davon. Doch wer heute diese Straßen entlang geht sieht immer öfter nur noch die leeren Blechkästen an den Wänden hängen und manchmal bleibt nur noch ein dunkler Fleck an einer hellen Fassade und ein paar Dübellöcher sprechen Bände: Ein Kindertraum weniger und eine hässliche Ecke mehr.
Die Automaten zu pflegen und zu befüllen war noch nie ein besonders lohnendes Geschäft. Jetzt geht die Generation, die damit ihr Auskommen oder einen Nebenerwerb gefunden hat, in Rente. Und wer braucht noch Automaten, wenn man als Kind im Backshop oder im Späti von morgens früh bis tief in die Nacht alle Süßigkeiten, die das Herz begehrt kaufen kann – solange das Taschengeld reicht?
Doch dann gehe ich eines Tages mit meinen Jungs ins Sommerbad Seestraße und es ist, als wäre ein Raumschiff aus der Vergangenheit gelandet: Wir stehen vor einer riesigen Glaskugel mit knallbunten Kaugummis. Die Kinder wollen lieber ein Eis, aber ich kann der Versuchung nicht widerstehen und muss ein paar Cent in den Schlitz werfen und den schwarzen Plastikknauf drehen. Klack! macht es und ein gelber Ball fällt in die Öffnung hinter der Klappe. Echter Bubble Gum, blasentauglich. Ein QR-Code auf dem Automaten verrät uns: Pascal Kruse aus Weißensee macht hier Kinder froh (und Erwachsne ebenso).
Der Marketingfachmann hat sich mit einem Partner nebenberuflich zum Retter der Kaugummiautomaten in Berlin gemacht. Er übernimmt die alten Stellplätze, kümmert sich um die Renovierung und die Befüllung und sucht „Paten“ und Geldgeber. Unter dem Logo „9 Cent“ kann man auf seiner Website als Retterin oder Retter des “Kulturguts Kaugummiautomat” aktiv werden. Per Crowdfunding oder als Patin oder Pate eines Automaten. Einen solchen Beschützer hätten die Automaten im Wedding bitter nötig. Denn während Pascal Kruse im Osten Berlins nach eigenen Angaben schon 200 Automaten gerettet und wieder in Betrieb genommen hat, sind die Erfahrungen im Wedding bis auf den Automaten im geschützten Freibad Seestraße bisher frustrierend. „Vom Wedding bin ich eigentlich mehr als bedient, dort bauen wir gerade die Kaugummiautomaten ab.“ Und im August schreibt er: „Uns haben Sie letzte Woche einen Automaten von der Wand geklaut in Wedding.“ Und im Oktober: “Den ersten Automatendieb hat die Polizei schon gefasst.” .;
Doch eigentlich läuft die Sache gut für ihn. Die Medien berichten über sein Projekt und er arbeitet mittlerweile mit einem Influencer namens Big Bang Bash zusammen, der neue „Gadgets“ für die Kinder von heute entwirft. Die kosten dann aber 2 Euro. Mittlerweile ist er auch in Reinickendorf mit Automaten vertreten und irgendwann schreibt er: „Vielleicht schrauben wir den im Wedding nochmal an, ich muss mal mit dem Hauseigentümer reden und melde mich.“
Bitte in der Kiautschoustr. zwischen Nr. 1 und Nr. 5 mal nachsehen. Da wurde auch ein Automat abgebaut – leider. Man sieht nur noch einen Schattenumriss und ein paar Bohrlöcher.…..
Da bin ich aber mal gespannt, wie viele Versuche es braucht, diese Automaten ausser Gefecht zu setzten.
Bei der hiesigen Klientel ist davon auszugehen, dass sie entweder zur Deckung der privaten Vermögen dienen (immerhin 2 € !) oder aber als Versuchsobjekt für Polenböller dienen!
Trotzdem mutig von diesem Unternehmen, HIER diese Automaten wieder zu installieren!
Da bin ich mal gespannt, was an Ü‑Kugeln nebst modermen Inhalten kommen werden!
🙂 Klimpergeld habe ich immer (noch) dabei!