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Mühlenstube:
Für die Nachbarschaft jederzeit ansprechbar

An der Ecke Transvaalstraße hat der Drogenkonsumraum eröffnet
29. März 2022
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Seit dem 21. Dezem­ber 2021 ist die “Müh­len­stu­be” in der Mül­lerstra­ße 120 in Betrieb. Der sozia­le Trä­ger vis­ta gGmbH betreibt hier im Auf­trag des Lan­des Ber­lin eine Kon­takt­stel­le für Sucht­kran­ke mit inte­grier­tem Drogenkonsumraum. Vis­ta bringt dabei lang­jäh­ri­ge Erfah­run­gen mit: Seit 2004 schon betreibt die gemein­nüt­zi­ge Gesell­schaft mit einem ähn­li­chen Kon­zept auch die »Bir­ken­stu­be« in der Moabiter Bir­ken­stra­ße. Die wur­de zum Vor­bild für ähn­li­che Einrichtungen in Kreuz­berg und Neu­kölln sowie in vie­len anderen Städ­ten Deutschlands.

Hier arbei­ten Sozi­al­ar­bei­ter (und ‑innen) zusam­men mit medi­zi­ni­schem Fach­per­so­nal: Sozia­le und gesund­heit­li­che Bera­tung erfol­gen vor Ort. Die Bereit­stel­lung von sauberem Sprit­zen­be­steck und der medi­zi­nisch beauf­sich­tig­te Dro­gen­kon­sum wird durch per­sön­li­che Bera­tung ergänzt. Dane­ben besteht für die Sucht­kran­ken auch die Möglichkeit, Wäsche zu waschen, sich medi­zi­nisch ver­sor­gen zu las­sen, zu duschen, einen Kaf­fee zu trin­ken und Hil­fe beim Aus­fül­len von Antrags­for­mu­la­ren zu erhal­ten. Finan­ziert wird die Müh­len­stu­be über die Senats­ver­wal­tung für Wissenschaft, Gesund­heit, Pfle­ge und Gleich­stel­lung mit Mitteln des Lan­des. Das maß­geb­li­che Ziel die­ser Arbeit ist es, die Zahl der Dro­gen­to­ten zu ver­rin­gern.
Das stößt nicht über­all auf Zustim­mung und löst in der direkten Nach­bar­schaft natür­lich auch Ängs­te aus. In mehreren öffent­li­chen Ver­an­stal­tun­gen such­te der Betrei­ber der Müh­len­stu­be seit dem Som­mer den direk­ten Kon­takt.
Etwa 500 Per­so­nen unter­zeich­ne­ten im Sep­tem­ber eine Online-Peti­ti­on gegen das Vor­ha­ben, davon gaben etwa die Hälf­te an, direkt von der Pro­ble­ma­tik betrof­fen zu sein. Ihr Kern­ar­gu­ment: Die Müh­len­stu­be befin­de sich zu weit weg vom Zen­trum der Dro­gen­pro­ble­ma­tik im Wed­ding, dem Leo­pold­platz, sie zie­he die “Sze­ne” hoch ins Parkviertel.

Mit ganz ähn­li­chen Argu­men­ten hat­ten vor 18 Jah­ren auch die Anwoh­ner (und ‑innen) der Bir­ken­stra­ße gegen die Bir­ken­stu­be Stel­lung bezo­gen, denn auch die liegt ein gutes Stück vom Moa­bi­ter Hot­spot, dem Klei­nen Tier­gar­ten am U‑Bahnhof Turm­stra­ße, ent­fernt. Ste­fan Wie­demann von der vis­ta gGmbH gab dazu auf einer Ver­an­stal­tung zu beden­ken, mit dem Dro­gen­kon­sum-Raum sei auch ein Ansprechpartner vor Ort, der in einem loka­len Netz­werk mit ande­ren Ein­rich­tun­gen, dem Bezirk und der Poli­zei arbei­te und sol­chen Ten­den­zen ent­ge­gen­steu­ern kön­ne: “In der Nähe der Bir­ken­stu­be gab es zeit­wei­lig auch mal Pro­ble­me mit der Dro­gen­sze­ne. Die konn­ten wir dann aber sehr zügig abstel­len.” Auch die Nut­ze­rin­nen und Nut­zer des Konsumraumes hät­ten ein Inter­es­se an dem Wei­ter­be­stand des Pro­jekts und setz­ten sich in der Sze­ne dafür ein, des­sen Umge­bung mög­lichst nicht zu belas­ten. “Wir sind für sie sehr viel mehr als nur eine wei­te­re City-Toi­let­te, in der man unbe­ob­ach­tet Dro­gen kon­su­mie­ren kann.“
Anwoh­ne­rin­nen und Anwoh­ner aus dem Umfeld der Mühlenstube kön­nen sich daher jeder­zeit an die vis­ta gGmbH wen­den, wenn sie ein pro­ble­ma­ti­sches Ver­hal­ten der Dro­gen­sze­ne beob­ach­ten. Das bestä­tigt auch der neue Gesundheitsstadtrat des Bezirks Mit­te, Chris­toph Kel­ler: “Das Team von vis­ta leis­tet schon in der Bir­ken­stu­be hervorragende Arbeit und ist auch bei Fra­gen aus der Nachbarschaft im Wed­ding jeder­zeit ansprech­bar. Vie­len Dank dafür.” Bis­lang, so berich­tet uns Ste­fan Wie­demann, sei es noch zu kei­ner­lei Pro­ble­me im oder mit dem Umfeld gekommen.
Zunächst ist die Müh­len­stu­be am Mon­tag und Diens­tag von 10–17 Uhr, am Mitt­woch von 10–15 Uhr sowie am Don­ners­tag und Frei­tag von 12–19 Uhr geöff­net. In den kom­men­den Mona­ten wer­den die­se Öff­nungs­zei­ten schrittweise aus­ge­wei­tet, sodass wech­sel­sei­tig mit der Birkenstube in Zukunft auch eine Ver­sor­gung am Wochen­en­de sicher­ge­stellt sein wird.
Kon­takt- und Anlauf­stel­le Mit­te, Mül­lerstra­ße 120, 13349 Ber­lin, Tele­fon (030) 297 73 56 00,
[email protected]

Autor: Chris­tof Schaffelder

Die­ser Arti­kel erschien zuerst in der Sanie­rungs­zeit­schrift “Ecke Mül­lerstra­ße”, Aus­ga­be Feb/März 2022

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