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Einblicke in ein Schinkel-Bauwerk:
Alte Nazarethkirche wird aufpoliert

Wie ist die Baugeschichte der denkmalgeschützten Kirche? Und was ist bis jetzt bei der Baumaßnahme rund um die älteste Kirche des Wedding passiert?
26. Dezember 2021

Die Alte Naza­reth­kir­che ist eine von Karl Fried­rich Schin­kel ent­wor­fe­ne Kir­che. Sie gehört zu den vier Schin­kel­schen Vor­stadt­kir­chen, die alle einen ähn­li­chen Bau­plan haben. Als eines der ältes­ten Gebäu­de ist sie so etwas wie eine Sehens­wür­dig­keit des Wed­ding gewor­den. 1906 wur­de die Kir­che erst­mals umge­baut. Jetzt steht wie­der eine grund­le­gen­de Ver­än­de­rung an. Die­ser Bericht gewährt einen Ein­blick in die Baumaßnahmen. 

Baugeschichte des Denkmals

Von 1832 bis 1835 wur­de die Kir­che am Leo­pold­platz errich­tet und am 5. Juli 1835 ein­ge­weiht. Karl Fried­rich Schin­kel wähl­te einen Zie­gel­bau im für ihn typi­schen Rund­bo­gen­stil, der Moti­ve ober­ita­lie­ni­scher Roma­nik auf­nimmt. Die Struk­tur der ursprüng­li­chen Innen­raum­glie­de­rung zeich­net sich bereits am Äuße­ren die­ses kubisch-stren­gen Gebäu­des ab. Die Fas­sa­de deu­tet auf eine Zwei­stö­ckig­keit, wobei die gro­ßen, obe­ren Rund­bo­gen­fens­ter die Lage der ehe­ma­li­gen Empo­ren anzei­gen. Die Eck­räu­me wei­sen ganz klei­ne Fens­ter auf. Durch Fried­rich August Stü­ler soll­te die Kir­che spä­ter – ähn­lich wie bei der fast bau­glei­chen Johan­nis­kir­che in Moa­bit – um ein Pfarr­haus, einen Glo­cken­turm und einen ver­bin­den­den Arka­den­gang ergänzt wer­den. Die­se Pla­nun­gen kamen hier jedoch nicht zur Aus­füh­rung, so dass sie sich im Äuße­ren fast unver­än­dert erhal­ten hat. 

Nach­dem sie für die Gemein­de zu klein gewor­den und die Neue Naza­reth­kir­che erbaut wor­den war, fan­den hier kei­ne Got­tes­diens­te mehr statt. Sie dien­te fort­an vor­nehm­lich für dia­ko­ni­sche und kate­che­ti­sche Arbeit. 1906 wur­de in Höhe der Empo­ren eine Zwi­schen­de­cke in den hohen Innen­raum ein­ge­zo­gen. In die­sem Zusam­men­hang erhielt das Erd­ge­schoss zur bes­se­ren Belich­tung wei­te­re Rund­bo­gen­fens­ter, wodurch die unte­ren Fens­ter jetzt eine durch­ge­hen­de Rei­hung auf­wei­sen. Außer­dem wur­de ein Apsis­um­gang errich­tet, um dort Neben­räu­me unter­brin­gen zu kön­nen. Zwi­schen 1972 und 1974 wur­de eine Kin­der­ta­ges­stät­te im Erd­ge­schoss ein­ge­baut. Von 1977 bis 1980 erfolg­te die Restau­rie­rung des Saa­les im Ober­ge­schoss – Schin­kel­saal genannt – der heu­te wie­der für Got­tes­diens­te genutzt wird.

Ver­mut­lich mit wenig Begeis­te­rung hät­te Schin­kel den spä­te­ren Ein­bau des Trep­pen­hau­ses und der Toi­let­ten im Ein­gangs­be­reich betrach­tet. Wir ver­bu­chen das ein­fach mal unter Zeitgeist.

Nazarehtkirche mit viel Schnee

Übri­gens: 1902 wur­den Tei­le der stark ange­wach­se­nen Naza­reth­ge­mein­de in neue Kir­chen­ge­mein­den aus­ge­glie­dert, in die Kaper­naum­kir­che an der See­stra­ße und 1908 an die Oster­kir­che in der Spren­gelstra­ße. Spä­ter änder­ten sich die Vor­zei­chen: Die Neue Naza­reth­kir­che, war inzwi­schen für die Kir­chen­ge­mein­de viel zu groß gewor­den, sodass sie 1989 ent­wid­met und ver­kauft wurde. 

Näher am historischen Vorbild

Damit die Kir­che nicht nur einen Teil ihrer alten Schön­heit zurück­er­hält, son­dern auch bar­rie­re­frei zugäng­lich wird, hat sich die Evan­ge­li­sche Naza­reth­kir­chen­ge­mein­de zu einem umfas­sen­den Umbau ent­schlos­sen, der bis zum Jahr 2023 dau­ern wird. Der Ein­gangs­be­reich soll durch einen Innen­auf­zug ergänzt wer­den, um alle Ebe­nen des Gebäu­des pro­blem­los zu errei­chen. Die Toi­let­ten und das Trep­pen­haus wer­den voll­stän­dig ent­fernt. 

Der Abriss der Kita-Räu­me im Unter­ge­schoss hat bereits begonnen:

Die Kin­der­ta­ges­stät­te ist zu Beginn des Jah­res 2021 an einen neu­en Stand­ort umge­zo­gen. Damit ist das Unter­ge­schoss frei gewor­den und soll umge­baut wer­den. Künf­tig sol­len dort das Pfarr­bü­ro, die Küs­te­rei etc. unter­ge­bracht wer­den, die sich der­zeit noch im Gemein­de­haus in der Naza­reth­kirch­stra­ße 50 befinden.

Zu den Ände­run­gen gehört auch die Wie­der­ein­be­zie­hung der der­zeit durch einen blau­en Vor­hang ver­deck­ten Apsis in den Got­tes­dienstraum. Sie soll ori­gi­nal­ge­treu wie­der­her­ge­stellt wer­den, so wie auf der his­to­ri­schen Skiz­ze zu sehen. Im Moment sieht das noch so aus:

Bis auf die Apsis bleibt der Kirch­saal in sei­nem jet­zi­gen Aus­se­hen wei­test­ge­hend erhalten.

Der Abriss schrei­tet vor­an. Die Decke im Unter­ge­schoss ist run­ter und in Säcke verpackt.

Ein Blick zur Decke: 

Damit das Par­kett im Kirch­saal wäh­rend der Umbau­maß­nah­men kei­nen Scha­den nimmt, wur­de es sicher­heits­hal­ber verpackt.

In den nächs­ten zwei Jah­ren geht es mit dem Umbau wei­ter – und wir dür­fen gespannt sein, wie sich die­se schö­ne und für den Wed­ding so wich­ti­ge Kir­che am Ende der Bau­maß­nah­men zeigt. 

Fotos: Sebas­ti­an Bergmann

Text: Sebas­ti­an Berg­man­n/­Wed­ding­wei­ser-Redak­ti­on

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