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Der große Wedding-Jahresrückblick der Brauseboys: Herbst

28. Dezember 2015

Das Jahr geht zu Ende, der Jah­res­rück­blick der Brau­se­boys kommt. Schon zum 10. Mal lädt die Wed­din­ger Lese­büh­ne für meh­re­re Wochen in den Come­dy­club Kooka­bur­ra, um an die wirk­lich wich­tigs­ten The­men des Jah­res mit hei­te­ren Tex­ten und wahn­wit­zi­gen Lie­dern zu erin­nern. Für den Wed­ding­wei­ser fas­sen sie in die­sem Jahr exklu­siv die wich­tigs­ten Wed­din­ger Ereig­nis­se zusam­men, in die Jah­res­zei­ten unter­teilt. Vier Wochen lang jeden Montag.

Herbst 2015

Schutz­ge­biet Wed­ding (Hei­ko Werning)

frank_schild2Der Bezirk Mit­te will Tei­le des Wed­dings unter Milieu­schutz stel­len. Die „Ber­li­ner Woche“ berich­tet: „Bis Ende des Jah­res lässt Bau­stadt­rat Cars­ten Spal­lek (CDU) jetzt detail­liert die bei­den Ver­dachts­ge­bie­te in Moa­bit und Wed­ding-Zen­trum rund um den Leo­pold­platz unter­su­chen. Bestä­tigt sich der Ver­drän­gungs­druck, soll eine sozia­le Erhal­tungs­ver­ord­nung erlas­sen wer­den.“ Eine sozia­le Erhal­tungs­ver­ord­nung! Aber wie genau soll der sozia­le Erhalt ver­ord­net wer­den? So: „In sol­chen Milieu­schutz­ge­bie­ten kann dann der Bezirk zum Bei­spiel den Ein­bau von Fuß­bo­den­hei­zun­gen und Innen­ka­mi­nen ver­bie­ten, oder Haus­ei­gen­tü­mer dür­fen kei­nen zwei­ten Bal­kon und kei­ne Gäs­te­toi­let­te ein­bau­en.“ Das soll­te funk­tio­nie­ren. Kei­ne Fuß­bo­den­hei­zung, kei­ne Gäs­te­toi­let­te – damit sind prak­tisch alle drau­ßen, die sonst mög­li­cher­wei­se Hartz-IV-Bezie­hern, Künst­lern oder Stu­die­ren­den den Wohn­raum weg­schnap­pen wür­den. Denn wer will schon in einer Woh­nung ohne Innen­ka­min leben? Und dann auch noch ohne zwei Bal­ko­ne? Sol­len dann dem­nächst Rau­cher und Nicht­rau­cher etwa auf dem­sel­ben Bal­kon ste­hen, oder was? Das mag doch nie­mand sei­nen Gäs­ten zumu­ten, erst recht nicht, wenn es nicht ein­mal eine Gäs­te­toi­let­te gibt. Wenn sie dann auch noch den Ein­bau von Whirl­pools, Heim­saunen und Hub­schrau­ber­lan­de­plät­zen auf dem Dach ver­bie­ten, blei­ben die Wed­din­ger auch in Zukunft unge­stört unter sich. Eines jeden­falls muss man Cars­ten Spal­lek las­sen: Der Mann denkt kon­se­quent Sach­ver­hal­te zu Ende. Erst das Mül­lerstra­ßen­fest ver­bie­ten, um die Gegend um den Leo­pold­platz auf­zu­wer­ten, um dann umge­hend eine sozia­le Erhal­tungs­ver­ord­nung aus­zu­ru­fen – das hat schon etwas von Ying und Yang.
Ich mag das Mül­lerstra­ßen­fest ja auch nicht. Wenn wir aller­dings alles ver­bie­ten wür­den, was ich nicht mag, dann wür­de die Welt ein wüs­ter und lee­rer Ort. So wüst und leer, wie es im Kopf von Spal­lek & Co. offen­bar schon lan­ge aus­sieht. Und das kann doch wirk­lich nie­mand wollen.

Leu­te dis­sen im La Rosa (Robert Rescue)

Ein jun­ger Mann kommt her­ein. Er trägt eine von die­sen moder­nen Herrenhandtäschchen.
„Ich hät­te ger­ne eine Piz­za Tolu.“
„Tolu?“, fragt der Mann hin­ter dem Tresen.
„Ja, eine Piz­za Tolu oder Todu oder Bolu.“
„Bolu ist auf der ande­ren Sei­te“, erwi­dert der Piz­za­ver­käu­fer. „Der tür­ki­sche Markt. Da gibt es aber kei­ne Pizza.“
„Ich möch­te eine Piz­za mit Thun­fisch“, sagt der jun­ge Mann jetzt irritiert.
Der Ver­käu­fer schaut zu mir und zeigt auf den nun ner­vö­sen Kunden.
„Der meint Ton­no, oder?“
„Oblo tas­sak“, sage ich plötz­lich in einer Fan­ta­sie­spra­che. „Grog od tu spell, par dus krom bal­ak asopen pele? Bele tok nadu bast fart? (War­um, so fra­ge ich mich, hat der jun­ge Mann mit sei­nem moder­nen Her­ren­hand­täsch­chen nicht auf die gro­ße Spei­se­kar­te hin­ter dir geschaut? Kann sei­ne Gene­ra­ti­on das nicht mehr?“)
Der Ver­käu­fer nickt zustimmend.
„Sie wol­len also eine Piz­za Ton­no?“, fragt er.
„Ja, irgend­wie so“, ant­wor­tet der jun­ge Mann und es ist förm­lich zu spü­ren, wie sehr er es bereut, das La Rosa betre­ten zu haben.

Noti­zen für ein Väter­hilfs­werk (Frank Sorge)

robert_bauchEnd­lich also kann ich erzäh­len, wie das als Vater so ist: Ich ste­he früh auf, trin­ke fast kei­nen Alko­hol, der Tabak­ver­brauch ist mini­mal, ich neh­me ‘döner­ar­me’ Kost zu mir, ich neh­me ab. Ich hat­te damit gerech­net, dass ich z.B. das Rau­chen zeit­wei­lig ein­stel­le, um die Gesund­heit der Kin­der nicht durch Pas­siv­qualm zu gefähr­den. Aber dass ich sogar anfan­gen wer­de, Ziga­ret­ten wegen mir selbst weg­zu­las­sen, das war eine Überraschung.
Die Zwil­lin­ge hat­ten mich schon nach weni­gen Wochen gut erzo­gen, nach den ers­ten Mona­ten füh­le ich mich gesund wie nie. Abge­se­hen von den Gelenk­schmer­zen, der Über­mü­dung, den stän­di­gen Erkäl­tun­gen und der noto­ri­schen Abge­spannt­heit. Wie sie das machen, weiß ich nicht, viel­leicht reicht es schon, dass sie sich freu­en, mich zu sehen. Oder es reicht schon, dass ich mich freue, sie zu sehen. Dabei hilft es natür­lich, wenn man als Vater nicht unter der Erde liegt.
Was aber nicht geht, so sehr ich mich bemü­he, ich schaf­fe es ein­fach nicht, mei­nem Mäd­chen etwas rosa­far­be­nes anzu­zie­hen. Das geschenk­te knall­ro­sa T‑Shirt mit dem Auf­druck ‘Love’ muss also mein Sohn tra­gen. Es steht ihm hervorragend.

Der Herbst des Lebens (Paul Bokowski)

Im rech­ten Sei­ten­flü­gel mei­nes Wed­din­ger Wohn­hau­ses, auf­ge­stützt auf ein Kis­sen am offe­nen Fens­ter, steht die Rent­ne­rin Rita Schob­link­sy und ruft nach ihrer lang­jäh­ri­gen Freun­din Her­ta Kem­per aus dem gegen­über­lie­gen­den Seitenflügel:

Rita Her­ta!

Her­ta Wat’n?

Rita Herta!

Her­ta Ja, wat’n?

Rita Komm doch ma’ ans Fenster!

Her­ta Jaja, wat is’n los?

Rita Du Her­ta, has­te schon jelesen?paul_neuer

Her­ta Wat soll ick’n jele­sen haben?

Rita Die neue Apothekenumschau!

Her­ta Nee!

Rita Da geht’s ‘grad um Patientenverfügung.

Her­ta Aha.

Rita Has­te sowat?

Her­ta Nee. Aber sowat ähnlichet.

Rita Wat denn?

Her­ta ‘Nen Strick, Rita!

Sät­ze über den Wed­ding, die ich immer noch mal ger­ne in einen Roman ein­bau­en wür­de, bis­lang aber lei­der noch kei­ne Mög­lich­keit dazu hat­te (Vol­ker Surmann)

Und plötz­lich brach die Son­ne aus den dunk­len Wol­ken über dem Wed­ding her­vor, ein bren­nen­des Oval, das zur Put­litz­brü­cke blin­zel­te wie das Auge Saurons.


 

2015 – ein Jahr zum Davon­lau­fen. Kann man dar­über einen unter­halt­sa­men Rück­blick machen? Die Brau­se­boys sind sich sicher: „Wir schaf­fen das!“

‘Auf Nim­mer­wie­der­se­hen 2015 – Das Jahr ist voll’ ist der 10. Jah­res­rück­blick der Brau­se­boys. Am 15.12. war die Pre­mie­re, aktu­ell geht es täg­lich wei­ter bis 3.1., und dann noch bis zum 9.1.2016. Reser­vie­rung und Vor­ver­kauf über www.comedyclub.de – Wei­te­re Infor­ma­tio­nen auch über www.brauseboys.de

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