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Fühlt sich nicht wie Arbeit an:
Eine Schicht in einem besonderen Supermarkt

Die SuperCoop ist ein Laden, der den Genossenschaftsmitgliedern gehört. Mitarbeiten, um damit 75 Prozent der Personalkosten zu sparen, gehört hier zum Prinzip des gemeinschaftlichen Supermarkts. Wir haben einige Mitglieder bei einer Samstagsschicht begleitet und gefragt, was sie antreibt.

Die Namensschilder für alle Mitglieder der Schicht, ein Ordner mit Informationen und eine Infotafel, damit man sich schnell einarbeiten kann - Arbeiten in der Super Coop

Magda ist an diesem Samstag als Teamleiterin für die zweite Schicht eingeteilt. An diesem Vormittag ist natürlich viel los, daher kontrolliert sie, ob alle Angemeldeten da sind. Fünf Leute sollten es mindestens sein. Zwei an der Kasse, drei weitere Mitglieder für alle anderen Aufgaben - sieben wären an einem Samstag wirklich perfekt. Kurz vor der Übergabe um elf trudeln schon die ersten Mitglieder ein und suchen sich ihre Namensschilder heraus. Zeit für einen kurzen Plausch ist allemal, es geht familiär zu. Bei der Übergabe zwischen den beiden Schichten um 11 Uhr kommen alle vor der Infotafel im hinteren Ladenbereich zusammen. Dort wird geklärt, was in der vorigen Schicht von 8 bis 11 Uhr schon alles gemacht wurde und was noch zu tun ist. Dann gibt Magda aktuelle Hinweise für die Kasse oder Informationen, für was eine Inventur nötig ist. Die Runde löst sich auf, alle gehen an ihren Platz. Und manches Mitglied, das mit der Schicht fertig ist, macht sich dann an den Wochenendeinkauf.

Teamleiterin Magda

Ich mach das mit der Teamleitung schon seit drei Jahren. Ich mag es, den Überblick zu bewahren. Natürlich ist es manchmal auch stressig. Neue Mitglieder müssen in der Schicht eingewiesen werden. Was ich toll finde, dass wir alle zusammen etwas aufbauen, wovon wir ursprünglich keine Ahnung hatten, und dass wir wirklich einen Supermarkt führen! Was für eine Idee, das selbst in die Hand zu nehmen und keinem Konzern zu überlassen. Hier gibt es viele Bio- und auch regionale Produkte. Manche Früchte haben auch schon eine Macke und würden woanders weggeworfen werden.

Teamleiterin Karina

Ich wohne zwar in Pankow, arbeite aber im Wedding und finde das einen tollen Ausgleich zu meinem Job als Rahmenmacherin. Ich finde, hier zu arbeiten erhöht das Bewusstsein dafür, was für einen Knochenjob Beschäftigte in einem Supermarkt eigentlich haben. Wir machen das ja nur drei Stunden im Monat und stehen nicht so sehr unter Druck. Aber heute habe ich viel mehr Respekt dafür, was da im Einzelhandel geleistet wird!

Josiane

Severin und Josiane

Schon als Kind habe ich auf dem Dorf die Erfahrung gemacht, einen kooperativen Supermarkt zu erleben. Ich habe gesehen, dass man füreinander da ist und gemeinsam etwas bei den Produktionsketten verändern will. Das war eine positive Erinnerung, deswegen bin ich auch hier mit dabei. Und was ich schön finde: Wenn ich mit meiner kleinen Tochter hier bin, ist das für sie eine ganz andere Erfahrung als in einem normalen Supermarkt!

Severin

Ich übernehme heute die Schicht meiner Mutter und sammle dadurch Arbeitserfahrung. Dafür bekomme ich etwas Taschengeld von ihr. Meine Eltern kaufen hier ein, seit wier hier in der Gegend wohnen. Generell haben meine Eltern immer sehr bewusst eingekauft und ich finde das auch gut.

Benjamin

Immer wenn ich Schicht habe, kümmere ich mich um die Käsetheke. Dafür braucht eine rote Karte vom Gesundheitsamt. Was man da über Hygiene lernt, ist wichtig, dann bekommt man noch eine Einführung von einem Teammitglied. Das hier ist ganz anders als mein Brotjob und das mag ich.

Lilian

Ich stehe meistens an der Kasse. Wenn ich Samstag in der ersten Schicht ab 8 Uhr bin, gehört auch die Produktverteilung dazu. Dann muss man zum Beispiel noch die Mindesthaltbarkeit prüfen. Samstag wird es sehr voll, da ist es abwechslungsreich. Ich finde es ganz lustig, dieses Piep-piep-piep, man hat kurze Begegnungen mit Leuten, die man aus der Nachbarschaft kennt. Ich finde es einen schönen Ausgleich. Sonst sitze ich in meinem Job nur am Laptop und ich lerne hier ganz viel über Supermärkte.

Laure

Man bekommt hier viele französischen Produkte, die man nicht so einfach in Berlin bekommt. Käse, Kekse aus der Bretagne, Weine, Antipasti... Hier lernt man ganz viele Leute aus dem Kiez kennen, man trifft sich hier für die Schicht oder zu Workshops. Es gibt auch Feste. Es ist ein schönes Gefühl. Ich war auch damals am französischen Vorbild La Louve interessiert, bin dann aber nach Berlin gezogen und freue mich, dass es so etwas hier jetzt auch gibt.

Eren

Mir macht die Arbeit Spaß, weil es keine Lohnarbeit ist. Man kommt zusammen und kann sich einbringen. Ich hab gesehen, wie viel man schaffen kann, wenn man zusammenhält. Mir schien das am Anfang unvorstellbar, den Raum zu renovieren, das alles als Gemeinschaft aufzubauen. Das erste Mal habe ich davon im Weddingweiser gelesen und habe sofort Kontakt aufgenommen. Und jetzt bin ich hier!

Wenn ihr auch an einer Mitgliedschaft im ersten kooperativen Supermarkt Berlins interessiert seid, schaut einmal samstags für einen Testeinkauf in der SuperCoop vorbei oder meldet euch für ein Willkommenstreffen an.

Am Samstag 3.11. ist wieder Tag der offenen Tür und es bietet sich auch für Nichtmitglieder die Gelegenheit zum Einkaufen und Kennenlernen der Genossenschaft. Von 12:00 bis 13:30 Uhr findet außerdem ein Willkommenstreffen für Interessierte statt, zur kostenfreien Anmeldung bitte hier entlang. Außerdem gibt es ein kostenlosen Pop-Up-Konzert von Stegreif live ab 11 Uhr in der SuperCoop. 

Joachim Faust

hat 2011 den Blog gegründet. Heute leitet er das Projekt Weddingweiser. Mag die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen gleichermaßen.

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