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Der Wedding-Jahresrückblick der Brauseboys: Januar 2014

8. Dezember 2014
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Ab dem 8.12. öff­net sich hier im Wed­ding­wei­ser alle zwei Tage ein sati­risch-lite­ra­ri­sches Monats­tür­chen in das ver­gan­ge­ne Jahr mit der Wed­din­ger Lese­büh­ne Brau­se­boys. Alle Tex­te wer­den nach Erschei­nen auf der Sei­te “Wed­ding­rück­blick” gesam­melt.

JANUAR 2014 

Zuwan­de­rung & Abspal­tung (von Vol­ker Surmann)

Die Nach­rich­ten über­schla­gen sich: In Kiew errei­chen die Mai­dan-Pro­tes­te neue Höhe­punk­te, pro­rus­si­sche Sepa­ra­tis­ten wol­len die Krim abspal­ten und eine eige­ne Repu­blik grün­den, in Deutsch­land tobt die Zuwan­de­rungs­de­bat­te. Der fol­gen­de Dia­log ver­sucht, die­se Kon­flik­te, nun ja, zu illustrieren:

Stopp! Wo wol­len Sie denn hin?!

Zur Arbeit.

Dann bit­te mal Ihre Papiere.

Wie bit­te?

Ihre Papie­re. Haben Sie ein Visum für den Prenz­lau­er Berg?

Ein Visum? Wieso???

Haben Sie denn von den Pro­tes­ten nichts mitbekommen?

Die­se gan­zen Irren, die da wochen­lang auf dem Helm­holz­platz demons­triert haben?

Pas­sen Sie auf, was Sie sagen! Denn wie es aus­sieht, haben die­se „Irren“ gesiegt.

Der Prenz­lau­er Berg hat sich von Ber­lin abgespalten?

Nein, wir haben uns für unab­hän­gig erklärt, gemein­sam mit dem alten Bezirk Mit­te, Char­lot­ten­burg, dem Flug­ha­fen Tegel und der Enkla­ve Wann­see. Zusam­men sind wir die Uni­on frei­er, unab­hän­gi­ger Gebie­te Ber­lins, kurz: UnFUG Berlin.

Wenn Sie mei­nen, aber ich wür­de jetzt trotz­dem ger­ne zur Arbeit.

Tut mir leid, ohne Visum haben Sie kei­ne Chan­ce! Wir haben die Zuwan­de­rung von Außer­be­zirk­li­chen eingeschränkt.

Wie bit­te? Seit wann?

Das tritt nach mei­ner Kennt­nis, … ist das sofort, unver­züg­lich. Aus wel­chem Bezirk kom­men Sie denn?

Wed­ding.

Tja, da muss ich lei­der davon aus­ge­hen, dass Sie nur aus wirt­schaft­li­chen Grün­den in den Prenz­lau­er Berg flie­hen wollen.

Was heißt hier „flie­hen“?! Ich arbei­te dort!

Haben dort gear­bei­tet. Als was?

Medi­en-Desi­gner.

Sehen Sie: In Ber­lin-Mit­te und Prenz­lau­er Berg gibt es genug eige­ne Desi­gner. Da brau­chen wir kei­ne zuge­wan­der­ten aus Niedriglohnbezirken.

Aber das treibt dann doch mich in die Armut!

Tut mir leid, das Pro­blem der Armut in ande­ren Bezir­ken muss dort gelöst wer­den. Migra­ti­on in rei­che Bezir­ke ist kein pro­ba­tes Mit­tel zur Über­win­dung wirt­schaft­li­cher Ungleichheiten.

Aber wir sind doch eine Stadt! Ein Berlin!

Natür­lich. Wir unter­stüt­zen die Elends­be­zir­ke ja auch, wo wir kön­nen. Was mei­nen Sie, woher die Sem­meln in Ihrem „Gutes-von-Gestern“-Laden stammen?

Na, wie großzügig!

Sie müs­sen uns ver­ste­hen: Ange­sichts tau­sen­der Elends­flücht­lin­ge aus Moa­bit, Wed­ding oder Gro­pi­us­stadt droht uns doch eine regel­rech­te Über­pre­ka­ri­sie­rung! Schon jetzt wächst jedes drit­te Kind im Prenz­lau­er Berg bei Eltern ohne Dok­tor­ti­tel auf!


Vom 11.12. bis 10.1. des neu­en Jah­res prä­sen­tie­ren die Her­ren Paul Bokow­ski, Robert Res­cue, Vol­ker Sur­mann, Frank Sor­ge und Hei­ko Wer­ning außer­dem an über 20 Ter­mi­nen ihre tra­di­tio­nel­le Jah­res­bi­lanz “Auf Nim­mer­wie­der­se­hen 2014″ im Come­dy­club Kooka­bur­ra (Schön­hau­ser Allee 184). Schau­en Sie auch dort hin­ein und hel­fen den Wed­din­ger Vor­le­sern dabei, den Prenz­lau­er Berg zu “degen­tri­fi­zie­ren”.

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