In seinem Podcast Feelings trifft Kurt Krömer (bürgerlich: Alex Bojcan) unvorbereitet und mit verbundenen Augen auf einen Talkgast. In der Folge aus dem November 2023 wird ihm Martina Hill vor die Nase gesetzt. Erst vor kurzer Zeit, erzählen beide, hätten sie bei Dreharbeiten herausgefunden, dass sie beide aus Berlin kommen, Zum Glück präzisierte Kurt Krömer erzählt: “Ich war am Gesundbrunnen, ich bin Putbusser Ecke Ramler groß geworden.” Er rechnete nicht damit, dass Hill diese Ecke gut kennt, denn Kurt Krömer sagt: „Man lernt unter Promis nie jemanden aus dem Wedding kennen.“
Doch es stellte sich heraus: Sie waren beide auf der Heinrich-Seidel-Grundschule. „Wir erinnern uns aber nicht aneinander“, sagt Kurt Krömer. Im Gespräch kam heraus, dass Krömer und Hill sogar gleichzeitig auf der Schule im Brunnenviertel waren – in zwei Parallelklassen. „Ich war in der 3A“, erinnert sich Martina Hill. Ein gewisser Herr Krömer war Hills Lehrer in der 3A – und dann erzählt Kurt Krömer, dass er seinen Künstlernamen nach genau diesem Weddinger Lehrer, der sein Klassenlehrer war, gewählt hat. So sagte er 2006 in einem Interview mit dem Tagesspiegel: “Der hat uns immer sehr lustige Aufsätze schreiben lassen: Erkläre einem Außerirdischen, was ein Überraschungsei ist. Da war ich voll im Schreibfluss, habe vier oder fünf Seiten geschrieben. Danach stand drunter: Thema total verfehlt, aber blühende Fantasie. 1+”.
„Ich heiße Krömer nach meinem Weddinger Deutschlehrer.“
– Kurt Krömer
Kurt Krömer
Kurt Krömer (geb. am 20.11.74) trat schon früh in Kabaretts auf, wurde vor allem ab 2004 durch rbb-Sendungen wie “Bei Krömer” bekannt. Auch er war bei “L.O.L” dabei.
Kurt Krömer live, 2017, Foto: marxbrother81 / Wikimedia Commons
Hill und Krömer können sich aber nicht aneinander erinnern, obwohl: „Wir müssten uns ja kennen, wir hatten sogar die gleichen gemeinsamen Freunde“, stellen sie fest. Und: Es stellt sich heraus: Mit Krömers damals bestem Freund hat Martina später Abitur am Ranke-Gymnasium gemacht, sie hatte sogar noch seine Telefonnummer! Kurzerhand hätten sie ihn dann in der Drehpause angerufen, erzählen sie.
“Ich wusste, du darfst auf keinen Fall auf die Ernst-Reuter-Schule”
– Martina Hill
Interessant ist auch: Sowohl Martina Hill als auch Kurt Krömer sind erst in der 3. Klasse in den Wedding gekommen. Hills Eltern – die Mutter Krankenschwester, der Vater U‑Bahn-Fahrer – hatten, von der Kurfürstenstraße kommend, eine Neubauwohnung der Degewo im Brunnenviertel bezogen. Krömer hatte zuvor in Heidelberg gewohnt. Später gingen beide dann auf verschiedene Schulen – Martina Hill aufs Rankegymnasium, Kurt Krömer für kurze Zeit auf die Ernst-Reuter-Schule. „Ich wusste, Martina, du darfst auf keinen Fall auf die Ernst-Reuter-Oberschule, die hatte einen mega-üblen Ruf“, erinnert sich Hill. Kurt Krömer ist die Nähe der Schule zur Mauer in Erinnerung geblieben: „Wir haben dann immer Steine auf den Grenzstreifen geworfen, weil wir gehört haben, da sind Tretminen. Wir wollten, dass es knallt. Uns hat dann so ein Opa gesehen und gesagt: Ihr müsst aufpassen, alle paar Meter ist eine Geheimtür in der Mauer, und dann greifen die euch und ziehen euch nach drüben. Wir haben dann nie wieder einen Stein geworfen!“
Martina Hill
Martina Hill (geb. am 14.7.1974) wurde bekannt durch die Serie “Switch reloaded”. Seit 2009 tritt sie in verschiedenen Rollen in der heute-show auf, z.B. als Mandy Hausten von der Linkspartei. Bekannt wurde sie auch durch die Serie “Knallerfrauen” und “L.O.L.”
Foto: superbass/Wikimedia Commons
Aber auch andere bemerkenswerte Dinge aus Gesundbrunnen kommen in der Folge vor. „Es gab da ein Imbissrestaurant in der Badstraße im Souterrain, da war ein türkischer Imbiss, da saß immer Rudolf Platte, Filmschauspieler vom Wirtshaus im Spessart, der saß da immer und Suppe gegessen. Das haben meine Eltern mir erzählt und ich hab’s nicht verstanden. Wir sind doch arme Leute, was macht dieser Filmstar bei uns? Erst als ich älter war, wurde mir klar, ich mach das heute noch so, dass ich in den Wedding gehe, und da einen Döner essen gehe. Weil das diese Verbundenheit mit der Herkunft ist, ich denke dann an früher“, erzählt Kurt Krömer.
Martina Hill nimmt sich vor: “Ich will unbedingt mal wieder die Heinrich-Seidel-Schule sehen!” Es geht um den Robben-Brunnen, der mit dem Neubau zusammen errichtet wurde. “Ich erinnere mich, wo wir an dieser dämlichen Robbe einen Kreis bilden mussten für ein Foto.“ Aber auch an diese Begebenheit: „Kinder sind mit der Zunge an die Kugel und daran klebengeblieben!”
Später hat Martina Hill dann ihre erste eigene BVG-Dienstwohnung, die ihr Vater als U‑Bahn-Fahrer bekam, in der Togostraße gehabt. „Ich kannte Berlin nur von unten, bin immer U‑Bahn gefahren. Das Arbeitsamt hat netterweise eine Weile meine Miete übernommen, wofür ich sehr dankbar war. Dann hat man mir einen Kurs angeboten, mit Bewerbungstraining.“ Über das damit verbundene Praktikum bei radioeins hat sie dann den Impuls bekommen, eine Schauspielausbildung zu machen. Kurt Krömer findet das typisch für den Wedding, dass dort niemand etwas von einer Schauspielausbildung weiß. “Ich kannte kein Theater.” Und Martina Hill ergänzt: „Und ich wusste gar nicht, dass man das studieren kann. Synchron. Schauspiel. So was hatte man am Leopoldplatz einfach nie gesehen!“
Da stellt sich doch die Frage, lieber Herr Faust, ob es nicht einen besonderen, einen ganz eigenen „Weddinger Humor“ gibt, besonders wenn man Rudolf Platte und Harald Juhnke mit einbezieht? – Vielleicht ein Humor, der lieber über sich selbst lacht als andere, vermeintlich schwächere, bloß zu stellen?