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Ein lebendiges Baudenkmal scheint gerettet zu sein:
Wie historische Remisen zum grünen Kulturhof wurden

Was wiegt schwerer? Der Wunsch eines Investors, ein Grundstück neu zu bebauen oder ein kulturelles und ökologisches Erbe?

Die südliche Koloniestraße zwischen der Osloer und der Kreuzung mit der Badstraße ist alles andere als eine schöne Straße. Doch wie so oft im Wedding erschließt sich ihr wahrer Charme, wenn man in den Hinterhof geht - in diesem Fall den der Hausnummer 10. Der Kulturhof Kolonie 10 ist ein gutes Beispiel für Ökologie, Wahrung der Substanz und Kampf gegen Gentrifizierung.

In Berlin steht der Schutz von historischen Gebäuden oft im Konflikt mit der Entwicklung neuer Bauvorhaben. Die Remisen im Kulturhof, die seit 1860 bestehen und bewohnt sind, stehen für ein solches Dilemma. Der Grundstücksbesitzer Romeo Ullmann würde gern den Hof abreißen und durch äußerst rentable Mikroapartments ersetzen, wie es sie schon in der direkten Nachbarschaft gibt. Trotz einer erteilten Baugenehmigung für einen Neubau hat das Bezirksamt Mitte aber den Abriss dieser historischen Remisen untersagt, da sie im Milieuschutzgebiet Reinickendorfer Straße liegen. Dort ist der Abriss von Wohnraum nicht gestattet. Dagegen hat der Investor geklagt und versucht, das gesamte Milieuschutzgebiet wegen Formfehlern zu Fall zu bringen. Das Oberverwaltungsgericht konnte keine Formfehler entdecken und hat die Klage im Juni abgewiesen. Damit ist der Kulturhof langfristig gesichert. Doch nicht nur der Milieuschutz spielt dabei eine Rolle.

Denkmalschutz für Remisen ist wichtig, da diese Gebäude zunehmend seltener werden. Im Wedding sind einige remisenartigen Pferdeställe, die nun anders genutzt werden, als Denkmäler klassifiziert. Sie erinnern an eine Zeit, in der sie als Abstellplätze für Fuhrwerke und Zugtiere sowie als Unterkünfte und Werkstätten dienten. Die Erhaltung solcher Gebäude trägt zur Lebendigkeit der Stadtviertel bei und stellt eine Alternative zu den oft uniformen Wohnhäusern dar. "Noch eine Lochfassade in die Koloniestraße zu setzen verschönert jedenfalls nicht das Stadtbild", schreibt der frühere Weddinger Baustadtrat Bernd Schimmler in einem Gutachten. "Um solche Uniformitäten im Stadtbild zu verhindern, sind Milieuschutzgebiete, aber auch der Denkmalschutz geeignete Instrumente. Man muss sie nur anwenden!"

Hofbegrünung ist vorbildlich

Wie der Hof mit Senatsmitteln im Jahr 1995 umgestaltet wurde, ist ebenfalls ein gutes Beispiel für nachhaltige Stadtentwicklung. Durch Ansätze wie die Begrünung der Fassaden und die Schaffung von Versickerungsstreifen wurde der ökologische Wert des Areals erheblich gesteigert. Ganz nebenbei wird nicht nur die Biodiversität erhöht, sondern auch das städtische Mikroklima verbessert. Dieser Hof könnte als Vorbild für zukünftige Projekte dienen, die den Spagat zwischen Gewerbenutzung und ökologischer Aufwertung meistern möchten.

Heute ist der Kulturhof Kolonie 10 nicht nur ein historisches Ensemble, sondern auch ein lebendiger Ort, für dessen Erhalt sich eine Gemeinschaft von Mieter:innen und Kulturschaffenden engagiert. Besonders weil dieses kulturelle Erbe durch Immobilienentwicklung bedroht wird, stellt sich die Frage, wie solche Orte gerettet werden können. Denn dieser Hof ist sowohl für die Hofgemeinschaft als auch für das kulturelle Gedächtnis der Stadt von Bedeutung.

Die Studentenapartments sind schon ganz dicht an den Hof herangerückt

Dieser Fall zeigt, wie kompliziert städtische Entwicklungsprozesse sind, bei denen verschiedene Interessen und rechtliche Rahmenbedingungen aufeinandertreffen. Die Mieter:innen und die Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz (BLN) betonen den Wert der Remisen und der Grünflächen, die nicht nur historisch und kulturell bedeutsam sind, sondern auch ökologische Funktionen erfüllen, wie die Regenwasserspeicherung im Sinne des Projekts "Schwammstadt Berlin".

Dass man sich kritisch mit den Plänen des Investors auseinandersetzt und den ökologischen Wert des Kulturhofes betont, spiegelt das wachsende Bewusstsein für den Erhalt von Stadtnatur und den Schutz von Wohnraum wider. Bleibt zu hoffen, dass die denkmalpflegerischen und ökologischen Gründe für den Erhalt des Kulturhofes langfristig dafür sorgen, dass dieses Kleinod in der Koloniestraße 10 erhalten bleibt.

Instagramprofil Kolonie 10

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