Der namenlose Platz vor dem Weddinger Rathaus sieht aus, als ob ein Riese rechtwinklig Bauklötze angeordnet hätte. Die Schiller-Bibliothek, der Rathausturm (jetzt Jobcenter), der ehemalige BVV-Saal und nicht zuletzt das Rathaus von 1930 haben einfache kubische Formen, was das ganze Ensemble etwas leblos wirken lässt. Der steinerne Platz bringt auch nicht gerade Natur in die Stadt. Zum Glück ist in dem quadratischen Flachbau am Platzrand ein Café, das dem ganzen Platz so etwas wie Leben einhaucht. Und leckeres Essen und Getränke gibt es dort auch!
Das Café Old Style von Inhaberin Özlem Özmen Eren trägt erst seit ein paar Jahren diesen Namen. Es gibt es aber schon seit über 15 Jahren. Der alte Name Simit Evi machte klar, dass es hier neben Kaffee und leckerem Tee vor allem türkische Spezialitäten wie die namensgebenden Sesamringe gab. Dementsprechend war die Kundschaft eher auf türkische oder arabische Weddinger ausgerichtet. Mit dem neuen Namen ist nicht nur ein stylischeres Innenleben eingekehrt, sondern auch eine wesentlich breiter gefächerte Speisekarte. Statt Selbstbedienung ist nun Bedienung am Platz angesagt, eine besonders freundliche sogar. Das Frühstück, das Mittagessen und die wechselnden Suppen stellen hier im Herzen des Wedding ein wichtiges gastronomisches Angebot dar.
Neben türkischem Frühstück, Omelettes, Manti oder einfach herzhaftem Backwerk bekommt ihr in dem hellen großen Gastraum auch Burger, Pizza und Pasta. Entweder setzt man sich an einen der gemütlichen dunklen Tische mit den gepolsterten Stühlen oder man fläzt sich in eine der Couches an der Wand. In einem halb offenen Nebenraum, der etwas intimer wirkt, sind die Wände bunt und mit floralen Mustern verziert. Besonders ältere Weddinger haben hier einen Treffpunkt gefunden, wo man sich in gediegener und nicht allzu hektischer Atmosphäre zum Gespräch verabreden kann. Oder einfach zu Kaffee und Kuchen, denn auch eine Tortentheke lockt die Gäste.
Was besonders auffällt, ist der wilde Stilmix, der ein wunderbares harmonisches Ganzes ergibt. Zwei verglaste Seiten des quadratischen Baus bieten den freien Blick auf die wuselige Müllerstraße und die Außenterrasse. Eine quadratische Kassettendecke und teilweise nackte Betonwände, von denen eine mit einer Figur im Street Art-Stil verziert ist, geben dem Ganzen eine rohe Anmutung. Als Kontrast dazu darf die ovale kupferfarbene Deckenlampe mit unzähligen Leuchtkörpern und edel daherkommenden Glasschmuck gelten. Unechte Trägerelemente und Bögen geben dem Ganzen wiederum eine nostalgische, rostige Note. Auch der Boden mit sechseckigen Fliesen ist bemerkenswert, da auch er zu einem mondänen Gesamtbild beiträgt.
Und nicht zuletzt geht's im Wedding kaum zentraler, das Café Old Style ist einfach da, wo das Herz der Müllerstraße schlägt.
Café Old Style, Müllerstraße 147, täglich 7-21 Uhr geöffnet, Webseite Café Old Style
Hallo
solange es noch Simit Evi hieß… Dementsprechend war die Kundschaft eher auf türkische oder arabische Weddinger ausgerichtet… mir ist das egal gewesen, wenn ich der einzige Deutsche war , der dort sein Kaffee und leckere Tortenstücke vernascht habe
Wochenend und Sonnenschein
Hallo Herr Faust,
Sie haben recht, es ist bis jetzt der einzige Lichtblick auf dem Platz, mit den Blumenkästen, früher gab es ja eine Art Hecke zum Gehweg hin und einen kleinen Brunnen.
Jetzt gibt es nicht mal einen Wasserspender, ältere Leute wollen/können nicht immer eine Wasserflasche mitschleppen und viele können sich das Cafe schlicht nicht leisten.
Vielleicht könnte man ja ein paar der Stadtmöbel von der Genterstrasse unter die Bäume am Rathausplatz verschieben?
Liebe Grüße Susanne Ringel
Das Simit Evi hat mir besser gefallen. Da passte Form zur Funktion und es gab keinen Schnick-Schnack. Es war eine stimmige 60er-Jahre Einrichtung. Das Old-Style sieht aus, als wäre jemand mit dem Einkaufswagen durch ein Dekorationshaus gefahren. Aber, wenn ich richtig informiert bin, sind die Tage des Pavillons ja gezählt. War da nicht ein baldiger Abriss wegen Baumängeln geplant?