Wohl jeder im Wedding kennt die Panke, die tatsächlich ein Fluss ist und kein Kanal. Doch die letzten Meter der Panke vor ihrer Mündung sind ein besonders interessanter Abschnitt, weil sie historisch nämlich gar nicht der Flusslauf sind, sondern ein künstliches Gewässer. Denn ursprünglich floss die Panke nicht Richtung Sellerstraße, sondern durch das heutige Charité-Gelände zur Spree auf Höhe Friedrichstraße.
Die Geschichte dieses Wasserlaufs begann 1705, als der preußische König die Panke für Treidelboote schiffbar machen wollte. Dafür musste ein Kanal gegraben werden, der Schönhauser Graben genannt wurde, da die schiffbare Strecke am Schloss Schönhausen am mittleren Pankelauf enden sollte. Der Kanal führte bis zum heutigen Nordhafen, zweigte dann nordöstlich ab (wie die heutige Panke) und endete dann nach 900 Metern an der heutigen Schönwalder Straße, wo er auf die natürliche Panke traf.
Heute ist der südliche Schönhauser Graben im Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal aufgegangen, der 1848-1859 gebaut wurde. Nun gab es zwei Mündungsarme der Panke, eine "Neue Panke" zwischen Schönwalder Straße und dem Nordhafen und den Altarm der Panke. Dieser Südarm durch den Ostteil Berlins bekam nur den kleineren Anteil an Wasser ab. Schließlich wurde er 1961 nach dem Mauerbau von der Neuen Panke „abgeklemmt“, sodass die Panke südlich der Nordbahn am Bahnhof Wollankstraße ein rein Westberliner Fluss wurde. Die "alte Panke" wurde verrohrt und fiel bis auf Regenwasser trocken.
Auf Berliner Gebiet weist die Panke sehr schlechte Gewässerwerte auf. Es gibt zu wenige Fische und auch zu wenige Vielfalt. Neben der ungünstigen Struktur als schnell fließendes Gewässer ohne natürliche Uferbereiche liegt das auch daran, dass Fische den Gewässerlauf nicht durchwandern können. Ausgerechnet am "!künstlichen Ende" der Panke wurde jetzt mit Maßnahmen begonnen, die Gewässerstruktur zu verbessern. Zuerst wurde die 1988/89 gebauten Rechenanlage an der Schulzendorfer Straße umgestaltet, wo tonnenweise Müll und Unrat aus dem Fluss gefischt werden. 2020 wurde die Anlage saniert. Für die Wanderung größerer Fischarten, die in der Panke nach den Umbauarbeiten zur Revitalisierung erwartet werden, wurden im Rechengitter extra Lücken in Sohlnähe vorgesehen. So haben Aland, Döbel und Hecht künftig die Chance, durch das Rechengitter hindurch in der Panke aufzusteigen.
Gehen wir 450 Meter weiter nach Westen, wo die Panke die Chausseestraße unterquert hat und am Erika-Heß-Eisstadion vorbeigeflossen ist. Das Nordhafenvorbecken bildet den künstlich geschaffenen Endpunkt der Panke. Das Pankewasser stürzt an einem 2,8 m hohen Wehr in das Becken. Der Absturz stellt ein unüberwindbares Hindernis für die Wanderung von Wassertieren aus den Berliner Gewässern in die Panke dar. Daher hat man dort 2023 eine Fischwanderhilfe (Fischtreppe) angelegt. Zum Nordhafenvorbecken und dem Nordhafen als Teil des Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanals gibt es nun keine Hindernisse mehr.
Zurück zur Rechenanlage. Das einzige Schlauchwehr, das es im Land Berlin gibt, befindet sich an der Panke, kurz vor dem Rechenwerk. Dabei kann ein Schlauch mit Luft gefüllt werden, damit sich das Wasser aufstaut. Diese Technologie gibt es erst seit den 1950er Jahren, und in ganz Deutschland gibt es nur etwa 70 Schlauchwehre.
Doch warum wurde an der Panke so kurz vor ihrer Mündung in den Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal ein Schlauchwehr eingebaut? Der Grund dafür ist, dass seit 1991 der alte Arm der Panke, die Südpanke, nach und nach wieder freigelegt wurde. Damit dort auch echtes Pankewasser fließen kann, ist baulich alles vorbereitet worden. Um das Jahr 2000 begannen Planungen zur Rückverlegung der Panke als offenes Gewässer. Am Schlauchwehr an der Schulzendorfer Straße kann die Panke nun bei Bedarf aufgestaut werden. Über vier Rohrklappen kann das Wasser in ihren alten Flussverlauf abfließen. Zu sehen ist davon allerdings nichts, denn der Altarm wurde in ein Rohr unter den in den 1956 angelegten Südpankepark verbannt. Nur noch Gullys im Park lassen die Panke erahnen.
Auch wenn dies nicht permanent erfolgt, ist doch der Altarm (inzwischen Südpanke) genannt, zumindest hinter einem offenen Durchgang an der Chausseestraße 88 zeitweise als offenes Gewässer erlebbar. Es gibt noch kleinere, nicht freigelegte Abschnitte, insbesondere zur Mündung in die Spree hin, aber immerhin darf die Panke jetzt von Zeit zu Zeit wieder ihren alten Lauf nehmen.
Links
Hier findet ihr eine fotografische Dokumentation der Südpanke