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Zahl steht für einen Stadtteil:
Die 65 lässt sich nicht unterkriegen

Heu­te ver­drü­cken wir ein­mal eine Trä­ne über eine Zahl. Bit­te was? Nun, immer­hin geht es hier um zwei Zif­fern, die die Men­schen, die Gebäu­de und das Lebens­ge­fühl eines gan­zen Bezirks reprä­sen­tier­ten. 65 – das steht wie kein ande­res Sym­bol für den Wed­ding, ist ein Code und schafft Zusam­men­halt. Vor 30 Jah­ren, im Juli 1993, war damit offi­zi­ell Schluss – doch die 65 lässt sich nicht wirk­lich unterkriegen. 

Damals wur­den für das wie­der­ver­ei­nig­te Deutsch­land, in dem es zwei ver­schie­de­ne Post­leit­zah­len­sys­te­me gab, neue fünf­stel­li­ge Post­leit­zah­len ein­ge­führt. Der Wed­ding erhielt dabei über­wie­gend den schnö­den Num­mern­be­reich 133XX zuge­teilt. Das war doch deut­lich sper­ri­ger als die schö­ne Zahl 65, die zuvor gan­ze 131 Jah­re lang sowohl für den Wed­ding als auch für Gesund­brun­nen stand. Die 65 stif­te­te Iden­ti­tät. Außer­dem war sie die höchs­te Zahl, die in Ber­lin ver­ge­ben war – alle ande­ren Bezir­ke stan­den sozu­sa­gen “unter dem Wedding”. 

Fotos: Samu­el Orsenne

1993 war Schluss mit “1000 Ber­lin 65”, 2001 dann auch mit dem “Bezirk Wed­ding”. Und doch schei­nen die Wed­din­ger sich ihre gemein­sa­me Iden­ti­tät nicht neh­men zu las­sen. Im Orts­teil Gesund­brun­nen füh­len sich die meis­ten immer noch mit dem Wed­ding ver­bun­den, mit dem sie 80 Jah­re lang einen Bezirk gebil­det haben. Und die Zahl 65 fin­det sich immer noch zwi­schen Plöt­zen­see und Böse­brü­cke an Later­nen­mas­ten, Auf­kle­bern und Haus­wän­den, auf alten wie neu­en Graf­fi­tis. Sie ist und bleibt der Code für den Stadt­teil – ähn­lich wie bei SO 36 und SW 61. Nur dass die Wed­din­ger “65” in Ber­lin eben noch immer die höchs­te ist.

Wenn wir uns also das nächs­te Mal in der War­te­schlan­ge in der Post­fi­lia­le an der Mül­lerstra­ße ärgern: Wenigs­tens die Zahl 65 haben wir der guten alten Schne­cken­post zu ver­dan­ken – zwei Zif­fern, die jeden Wed­din­ger und jede Wed­din­ge­rin erfreu­en, wenn sie sie sehen.

Die Geschichte der Postleitzahlen in Berlin

Schon seit 1861 gehör­te das Gebiet des spä­te­ren Bezirks Ber­lin-Wed­ding zur Stadt Ber­lin. Die­se wur­de ab dem 15. Mai 1862 in num­me­rier­te Post­zu­stell­be­zir­ke ein­ge­teilt. Ähn­lich wie heu­te noch in Lon­don bestand die Bezeich­nung der Zustell­be­zir­ke nicht nur aus einer Zahl, son­dern auch aus einem Buch­sta­ben, der für eine Him­mels­rich­tung stand. Es gab ein C für Cen­tral (also das Zen­trum), NO (Nord­ost), O (Ost), SO (Süd­ost) , S (Süden) , SW (Süd­west) , W (Wes­ten), NW (Nord­wes­ten) und N (Nor­den). Dahin­ter folg­te die Num­mer. In den bei­den Kreuz­ber­ger Kiezen SO 36 und SO 61 hat sich die­se Bezeich­nung aus dem 19. Jahr­hun­dert bis heu­te erhal­ten. Das Gebiet des spä­te­ren Bezirks Wed­ding lag hin­ge­gen voll­stän­dig im Nor­den, bekam also Post­zu­stell­be­zir­ke mit einem “N”. Jetzt kommt die Zahl 65 in Spiel – das ent­spre­chen­de Post­amt “N 65″ befand sich in der Schul­stra­ße 7, spä­ter in der Gericht­stra­ße. Es gab aber auch die Zustell­be­zir­ke N 39 in der Rei­ni­cken­dor­fer Stra­ße, N 90 in der Brun­nen­stra­ße, N 91 Acker­stra­ße, N 19 in Pan­kow und N 31 Use­do­mer Stra­ße, die für Tei­le des spä­te­ren Bezirks Wed­ding zustän­dig waren. Das 1928 in der Gericht­stra­ße gebau­te Post­amt im Stil der Neu­en Sach­lich­keit war nach sei­ner Fer­tig­stel­lung das Post­amt N 65.

1962 wur­den für die Bun­des­re­pu­blik und Ber­lin (West) vier­stel­li­ge Post­leit­zah­len ein­ge­führt, Ber­lin bekam dabei die 1000. Die­se konn­te bis 1975 auch auf “1 Ber­lin” ergänzt um die Num­mer des Zustell­post­amts ver­kürzt wer­den. Alle Zustell­post­äm­ter hat­ten zwei­stel­li­ge Nummern: 

10, 12, 13, 19 waren Char­lot­ten­burg, 15, 31, 33 Wil­mers­dorf, 20 Span­dau, 21 Moa­bit, 22 Kla­dow, 26 Wit­ten­au, 27 Tegel, 28 Herms­dorf, 30 Schö­ne­berg-Nor­d/­Tier­gar­ten, 36 Kreuz­berg-Ost, 37, 38, 39 Zehlen­dorf, 41, 46 Ste­glitz, 42 Tem­pel­hof, 44, 47 Neu­kölln, 48,49 Marienfelde/Lichtenrade, 61 Kreuz­berg-West, 62 Schö­ne­berg-Süd und 65 mit der höchs­ten Zahl Wedding.

Neue Post­leit­zah­len ab 1993

Exklu­siv für den Wed­ding sind die ers­ten drei Zah­len 133XX (von klei­nen Über­schnei­dun­gen im Nor­den abge­se­hen, wo auch Rei­ni­cken­dor­fer Adres­sen die 133XX beka­men). Nur das Wed­din­ger Gebiet um den Kurt-Schu­ma­cher-Damm und den Kap­weg gehört pos­ta­lisch zu Rei­ni­cken­dorf und hat die 13405.

Joachim Faust

hat 2011 den Blog gegründet. Heute leitet er das Projekt Weddingweiser. Mag die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen gleichermaßen.

8 Comments Leave a Reply

  1. @ det­lef kutsch schön das sie ne mei­nung haben ‚die­se ist aber falsch so36 west­teil und so61 ost­teil , sw61 wur­den sie spä­ter erst.

    • Dank für die Info. SO61 ist mir neu, weil ich es in mei­nem Arbeits­le­ben, vie­le Jah­re n den 1960ér Jah­ren in Kreuz­berg, nicht brauch­te. Gruss Det­lef Kusch.

  2. Lei­der wird uns immer wie­der alles neue vor­ge­ge­ben und wir müs­sen uns dem fügen! Somit ist immer mehr gutes altes für immer verloren!!

  3. Hal­lo
    gefun­den auf ….. https://altepostleitzahlen.wixsite.com/alte-postleitzahlen/1
    Zustell­post­amt Stadt­teil alter Name ver­sorg­te Stadtteile
    1 Ber­lin 10 Char­lot­ten­burg Char­lot­ten­burg 1
    1 Ber­lin 12 Char­lot­ten­burg Char­lot­ten­burg 2
    1 Ber­lin 13 Sie­mens­stadt Sie­mens­stadt Charlottenburg-Nord
    1 Ber­lin 15 Wilm./Charl. W 15
    1 Ber­lin 19 West­end Char­lot­ten­burg 9 Eich­kamp, Ruhleben
    1 Ber­lin 20 Span­dau Span­dau 1 Staa­ken, Hasel­horst, Wil­helm­stadt, Hakenfelde
    1 Ber­lin 21 Moa­bit NW 21 Hansaviertel
    1 Ber­lin 22 Kla­dow Kla­dow Gatow
    1 Ber­lin 26 Wit­ten­au Wit­ten­au Mär­ki­sches Viertel
    1 Ber­lin 27 Tegel Tegel 1 Borsig­wal­de, Kon­rad­s­hö­he, Hei­li­gen­see, Tegelort
    1 Ber­lin 28 Herms­dorf Herms­dorf 1 Froh­nau, Waid­manns­lust, Lübars
    1 Ber­lin 30 Schö­ne­berg-Nord W 30 Tiergarten
    1 Ber­lin 31 Wil­mers­dorf Wil­mers­dorf 1 Halensee
    1 Ber­lin 33 Gru­ne­wald Gru­ne­wald 1 Dah­lem, Schmar­gen­dorf, Wilmersdorf-Süd
    1 Ber­lin 36 Kreuz­berg-Ost SO 36
    1 Ber­lin 37 Zehlen­dorf Zehlen­dorf 1 Schlach­ten­see, Schönow
    1 Ber­lin 38 Niko­las­see Nikolassee
    1 Ber­lin 39 Wann­see Wann­see 1
    1 Ber­lin 41 Ste­glitz Ste­glitz 1 Frie­den­au, Südende
    1 Ber­lin 42 Tem­pel­hof Tem­pel­hof 1 Mariendorf
    1 Ber­lin 44 Neu­kölln Neu­kölln 1
    1 Ber­lin 45 Lich­ter­fel­de Lich­ter­fel­de 1
    1 Ber­lin 46 Lank­witz Lank­witz 1
    1 Ber­lin 47 Britz Britz 3 Buc­kow, Rudow, Gropiusstadt
    1 Ber­lin 48 Mari­en­fel­de Marienfelde
    1 Ber­lin 49 Lich­ten­ra­de Lich­ten­ra­de 1
    1 Ber­lin 51 Rei­ni­cken­dorf Reinickendorf
    1 Ber­lin 61 Kreuz­berg-West SW 61
    1 Ber­lin 62 Schö­ne­berg-Süd Schö­ne­berg 1
    1 Ber­lin 65 Wed­ding N 65 Plöt­zen­see, Westhafen
    Wie immer Grüße

  4. Mei­ner Mei­nung nach gab es kein SO61, son­dern SW61. Mit der Bezirks­zahl 46 war Lank­witz gemeint. Es grüsst ein gebür­ti­ger N65-Weddinger.

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