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Rezension “Die Guten und die Toten”:
Thriller aus der rumpligen Drontheimer

19. Oktober 2023

Der Roman „Die Guten und die Toten″ ist kein Kri­mi, obwohl eine Haupt­kom­mis­sa­rin mit­spielt und es reich­lich Tote gibt. Statt der Fra­ge, wer der Mör­der ist, steht eine ande­re Fra­ge im Zen­trum. Doch wel­che ist das eigent­lich? Das The­ma der Geschich­te bleibt zunächst unter einer rau­en Scha­le verborgen. 

Die Guten und die Toten
“Die Guten und die Toten” in der Dront­hei­mer Stra­ße. Foto: And­rei Schnell

So rau wie der Ein­stieg, bei dem der Leser eine Kampf­sport­sze­ne auf einem nächt­li­chen S‑Bahnhof prä­sen­tiert bekommt. Damit ist klar, Gewalt spielt ein gro­ße Rol­le in dem Buch. Des­halb hat der Ver­lag das Wort Thril­ler auf das Cover gedruckt. Aber kei­ne Angst, den Atem ver­schlägt „Die Guten und die Toten″ nicht. Aber zur Sei­te legen möch­te man das Buch auch nicht. Man will wis­sen, wie es wei­ter­geht mit der Kom­mis­sa­rin, die ver­sucht, ihr Leben selbst­be­wusst in die Hand zu neh­men. Und dabei in ihrem Bru­der, der sich in ihrer Woh­nung breit macht, eines ihrer größ­ten Hin­der­nis­se fin­det. Und auch auf den nächs­ten Schritt des schweig­sa­men, allein­er­zie­hen­den Vaters, mit dem auf­ge­weck­ten Kind im Vor­schul­al­ter, bleibt der Leser wäh­rend der 250 Sei­ten neu­gie­rig. Schafft er es, den Ver­fol­gern aus sei­ner Ver­gan­gen­heit zu ent­ge­hen? Ach ja, und dann ist da noch die Lei­che im Kof­fer­raum, die­ser Mord muss auch noch auf­ge­klärt wer­den. Die Geschich­te spielt in Ber­lin, pen­delt zwi­schen einem ver­lot­ter­ten Park­haus im Zen­trum Char­lot­ten­burgs und der rump­li­gen Dront­hei­mer Stra­ße im Gesundbrunnen.

Das Ende wird durch den Titel ver­ra­ten: Die Guten über­le­ben, die Bösen ster­ben. Und zwi­schen all dem Blut­ver­gie­ßen kom­men den Hel­den immer wie­der ihre Gefüh­le in die Que­re. Denn Gefüh­le sind das, woge­gen bis­lang noch kei­ne Kampf­sport­art erfun­den wur­de. Vor die­ser Erkennt­nis ste­hen die Kom­mis­sa­rin Nihal genau­so wie Saad, der Mann, der aus dem Schwei­gen kam. So sind die bei­den auf eine gewis­se Wei­se in Gewalt vereint.

Aus­ge­dacht hat sich den Roman Kim Koplin. Hin­ter dem Pseud­onym kann eine Autorin oder ein Autor ste­cken. Erfah­re­ne Kri­mi- und Thril­ler­le­ser kön­nen ver­su­chen, am Stil zu erra­ten, wer hier uner­kannt schrei­ben möch­te. Der Ver­lag ver­rät: „Kim Koplin lebt und arbei­tet in Ber­lin, Frank­reich und Ita­li­en und heißt nicht wirk­lich Kim Koplin, hat aber schon meh­re­re erfolg­rei­che Bücher geschrie­ben.″ Das Buch kos­tet 16 Euro und ist im Mai erschienen.

Logo Weddinger Allgemeine Zeitung

Der Text ent­stand in Zusam­men­ar­beit mit der Wed­din­ger All­ge­mei­nen Zei­tung (–> E‑Paper), der gedruck­ten Zei­tung für den Wed­ding. Autor ist And­rei Schnell.

Andrei Schnell

Meine Feinde besitzen ein Stück der Wahrheit, das mir fehlt.

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